Abb. ioi. Broletto und Domfagade zu Como.
Sechstes Capitel.
Der Dom von Como.
Motto: ,, posterioris partis jacta sunt fundamenta MDXIII . .
frontis et laterum jam opere perfecto.“ Thomas de
Rodariis faciebat. Inschrift am Domchor.
ie Geschichte des Domes von Como in der Renaissance trägt an ihrer Spitze
den Künstlernamen der Rodari. Mit gutem Recht nennt diesen die köstliche
Inschrifttafel als den Meister des Chores, des Thciles, der die Kathedrale von
Como zu einem der edelsten Bauwerke der oberitalienischen Renaissance macht.
Aber als der Grundstein zu diesem Chor gelegt wurde — am 22. December 1513 —, war
Tomaso de Rodario da Marogia schon 26 Jahre lang Leiter des Baues. Am 20. Juli 148/
wurde er dazu erwählt, als Nachfolger des damals wohl verstorbenen Luchino Scharabota.
Dieser Mailänder erscheint noch als ein Vertreter des Uebergangsstiles. Zweifellos ist auch
der junge Rodari noch unter ihm thätig gewesen, wie auch sein 1487 schon verstorbener
Vater, Meister Giovanni, wahrscheinlich aber nicht als Architekt, sondern als Steinmetz
und Bildhauer. Seine Berufung nennt ihn an erster Stelle: „fabricator figurarum“, dann
erst „ingenierius“. Auch seine ersten nachweisbaren Arbeiten sind Bildwerke. Diese
Herkunft aus der Steinmetzhütte theilt er mit zahlreichen Architekten Italiens, allein sie
wurde für ihn besonders wichtig. Als Bildhauer zuerst wurde er ein Renaissancemeister! —
Erinnern wir uns daran, dafs der Bildschmuck der Domfront schon seit den sechziger
Jahren die spätgothischen Bahnen zu verlassen beginnt und sich der neuen Weise zuwendet,
Meyer, Oberitalienische Frührenaissance, II.