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Meier-Graefe, Julius
Pyramide und Tempel: Notizen während einer Reise nach Ägypten, Palästina, Griechenland und Stambul — Berlin, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.27195#0435
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EXTEMPORALIEN

Seit acht Tagen wieder in Athen. — Strauß ist noch hier.
Wir trafen ihn am Abend bei dem deutschen Geschäfts-
träger. Einige sehr sympathische Griechen, die alle ausge-
zeichnet Deutsch sprachen, waren auch da; von Deutschen
Thomas und ein Wiener Architekt mit seiner hübschen
Frau. Die Griechen, meist Politiker, wußten auffallend gut
im griechischen Kunstbesitz Bescheid, und ein Minister
a. D. kannte jedes Stück der Antike. Der x\ckerbauminister
sprach wie ein gelernter Archäologe über Kreta. Strauß
schwärmte. Er hat hier erfolgreiche Konzerte gegeben und
will sich für seine Oper Helena umsehen. Jeder setzte bei
uns dieselbe Begeisterung voraus, und ich ließ sie natür-
lich dabei. Thomas, der sich dauernd im Hintergrund
hielt, hatte, wenn ich ihn ansah, ein niederträchtiges Lä-
cheln und ließ einmal verlauten, es sei mir wohl inzwi-
schen einiges aufgegangen. Seine dicken Brillengläser
blitzten, und das Hemd quoll ihm aus dem Smoking her-
aus. Babuschka stand dabei und sah mich an. Ich kam
mir wie ein Schwerverbrecher vor und trank unverhält-
nismäßige Mengen. Strauß bewundert ehrlich und genießt
vielleicht noch intensiver seine Bewunderung als ihr Ob-
jekt. Ich entrollte die Landschaft, kam mit dem Volk. Das
hörten die Griechen gern, während Thomas einen
Fluntsch zog. Strauß nickte. Freilich, die Landschaft, na-
mentlich wie die Tempel darin ständen. Die Tempel gaben

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