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Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 1,1): Kreis Meiningen: Amtsgerichtsbezirk Meiningen (die Stadt Meiningen und die Landorte) — Jena, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.19308#0518
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Am oberen Ende des Dorfes stand einst eine hennebergische Burg (Kemenate).
Drei Zinsgüter waren zu Anfang des 14. Jahrhunderts dem Johanniter hause
zu Kühndorf eingeräumt, welches sie, wie es scheint, dem Ritter Gerlach v. Graluck
(Kralach) verafterlehnt hatte, im Jahre 1331 aber, als der Ritter Burgmann in
Salzungen wurde und seinen Wohnsitz dahin verlegte, an den Ritter Volknand
Wolf v. Landsivehr gegen gewisse Utendörfer Zinshöfe austauschte. Wolf v. Lands-
wehr trägt seine Melkerser Güter dem Grafen Berthold von Henneberg zu Lehen
auf (Henneb. Urk. V, 81). Im Besitz des Vorwerks sind 1317 dem hennebergischen
Lehnsverzeichniss zufolge Kunracl Emeharts (?) Kinder (Schlütes, Diplom.Gesch.il,
S. 58). Ein Drittel des Lehnsgutes war um 1400 in den Händen der Truchsess
v. Wildberg, die zwei anderen Drittel der Familie Wolf. 1415 dagegen wird
Balthasar vom Berge mit einem Gute zu deme Melkers vom Grafen Wilhelm
von Henneberg belehnt (Henneb. Urk. VI, 22), 1422 Hans vom Berge (Henneb. Urk. VI,
198; VII, 29). Karl Truchsess Ritter zu Wildberg verkauft 1441 mit Zustimmung des
Grafen Wilhelm ein guet zu Melkers an die Liebfrauenkirche zum Christus (d. i.
Christes im Kreise Schleusingen), den übrigen Besitz an Biet: v. d. Tann und die
Kirche zu Meiningen. Der Tann sehe Antheil kam 1450 an die zu Walldorf an-
gesessenen Gebrüder Kunz und Erhard Trott als Sohn- und Töchterlehen; in dem
Verkaufsbrief (Henneb. Urk. VII, 262) wird ausser dem Hof auch ein „Burgwall" zu
dem Melkers erwähnt. 1507 gelangte dieser Antheil an die Marschalk v. Walldorf
und fiel 1607 der Herrschaft heim. Den Wolf sehen Antheil erbten 1496 die
v. Diemar und v. Hessberg, die ihn in 15 kleinere Güter zerschlugen und an die
Ortsbauern vererbten. Der Diemarsehe Antheil gelangte 1847 au den meiningi-
schen Staat, der Hessberg sehe durch Kauf an die Marschalk, 1621 an den Kanzler
Schröter, weiterhin an Salomo Zink, den v. Ilten, Rath Krell, die Familie v. Fahnen-
berg.

Bis 1840 war Melkers politisch dem Amt Wasungen zugetheilt. In kirchlicher
Beziehung war es vor 1685 Filial von Walldorf; damals aber wurde es mit
Dreissigacker verbunden, bei dem es bis 1841 verblieb. Seitdem ist das frühere
Verhältniss wiederhergestellt.

Die alte Schule war 1707—1708 von Baumeister Heinr. Keiner erbaut
worden; 1838 wurde sie reparirt. Am 18. Juni 1895 wurde der Grundstein zur
jetzigen Schule gelegt.

Ueber den Erwerb der Wüstung Hatles s. S. 52.

Litteratur: Brückner, Landeskunde II, S. 139. — Fritze, Dorfbilder, S. 7. — Heim,
Chronik II, S. 32. — Voit, Landeskunde, S. 226. L. Hertel.

Die K i r C h e ist ein mit Putz beworfener F ac h w e rk s b a u, im Aeussern ohne
Kunstformen, erbaut nach Ausweis der Baurechnungen in den Jahren 1687/88.
Aus dieser Zeit stammt das untere Stockwerk. Die Baukosten betrugen 248 Gulden
7 Groschen 2 Kreuzer. Das obere Stockwerk ist im Jahre 1791 erbaut. Darauf
deutet die Inschrift an einem Balken der Südwestseite: Johann Jacob Lötz Schulths
1791. Auf dem Dach der Kirche steht der Thurm, ebenfalls aus Fachwerk. Er
hat ein Satteldach, dessen Flächen in der Form eines Kielbogens geschweift sind.
Die Form dieses Daches ist ähnlich dem Thurmdach des ehemaligen Unteren Thores
in Meiningen und der Kirche in Schlechtsart. (Der Thurm in Schlechtsart
 
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