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Suchte, das Antike in der heiligen Susanna nachzuahmen; er
erreichte es auch dem Anscheine nach, aber nicht in den
wesentlichen Grundsätzen. Ilusconi war der letzte von den
Bildhauern, die genannt zu werden verdienen. Seine Werke
sind mehr einnehmend als vollkommen, denn statt guter Grund-
sätze in der Kunst, besteht sein Verdienst einzig und allein
darin, dass er gewisse praktische Regeln beobachtete, die der
Kunst nicht zur Ehre gereichen, sondern sie vielmehr erniedrigen.
Aus Allem, was ich bisher von der Bildhauerkunst sagte,
kann man schliessen, dass sie sich durch die Philosophie hob,
und durch Versäumniss oder Ucberlretung wesentlicher Gründe
in Verfall gerieth, dass sie durch die Nachahmung antiker
Werke aber wieder erstand; und nachdem sie den philosophischen
Geist, den wahren Zweck und Gegenstand der Kunst, hinten-;
ansetzte, verfiel sie endlich in den kläglichen Zustand, in
welchem sie jetzt noch liegt. Vielleicht könnte mir Jemand
darauf entgegnen, dass sie in Frankreich geblüht habe und noch
jetzt blühe. Aber wer die Werke jener Künstler gesehen hat,
muss auch einen solchen Irrthum leicht erkennen. Derselbe
Geist, welcher unter jenen Malern herrscht, charakterisirt auch
die Bildhauer; sie missbrauchen nämlich das Gute, und wollen
überall zu viel davon anbringen.
So viel ich aus der Geschichte der Künste ersehen kann,
halte ich es für wahrscheinlich, dass-die Malerei viel später
als die bildende Kunst erfunden wurde. Ich zweifle sogar, ob
die Nationen, welche die Bildhauerkunst noch vor den Griechen
ausübten, die Malerei jemals gekannt haben. Weder in der
heiligen Schrift, noch in der alten Geschichte, noch bei den
Aegyptiern geschieht davon die geringste Erwähnung; daher
schliesse ich daraus, dass alle diese Nationen darin unwissend
waren, bis sie von den Griechen etwas davon erlernten. Da
der Ursprung der Künste in der Nachahmung wahrer Dinge zu
suchen ist, so glaube ich, dass man lange Zeit nichts Anders
getlian hat, als die ausgehaucnen Götzenbilder mit Farben, die
der Wahrheit ähnlich waren, zu bemalen. Vielleicht kam diese
Idee von den Farben, welche diese Materialien selbst hatten,
und besonders die gebrannten Erden, die dem Colorit des
Fleisches nahe kommen. Plinius erzählt uns zwar verschiedene
Suchte, das Antike in der heiligen Susanna nachzuahmen; er
erreichte es auch dem Anscheine nach, aber nicht in den
wesentlichen Grundsätzen. Ilusconi war der letzte von den
Bildhauern, die genannt zu werden verdienen. Seine Werke
sind mehr einnehmend als vollkommen, denn statt guter Grund-
sätze in der Kunst, besteht sein Verdienst einzig und allein
darin, dass er gewisse praktische Regeln beobachtete, die der
Kunst nicht zur Ehre gereichen, sondern sie vielmehr erniedrigen.
Aus Allem, was ich bisher von der Bildhauerkunst sagte,
kann man schliessen, dass sie sich durch die Philosophie hob,
und durch Versäumniss oder Ucberlretung wesentlicher Gründe
in Verfall gerieth, dass sie durch die Nachahmung antiker
Werke aber wieder erstand; und nachdem sie den philosophischen
Geist, den wahren Zweck und Gegenstand der Kunst, hinten-;
ansetzte, verfiel sie endlich in den kläglichen Zustand, in
welchem sie jetzt noch liegt. Vielleicht könnte mir Jemand
darauf entgegnen, dass sie in Frankreich geblüht habe und noch
jetzt blühe. Aber wer die Werke jener Künstler gesehen hat,
muss auch einen solchen Irrthum leicht erkennen. Derselbe
Geist, welcher unter jenen Malern herrscht, charakterisirt auch
die Bildhauer; sie missbrauchen nämlich das Gute, und wollen
überall zu viel davon anbringen.
So viel ich aus der Geschichte der Künste ersehen kann,
halte ich es für wahrscheinlich, dass-die Malerei viel später
als die bildende Kunst erfunden wurde. Ich zweifle sogar, ob
die Nationen, welche die Bildhauerkunst noch vor den Griechen
ausübten, die Malerei jemals gekannt haben. Weder in der
heiligen Schrift, noch in der alten Geschichte, noch bei den
Aegyptiern geschieht davon die geringste Erwähnung; daher
schliesse ich daraus, dass alle diese Nationen darin unwissend
waren, bis sie von den Griechen etwas davon erlernten. Da
der Ursprung der Künste in der Nachahmung wahrer Dinge zu
suchen ist, so glaube ich, dass man lange Zeit nichts Anders
getlian hat, als die ausgehaucnen Götzenbilder mit Farben, die
der Wahrheit ähnlich waren, zu bemalen. Vielleicht kam diese
Idee von den Farben, welche diese Materialien selbst hatten,
und besonders die gebrannten Erden, die dem Colorit des
Fleisches nahe kommen. Plinius erzählt uns zwar verschiedene