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Merkel, Friedrich
Jacob Henle: ein deutsches Gelehrtenleben ; nach Aufzeichnungen und Erinnerungen — Braunschweig, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.15260#0075
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5. Heidelberg.

Als unfer Student nach den Ferien nach Heidel-
berg überfiedelte und in einem Haufe mit feinen
Freunden Mathieu und Helfreich Wohnung bezog,
da war er noch fehr unter der Laft des elterlichen
Zornes niedergebeugt, denn nicht allein die Paukerei
war zu Haufe zur Sprache gekommen, auch fein er-
heblicher Geldverbrauch und das manchmal etwas gar
zu luftige Leben war gründlich behandelt worden;
dabei wurde er felbft ja mit jedem Tage älter und
vernünftiger und fah ein, dafs viel Arbeit nöthig war,
um das zu lernen, was er zu wiffen fich vorgenommen
hatte. Er geht deshalb auch mit grofsem Eifer an die
Arbeit: »Mathieu weckt uns jeden Morgen um vier
bis fünf«, fo fchreibt er, »dann wird geoxt bis zum Früh-
ftück, welches wir um fieben auf Helfreich's Zimmer ein-
nehmen und durch eine noble franzöfifche Unterhaltung
pikant zu machen wiffen. In die Morgenftunden von
fieben bis halb eins fallen meine Collegia und dazwifchen
fällt die Stunde von neun bis zehn aus, welche ich zu
einem Spaziergang oder zu einem zweiten Frühftück oder
zu einer Partie Billard benutze. — Nach Tifch gehen wir
ein Stündchen auf ein benachbartes Kafehaus, wo man
für zwei Kreuzer ein Glas Bier hat und foviel Taback
 
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