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Knochen.

die äußeren Generallamellen eindringen (Abb. 70). Man nennt sie Sharpeysche
Fasern (Sharpey 1856). Sie sind nur zum Teil von Kalksalzen umgeben und können
von elastischen Fasern begleitet sein.

Wie der Längsschnitt der kompakten Substanz eines Röhrenknochens aussehen
muß, kann man sich leicht nach dem Querschnittsbild konstruieren.

Die feinen Bälkchen und Plättchen der spongiösen Knochensubstanz sind ganz
ebenso gebaut, wie die kompakten; fehlen Haverssche Kanäle, dann sind natürlich
nur Generallamellen vorhanden.

Verzichtet man auf die Weichteile, dann kann man die Knochenstruktur am besten an
Dünnschliffen studieren, die man von macerierten Knochen anfertigt und ohne Zusatzflüssig-
keit betrachtet. Die Höhlen und Kanälchen sind an ihnen mit Luft gefüllt, die diese Räume
durch totale Reflexion tief schwarz erscheinen läßt, so daß man ausgezeichnete Bilder erhält.
Verdrängt man die Luft durch Balsam oder andere Zusätze, dann geht die Deutlichkeit ganz
oder doch zu einem großen Teil verloren. Man kann auch die Wände des Kanalsystems färben,
was nicht weniger schöne Präparate gibt, die man dann ohne Schaden für die Deutlichkeit in
passende Zusatzflüssigkeiten einlegen kann. Auch kann man die Knochenhöhlen ganz mit Farb-
stoffen füllen, wodurch man die aUerklarsten Bilder von der Höhle und von ihren Fortsätzen
erhält (cf. Abb. 68).

In chemischer Hinsicht setzt sich die Grundsubstanz des Knochens aus organi-
schen und anorganischen Bestandteilen zusammen. An die ersteren ist die Elastizität
des Knochens gebunden. Sie stellen das beim Köchen leimgebende Ossein dar.
Es besteht zum größten Teil aus Glutin, dem jedoch noch ein Mukoid und ein Albu-
minoid beigemengt ist, die denen der Knorpelgrundsubstanz gleichen. Das Ossein
macht kaum ein Drittel des ganzen Knochens aus.' Die anorganischen Bestandteile
verleihen dem Knochen seine Festigkeit. Man bezeichnet sie als Knochen er de;
sie besteht hauptsächlich aus Kalciumphosphat, Kalciumkarbonat und Magnesium-
phosphat, wozu noch ganz geringe Mengen von Chlor, Fluor und Eisen kommen.
Ossein und Knochenerde durchdringen sich außerordentlich innig und wenn man
die letztere durch Säure auszieht, bleiben die Formen durchaus erhalten, der Knochen
wird nur sehr biegsam und außerordentlich elastisch. Entfernt man umgekehrt die
organischen Bestandteile durch Glühen, dann gibt die zurückbleibende Knochenerde
ebenfalls die Form des unverletzten Knochens wieder, doch ist er so brüchig geworden,
daß er bei der geringsten Gewaltanwendung in Stücke geht. An solchen Knochenstück-
chen kann man bei sehr starker Vergrößerung die feinen Röhrchen feststellen, in denen
die verbrannten, also unverkalkten Fasern lagen.

In der Jugend ist die Menge des Osseins größer als später, im Alter nimmt die
Menge der Knochenerde zu. Das spezifische Gewicht der Compacta beträgt in der
Jugend 1,675, beim Erwachsenen 1,859 (Hülsen). Bei gewissen Krankheiten (Rachitis
und Osteomalacie) ist der Gehalt an erdigen Bestandteilen abnorm gering, so daß
sich die Knochen stark verbiegen können.

Periost. Die Knochenhaut, Periosteum, bedeckt mit Ausnahme der Gelenk-
enden die Oberflächen sämtlicher Knochen (Abb. 69). Sie ist eine weißliche, gefäßreiche
Membran von verschiedener Stärke, oft von sehnigem Gefüge und dick da, wo sich
Sehnen und Bänder anheften und wo sie unmittelbar unter der Haut liegt; im übrigen
ist sie dünner. Sie besteht aus zwei Schichten; die äußere setzt sich aus derben ver-
flochtenen Bindegewebsbündeln zusammen, zwischen denen Fettzellen nicht fehlen.
Sie beherbergt eine große Menge von Blutgefäßen. Die innere Schicht ist zarter,
enthält mehr elastische Elemente und weniger Gefäße. Die Verbindung mit dem
Knochen ist nicht überall gleich innig. Sie wird hergestellt durch die zahlreichen feinen
 
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