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Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 1,1): Kreis Meiningen: Amtsgerichtsbezirk Meiningen (die Stadt Meiningen und die Landorte) — Jena, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.19308#0592
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500

Stepfershausen, Kirche.

Meiningen. 500

dann die Priester Johann und Eonrad Eberwyn mit ihrer Schwester Else, 1371
Göpel Grass. 1389 werden die Brüder Heinz und Fritz v. d. Tann vom Grafen
Heinrich von Henneberg- mit den Dörfern Herpf und Stepfershausen belehnt, bei
welcher Gelegenheit die befestigten Kirchhöfe daselbst erwähnt werden. 1415 ist
Balthasar am Berg mit einer Hube, 1428 Ko?irad Meister mit einem Freihaus zu
Stepfershausen belehnt. Weiterhin finden wir hier begütert die Familien am Bach,
v. Bisa, Stock, Morre, Schildnitz, v. Heldritt, v. Hanstein. Nach dem dreissigjährigen
Kriege, der wie anderwärts so auch hier seine verderblichen Wirkungen äusserte,
kaufte der mecklenburgische Kittmeister Rapp die einzelnen Theile des Rittergutes
zusammen (1652). Als er 1666 kinderlos mit Tod abging, fiel es der Herrschaft
heim und wurde an die Gebrüder v. Baumbach verkauft. 1699 übernahm es der
Geheimrath Konsistorialpräsident F. H. v. Tilemann, der 1700 das alte Sehloss
abbrach und ein neues erstehen liess. Ausser Stepfershausen hatte der geschäfts-
gewandte Beamte auch den Craimarhof und Geba erworben. Die Hälfte des
Stepfershäuser Lehngutes ging auf seine drei Söhne über, von denen Nikolaus
Heinrich die Würde eines meiningischen Geheimraths und Hofmarschalls innehatte.
Danach fiel das Gut abermals an die Herrschaft zurück (1750); die Mannlehnstücke
wurden an mehrere Nachbarn überlassen, das Sehloss 1806 niedergelegt und der
Platz in Gärten verwandelt. Die Töchterlehen fielen an die v. Donop und v. Rhön,
später an die v. d. Tann.

Kirchliches: Stepfershausen unterstand anfangs der Martinskirche zu
Meiningen, erhielt indes sehr frühzeitig eine eigene Kirche und wurde nun mit
Unterkatz verbunden. Bei der evangelischen Visitation beschloss man, Stepfers-
hausen zu einer selbständigen Pfarrei zu erheben (Germann, Forster, S. 62, Nachtr.)
und diese zum Decanat Kaltennordheim zu schlagen. Späterhin wurde sie dem
von Massfeld unterstellt. Das Patronat gehörte den Grafen von Henneberg. Seit
1672 sind Herpf und Stepfershausen kirchlich wieder mit der Superintendentur
Meiningen vereinigt. — Das Pfarrhaus ist 1591 erbaut, die frühere Schule 1847,
die gegenwärtige 1879.

1576 litt das Dorf durch eine grosse Feuersbrunst beträchtlich; dann wurde
es 1634 von einem sächsischen Lieutenant wegen verweigerter Schätzung fast gänzlich
niedergebrannt. Ebenso wurde Stepfershausen 1879 durch ein grösseres Brand-
unglück betroffen.

Litteratur: Bergner, Befestigte Kirchen, Zeitschr. f. christl. Kunst 1901, Nr. 7. S. 213. —
Brückner, Landeskunde II, S. 142. — Brückner, Pfarrbuch, S. 306—324. — Maaser, Ueber
Burgrechte, Beitr. d. Henneb. Alterthumsf. Ver. III, S. 72—77. L. Hertel.

Die Kirche liegt auf dem höchsten Punkt des Dorfes inmitten einer ehemaligen
Befestigungsanlage, von welcher noch der alte Thorthurm und der grösste
Theil der hohen Ringmauer erhalten sind. Der älteste Theil der ganzen Anlage
ist, wie bei manchen anderen Kirchenburgen in diesen Gegenden, nicht die Kirche,
sondern die Ringmauer. Diese kann, nach dem Charakter des Mauerwerks zu
urtheilen, noch auf das späte Mittelalter zurückgehen. Möglich, dass sie schon
im Jahre 1389 gestanden hat, als der befestigte Kirchhof von Stepfershausen bei der
Belehnung der Brüder Heinz und Fritz v. d. Tann durch den Grafen Heinrich
von Henneberg erwähnt wird. Das älteste Gotteshaus, das hier vor der Re-
formation bestanden hat, war eine Kapelle, wesentlich kleiner als die jetzige Kirche.
 
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