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Mengs, Anton Raphael; Schilling, Gustav [Editor]
Anton Raphael Mengs' Sämmtliche hinterlassene Schriften (Band 1) — 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.6323#0056
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er sich durch seine grossen Fresken verdarb, Sein Geschmack
ist angenehm und seine Composition schön. Er bahnte den
Weg, grosse Werke leicht zu componiren, vvusste trefflich zu
gruppiren und die Gruppen besser zu verbinden , als die mei-
sten vor ihm blühenden Maler. Dabei hat er aber wenig Aus-
druck und vernachlässigte bisweilen die Wahrheit auf Kosten
des Effects. Seine Zeichnung ist angenehm, aber nicht immer
correct, manchmal sogar plump. Sein Colorit verdient Lob, nur
ist es hie und da zu grau. Seine Gewänder sind gut gewor-
den, denn er ahmte die Manier der Antiken nach ; die Falten
hingegen hat er meist schlecht ausgeführt. In den Köpfen ta-
delt man mit Recht eine zu grosse Aehnlichkeit. Seine Schü-
ler, Lazaro Bardi, Romanelli und viele andere haben ihm in ihren
Compositionen glücklich nachgeahmt, Giroferri aber hat ihn mit
wenigen Ausnahmen am besten erreicht.

Carlo Dolce, 1616 zu Florenz geboren und 1686 ge-
storben, war ein Schüler von Giacomo Vignali, und malte in ei-
nem sehr freien und glatten Geschmack, besser im Kleinen als
im Grossen. Doch besass er nur wenig Genie und war in
Allem, was er machte frostig. Sein Colorit ist grau und un-
durchsichtig , bisweilen schwarz. Reinlichkeit, Fleiss und eine
gewisse Feinheit machen das grösste Verdienst seiner Werke aus.

Benedetto Lutti, 1666 zu Florenz geboren und 1724
gestorben, wurde vom Erzbischof von Mainz zum Ritter ge-
schlagen. Er lernte anfangs bei Antonio Domenico Gabbiani,
und ging später nach Rom , wo er die schönen Werke der
Malerei und Bildhauerkunst studirte. Seine Composition ist sehr
schön, aber seine Zeichnung gemein ; daher hat er nichts Aus-
serordentliches geliefert. In seiner ersten Manier verdient das
Colorit Lob. Im Palast Colonna befindet sich ein Platfond vou
ihm im besten Geschmack. Im Palast Barbarini, so wie in der
Kirche der heiligen Margaretha de [Sienne zu Rom werden
gleichfalls Werke von ihm gezeigt. Sein letzter Geschmack
war schwach und kalt.
 
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