cation sentimentale den Berg hinan, und oben lachte
man noch wie früher, vielleicht etwas hastiger, immer
noch lustig.
Ja, es gab noch Gesichter. Das blieb wohl in alle
Ewigkeit so. Aber es bewies nichts. Es gab auch
noch in Athen und Rom Gesichter aus der Zeit des
Sokrates und des Brutus, heroische Larven, die
um zehn Centesimi bettelten, Adonisgestalten, die
mit Bauch und Froschmaul richtiger gewesen wären.
In Paris vermehrten sich die Althändler wie die
Fliegen, und die Leute, die etwas hinzufügten,
starben aus. Man ging nicht hin, um den Louvre
und das Mausoleum Napoleons zu sehen. Gräber
gab es zu Hunderten in der Welt. Leben wollte man
in Paris. Paris aber begann zu essen und zu trinken
und schlafen zu gehen wie jede andere Stadt und gab
seinen Geist auf. Auf dem Boulevard liefen die Leute
zu ihren Geschäften. Paris wurde praktisch. Und
das war alles ganz selbstverständlich und ein Glück
für Paris, Zeichen, daß es noch Kraft hatte, mehr
als Ruine zu sein, und auch diese Revolution über-
stand. Nur wurde für uns etwas anderes daraus. Es
kam mit in die Reihe der großen Bedürfnisanstalten,
stand hinten im Kursbuch unter den schnellsten
Reiseverbindungen, genau wie Breslau und Klodnitz,
fettgedruckt, weil es groß war. Im Geist hatte es
schon den Hängebauch und das Froschmaul.
Es waren aber nicht die paar Symptome des Pariser
Niedergangs, was meine Ansicht bestimmte. Die zog
ich erst nachträglich heran, um den Instinkt zu recht-
fertigen, wie man Haß oder dergleichen durch An-
lässe zu erklären sucht. Das Unheimliche war die
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man noch wie früher, vielleicht etwas hastiger, immer
noch lustig.
Ja, es gab noch Gesichter. Das blieb wohl in alle
Ewigkeit so. Aber es bewies nichts. Es gab auch
noch in Athen und Rom Gesichter aus der Zeit des
Sokrates und des Brutus, heroische Larven, die
um zehn Centesimi bettelten, Adonisgestalten, die
mit Bauch und Froschmaul richtiger gewesen wären.
In Paris vermehrten sich die Althändler wie die
Fliegen, und die Leute, die etwas hinzufügten,
starben aus. Man ging nicht hin, um den Louvre
und das Mausoleum Napoleons zu sehen. Gräber
gab es zu Hunderten in der Welt. Leben wollte man
in Paris. Paris aber begann zu essen und zu trinken
und schlafen zu gehen wie jede andere Stadt und gab
seinen Geist auf. Auf dem Boulevard liefen die Leute
zu ihren Geschäften. Paris wurde praktisch. Und
das war alles ganz selbstverständlich und ein Glück
für Paris, Zeichen, daß es noch Kraft hatte, mehr
als Ruine zu sein, und auch diese Revolution über-
stand. Nur wurde für uns etwas anderes daraus. Es
kam mit in die Reihe der großen Bedürfnisanstalten,
stand hinten im Kursbuch unter den schnellsten
Reiseverbindungen, genau wie Breslau und Klodnitz,
fettgedruckt, weil es groß war. Im Geist hatte es
schon den Hängebauch und das Froschmaul.
Es waren aber nicht die paar Symptome des Pariser
Niedergangs, was meine Ansicht bestimmte. Die zog
ich erst nachträglich heran, um den Instinkt zu recht-
fertigen, wie man Haß oder dergleichen durch An-
lässe zu erklären sucht. Das Unheimliche war die
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