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Erneuerung der Kunst nicht glücklicher treffen können. Diesmal
schien man, was in Deutschland nicht immer der Fall ist, die
Sache am rechten Ende angegriffen zu haben. Soll die
bildende Kunst überhaupt zu einer selbständigen Blüte kommen,
so handelt es sich vor allem darum, ihr Gelegenheit zu mo-
numentaler Entwicklung zu geben. Nicht nur hat die Archi-
tektur für die Plastik und die Malerei den Raum herzustellen,
sondern indem sie, als die umschließende Hülle für das gesummte
Leben, der ursprüngliche und fundamentale Ausdruck der all-
gemeinen Stimmung einer Zeit und Nation ist, giebt sie zu-
gleich für die Anschauungsweise der Schwesterkünste das
Prototyp ab. Sie ist die erste mächtige Äußerung des in
neue Formen sich fassenden Gesammtlebens, und wie sie den
neuen Weltzustand im gegliederten Bau gleichsam abspiegelt,
so schlägt sie den festen Grundton an, in welchem Plastik und
Malerei das mannigfache Spiel des Menschenlebens in be-
wegter Erscheinung ausklingen lassen. Ganz wie ein Volk
baut, in derselben Stimmung des Gemüts, in demselben
Charakter der Form bildet es seine Götter und zeigt es die
Welt in farbigen: Wiederscheine. Wo die Architektur ein eigen-
tümliches Leben entfaltet hat, da sehen wir überall die bildenden
Künste in großen Zügen den Charakter der Zeit und die Ge-
stalten ausprägen in denen sich die Phantasie des Volks die
es bewegenden Lebensmächte versinnlicht. So ist die Archi-
tektur gleichsam das Postament, auf dem in jeder Kunstepoche
der Mensch, was seine Brust erfüllt und sein Schicksal be-
stimmt, aus der Not der Wirklichkeit in die reine Höhe des
idealen Daseins erhebt, und zugleich das Vorbild, von dem
der bildende Künstler die feste in sich beharrende Ordnung des
Baues auf das Gebilde der organischen Welt überträgt. In
diesem Sinne, in welchem die Kunst ein unvergängliches Denkmal
des gesammten Lebens wird, werden Plastik und Malerei nach
Erneuerung der Kunst nicht glücklicher treffen können. Diesmal
schien man, was in Deutschland nicht immer der Fall ist, die
Sache am rechten Ende angegriffen zu haben. Soll die
bildende Kunst überhaupt zu einer selbständigen Blüte kommen,
so handelt es sich vor allem darum, ihr Gelegenheit zu mo-
numentaler Entwicklung zu geben. Nicht nur hat die Archi-
tektur für die Plastik und die Malerei den Raum herzustellen,
sondern indem sie, als die umschließende Hülle für das gesummte
Leben, der ursprüngliche und fundamentale Ausdruck der all-
gemeinen Stimmung einer Zeit und Nation ist, giebt sie zu-
gleich für die Anschauungsweise der Schwesterkünste das
Prototyp ab. Sie ist die erste mächtige Äußerung des in
neue Formen sich fassenden Gesammtlebens, und wie sie den
neuen Weltzustand im gegliederten Bau gleichsam abspiegelt,
so schlägt sie den festen Grundton an, in welchem Plastik und
Malerei das mannigfache Spiel des Menschenlebens in be-
wegter Erscheinung ausklingen lassen. Ganz wie ein Volk
baut, in derselben Stimmung des Gemüts, in demselben
Charakter der Form bildet es seine Götter und zeigt es die
Welt in farbigen: Wiederscheine. Wo die Architektur ein eigen-
tümliches Leben entfaltet hat, da sehen wir überall die bildenden
Künste in großen Zügen den Charakter der Zeit und die Ge-
stalten ausprägen in denen sich die Phantasie des Volks die
es bewegenden Lebensmächte versinnlicht. So ist die Archi-
tektur gleichsam das Postament, auf dem in jeder Kunstepoche
der Mensch, was seine Brust erfüllt und sein Schicksal be-
stimmt, aus der Not der Wirklichkeit in die reine Höhe des
idealen Daseins erhebt, und zugleich das Vorbild, von dem
der bildende Künstler die feste in sich beharrende Ordnung des
Baues auf das Gebilde der organischen Welt überträgt. In
diesem Sinne, in welchem die Kunst ein unvergängliches Denkmal
des gesammten Lebens wird, werden Plastik und Malerei nach