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Meier-Graefe, Julius
Die weisse Strasse — Berlin, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.30357#0066
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Der kleine Balte blieb stehen und iieß uns ein-
steigen. Scholl schwang sich hinauf.

„Bitte!“ sagte ich zu dem Balten, um ihm den
Vortritt zu lassen.

„Bitte!“ sagte er höfhch.

Es ist imrner angenehm, in einen leeren Wagen
zu kommen. Zu fünf Mann einen ganzen Wagen
mit drei Abteilungen zu haben, ist traumhaft. Die
Bänke waren sauber. Die Lehnen zum Hochklappen,
wodurch die doppelte Anzahl Bänke entstand; die
Tischbretter unter den Fenstern ebenfalls zum
Hochklappen, die Sitze ein wenig geschwungen.
Das Holz wie gepolstert, namenthch wenn man
lange gestanden hatte.

Der Transportführer stellte sich vor: Peter Remken.
Er werde die Ehre haben, uns eine größere Strecke
Weges zu begleiten.

Die anderen standen wie die Stockfische da. Ich
beeilte mich, ihm zu versichern, daß es uns sehr
angenehm sei.

Herr Remken packte seine altmodische Reise-
tasche aus, größere Mengen von Brot, Zucker, Tee,
Schinken und einen kleinen blechernen Kessel für
Teewasser, genannt „Tschainik“. Der Zug blieb
noch mehrere Stunden auf der Station. Wir durften
einen Soldaten von der Wache, die im ersten Teil
des Waggons hauste, nach dem Bahnhof schicken
und Vorräte kaufen lassen. Es gab harte Eier, Käse,
Wurst, sogar Butter und gutes Weißbrot. Herr
Remken klappte die Lehnen der Schmalseite unseres
Abteils auf. So entstand ein Büfett.

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