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Blut.

107

Regel als runde, bikonkave Scheiben (Abb. 104a), jederseits mit einer Delle in der
Mitte und mit einem gewulsteten Rand versehen. In der Kantenansicht erscheinen
sie biskuitfönnig (Abb. 104b). Vor einer Verwechslung der Dellen mit einem Kern
schützt die Drehung der Mikrometerschraube; bei tiefer Einstellung ist die Mitte der
Körperchen heller, bei hoher dunkler als der Rand, bei keiner Einstellung aber ist
es möglich, sie durch einen scharfen Kontur abgegrenzt zu sehen.

Neuere Untersuchungen (Dekhuizen, Weidenreich 1905) geben an, daß im
strömenden Blut die Gestalt der Erythrocyten napf- oder schüsseiförmig sei (Abb. 104c).
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß es schüsseiförmige Blutkörperchen gibt;
trotzdem wird von v. Ebner die frühere Ansicht aufrecht erhalten, daß die bikonkave
Form die normale ist. Erneute Untersuchungen (Löhner) zeigen, daß beide Formen
als physiologische anzusehen sind, daß die Glockenform zwar vereinzelt im nor-
malen Blute vorkommen, aber die typische Form die der bikonkaven Scheibchen ist.

0

Abb. 103. Erythrocyten des
Frosches, a von der Fläche,

b von der Kante gesehen, /J^fck Abb. 104. Blutkörperchen des

c ein Leukocyt desselben «iii» - Kaninchens (b, c, e) und des

Tieres, in kurzen Intervallen \ * Menschen (a, d, f, g, h).

von etwa 1 — 2 Minuten drei- 4flni » V.

mal gezeichnet, um seine Ver-
änderung durch amöboide
Bewegung zu zeigen.

Wenn die Erythrocyten in etwas dickerer Schicht unter dem Deckglase liegen,
haben sie die Neigung, sich geldrollenförmig aneinander zu legen, eine Eigentümlich-
keit, die man jedoch in strömendem Blute niemals beobachtet. Die Ursache dieser
Erscheinung ist in der Capillarattraktion (Sympexis) zu suchen (Heidenhain);
nach längerem Stehen des Präparates verschwinden die Geldrollen.

Die Größe der roten Blutkörperchen ist in der Wirbeltierreihe außerordentlich
verschieden. Die größten elliptischen und kernhaltigen Blutkörperchen besitzt, soweit
es bekannt ist, Amphiuma mit einem Längsdurchmesser von 80 fi, während die des
Sperlings nur 11,9 ll lang sind. In der Säugetierreihe besitzt die größten der Elefant
mit 9,4 n Durchmesser, die kleinsten Moschus javanicus mit 2,5 ii. Die roten Blut-
körperchen des Menschen sind relativ groß, sie haben einen mittleren Durchmesser
von 7,5 [i. Die Größe der Erythrocyten eines Individuums ist jedoch nicht völlig
gleich; 12,5 Prozent überschreiten die Mittelgröße (7,8—7,9 /j), ebensoviel bleiben
unter ihr (7,2—7,6 p), wenige Riesenformen sind bis zu 10 jx groß, wenige Zwergformen
besitzen nur einen Durchmesser von 2,5 p.

Es ist klar, daß mit der Größe der roten Blutkörperchen auch die Größe ihrer
Oberfläche wechselt und daß sie um so größer werden muß, je kleiner das Volumen
ist. Je größer aber die Oberfläche ist, um so leichter und lebhafter wird der Gaswechsel
von statten gehen. Man sieht denn auch, daß Tiere mit einem trägeren Stoffwechsel
 
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