Meier-Graefe, Julius: Die weisse Strasse (Berlin, 1930)

noch allerlei andere Genüsse leisten. Die alte Bade-
frau fragte zweimal, ob ich wirklich nur ein Bade-
tuch brauchte, und sie nicht doch noch etwas be-
stellen solle. „Bestellen!“ war das geflügelte Wort
der Kriegsgefangenen in dem Stockwerk. Als ich
einen Stiefel an die Tür warf, brummte sie und
zog ab.

Ich riß mir die Kleider vom Leibe. Wenn man
je noch einmal nach Hause kam, riß man sich ebenso
die Kleider vom Leibe. Sie kamen auf einen Haufen
hinten im Hof bei dem Hundestall und wurden ver-
brannt mitsamt allem Dreck und Blödsinn. Wenn
sich das alies auf einmal verbrennen ließe.

Der Ruheraum hatte das Fenster und das ekel-
hafte Ledersofa. Daran stieß nach hinten der Raum
mit der Wanne, und daneben war das dunkle Loch
mit dem Dampf. Ich versuchte es noch einmal mit
deiner Stimme, natürlich viel zu früh und gleich
zu gewaltsam. Es mußte wiederkommen, während
man gar nicht daran dachte. Natürlich konnte ein
an Tätigkeit gewohntes Gehirn den Blödsinn der
Krepost, den Stumpfsinn vorher an der Front nicht
ohne weiteres verdauen. Man konnte sich eine Rache
des geschundenen Verstandes vorstellen, eine Re-
aktion, die, nachdem man so und solange nur rohen
Nutzen und Albernheit vor sich gehabt hatte, jetzt
alles, was nicht gemeine Notdurft war, abtat. Man
hätte sich das denken können, aber ich spielte nur
mit einer würdigen Erklärung, über die man ein
Feuilleton schreiben konnte, dachte dabei etwas
ganz anderes. Wenn es nicht wieder kam, nur als
Hypothese: wenn es, nicht heute, morgen, in vier-

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