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[Nova'is an ScMeg?!]
129. An Friedrich Schlegel. Eigh. Brief m. U. Datum: „Tennstedt: den 25. May
(1797)".
N. dankt für die Hören, Niethammers Journal und A. W. S c h I e -
gels Shakespeareübersetzung.
„Merkwürdig ist es, dass Du mir jetzt Romeo schicktest. Ich habe ihn oft gelesen.
Es ist ein tiefer Sinn in dem, was Du sagst, dass hier mehr, als Poesie, sey . . . Mit welchen
Sühnopfern endet der alte Zwist — In verzehrende Liebe lösst sich der wilde Hass auf . . .
Endlich ist mir H ü 1 s e n lieb geworden. Nun sah ich wohl, was an ihm ist . . . Mache,
das.; ich bald von dem Philosophicis etwas zu sehn kriege. Ich bin jetzt für
alles empfänglich . . ."
130. An Friedrich Schlegel. Eigh. Brief m. U. 5 Seiten 4°. Datum: „Wiederstedt,
den 14. Junius 1797".
Viel Literarisches über gemeinsame Arbeiten, über S c h e 11 i n g und Fichte
und über Schlegels Streit mit dem Historiker Woltmann, mit dem N. befreundet ist. Es
heisst u. a. in dem Brief:
.....Freylich hab ich durch diese Veränderung meines bisherigen Aufenthaltes man-
ches eingebüsst und befinde mich seitdem ungleich übler — ich bin auch unthätiger —
indess verlass ich mich auf die Wahrscheinlichkeit diesen Sommer doch grösstentheils in
der Einsamkeit ungestört auf den Salinen zuzubringen ... Du wünschest mehr von mir
in betreff meiner Sehnsucht zu hören. — Bester,wenn es mir nur nicht immer
schwerer würde, davon zu reden. Ich weiss auch wenig davon zu sagen.
— Es bleibt beym Alten — es wird immer älter — immer tiefer — immer befassender . . ."
131. An Friedrich Schlegel. Eigh. Brief m. U. 1 Seite 4°. Datum: „Wiederstedt,
19. Juni 1797".
Schlegel hat N. seine Absicht, den Jenaer Freundeskreis zu verlassen und nach Berlin
überzusiedeln, mitgeteilt. „. . . Höchst unerwartet ist mir der Inhalt Deines letzten Briefs.
Meine Augen sind feucht geworden — also auch Du? Du, den ich so sicher, so fest glaubte.
Es ist mir alles unerklärlich. — Kaum wag ich zu vermuthen . . . Wie gern hätt ich Dich
einige Tage gesprochen! Auf den Montag — den 26 sten komm ich nach Weissenfeis. —
Komm hin — bleibe bey mir — so lange Du willst. Ich schreibe Dir nichts mehr — ich
erwarte Dich . . ."
132. An August Wilhelm Schlegel. Eigh. Brief m. U. und Anschrift nach Jena.
4 Seiten 8U. Datum: „Weissenfeis: den 30. November 1797".
N. sendet Schi, die Übersetzungen von Hemsterhuis zurück. Über Schl's Shake-
speareübersetzung und das Übersetzen überhaupt.
,,. . . Er ist unter den Übersetzungen, was W. Meister unter
den Romanen ist... So lange wir Deutschen übersetzen, so national dieser Hang
des Ubersetzens ist, indem es fast keinen deutschen Schriftsteller von Bedeutung giebt —
der nicht übersetzt hätte, und warlich darauf soviel sich einbildet, als auf Originalwerke,
so scheint man doch über nichts unbelehrter zu seyn, als über das Übersetzen . . . Ausser
den Römern sind wir die einzige Nation, die den Trieb des Übersetzens so unwiederstehlich
gefühlt, und ihm so unendlich viel Bildung schuldig sind . . . Deutschheit ist Kos-
mopolitismus mit der kräftigsten Individualität gemischt.
Nur für uns sind Ubersetzungen Erweiterungen gewesen. Man übersetze aus ächter Liebe
zum Schönen und zur vaterländischen Litteratur ... Am Ende ist alle Poesie Uber-
setzung . . . Sind nicht Hamlet und Elektra Pendants? Meinem Gefühl
nach — scheidet sich griechische und moderne Poesie hier äusserst anschaulich . . . Leben
Sie wohl — und behalten Sie beyde mich ein bischen lieb. Auch Augusten einen Gruss . . ."
133. An A. W. Schlegel. Eigh. Brief m. U. 4 Seiten 8°. Datum: „Siebeneichen bey
Meissen, 25. Dezember 1797".
Über die Gründung des Athenäums ,,. . . eines Unternehmens . . . von dem
ich mir sehr viel verspreche . . . Meine Theilnahme, . . . seyn Sie versichert ... Ich
bin in der That jetzt in k .stlichen Untersuchungen begriffen ... Meistern hab ich
jetzt ganz beyseite gesetzt. — Diese Aufgabe ist so gemischt — daß ich ohne eine Menge
Vorarbeiten nicht eine Zeile von mir gelten lasse . . . Auf das Gedicht über H. und D. in
der Litt Z (Schl.s Rezension von Heimann u. Dorothea in der Jenaer Allgem.
Literaturzeitun") bin ich sehr begierig. Heil Ihnen, dass Sie Mahadöh (Goethe) so
nah sind °Mit S c h e 11 i n g bin ich sehr Freund geworden. Wir haben einige köst-
liche Stunden sym hilosophiert . . . Etwas :ehr interessantes sagt er mir über Göthe. — Er
hält die Odyssee für Göthens Matrix — den Commentar für ihn. Seine
Poetik wird gewiss merkwürdig — der 2 t e T h e i 1 seiner Ideen sehr neu, und weit
über den Ersten, dessen Schwächen er lebhaft fühlt . . . Bey Körners bin ich gewesen
— habe alles wahr gefunden, was unter uns darüber gang und gebe war. Paradoxerweite
[Nova'is an ScMeg?!]
129. An Friedrich Schlegel. Eigh. Brief m. U. Datum: „Tennstedt: den 25. May
(1797)".
N. dankt für die Hören, Niethammers Journal und A. W. S c h I e -
gels Shakespeareübersetzung.
„Merkwürdig ist es, dass Du mir jetzt Romeo schicktest. Ich habe ihn oft gelesen.
Es ist ein tiefer Sinn in dem, was Du sagst, dass hier mehr, als Poesie, sey . . . Mit welchen
Sühnopfern endet der alte Zwist — In verzehrende Liebe lösst sich der wilde Hass auf . . .
Endlich ist mir H ü 1 s e n lieb geworden. Nun sah ich wohl, was an ihm ist . . . Mache,
das.; ich bald von dem Philosophicis etwas zu sehn kriege. Ich bin jetzt für
alles empfänglich . . ."
130. An Friedrich Schlegel. Eigh. Brief m. U. 5 Seiten 4°. Datum: „Wiederstedt,
den 14. Junius 1797".
Viel Literarisches über gemeinsame Arbeiten, über S c h e 11 i n g und Fichte
und über Schlegels Streit mit dem Historiker Woltmann, mit dem N. befreundet ist. Es
heisst u. a. in dem Brief:
.....Freylich hab ich durch diese Veränderung meines bisherigen Aufenthaltes man-
ches eingebüsst und befinde mich seitdem ungleich übler — ich bin auch unthätiger —
indess verlass ich mich auf die Wahrscheinlichkeit diesen Sommer doch grösstentheils in
der Einsamkeit ungestört auf den Salinen zuzubringen ... Du wünschest mehr von mir
in betreff meiner Sehnsucht zu hören. — Bester,wenn es mir nur nicht immer
schwerer würde, davon zu reden. Ich weiss auch wenig davon zu sagen.
— Es bleibt beym Alten — es wird immer älter — immer tiefer — immer befassender . . ."
131. An Friedrich Schlegel. Eigh. Brief m. U. 1 Seite 4°. Datum: „Wiederstedt,
19. Juni 1797".
Schlegel hat N. seine Absicht, den Jenaer Freundeskreis zu verlassen und nach Berlin
überzusiedeln, mitgeteilt. „. . . Höchst unerwartet ist mir der Inhalt Deines letzten Briefs.
Meine Augen sind feucht geworden — also auch Du? Du, den ich so sicher, so fest glaubte.
Es ist mir alles unerklärlich. — Kaum wag ich zu vermuthen . . . Wie gern hätt ich Dich
einige Tage gesprochen! Auf den Montag — den 26 sten komm ich nach Weissenfeis. —
Komm hin — bleibe bey mir — so lange Du willst. Ich schreibe Dir nichts mehr — ich
erwarte Dich . . ."
132. An August Wilhelm Schlegel. Eigh. Brief m. U. und Anschrift nach Jena.
4 Seiten 8U. Datum: „Weissenfeis: den 30. November 1797".
N. sendet Schi, die Übersetzungen von Hemsterhuis zurück. Über Schl's Shake-
speareübersetzung und das Übersetzen überhaupt.
,,. . . Er ist unter den Übersetzungen, was W. Meister unter
den Romanen ist... So lange wir Deutschen übersetzen, so national dieser Hang
des Ubersetzens ist, indem es fast keinen deutschen Schriftsteller von Bedeutung giebt —
der nicht übersetzt hätte, und warlich darauf soviel sich einbildet, als auf Originalwerke,
so scheint man doch über nichts unbelehrter zu seyn, als über das Übersetzen . . . Ausser
den Römern sind wir die einzige Nation, die den Trieb des Übersetzens so unwiederstehlich
gefühlt, und ihm so unendlich viel Bildung schuldig sind . . . Deutschheit ist Kos-
mopolitismus mit der kräftigsten Individualität gemischt.
Nur für uns sind Ubersetzungen Erweiterungen gewesen. Man übersetze aus ächter Liebe
zum Schönen und zur vaterländischen Litteratur ... Am Ende ist alle Poesie Uber-
setzung . . . Sind nicht Hamlet und Elektra Pendants? Meinem Gefühl
nach — scheidet sich griechische und moderne Poesie hier äusserst anschaulich . . . Leben
Sie wohl — und behalten Sie beyde mich ein bischen lieb. Auch Augusten einen Gruss . . ."
133. An A. W. Schlegel. Eigh. Brief m. U. 4 Seiten 8°. Datum: „Siebeneichen bey
Meissen, 25. Dezember 1797".
Über die Gründung des Athenäums ,,. . . eines Unternehmens . . . von dem
ich mir sehr viel verspreche . . . Meine Theilnahme, . . . seyn Sie versichert ... Ich
bin in der That jetzt in k .stlichen Untersuchungen begriffen ... Meistern hab ich
jetzt ganz beyseite gesetzt. — Diese Aufgabe ist so gemischt — daß ich ohne eine Menge
Vorarbeiten nicht eine Zeile von mir gelten lasse . . . Auf das Gedicht über H. und D. in
der Litt Z (Schl.s Rezension von Heimann u. Dorothea in der Jenaer Allgem.
Literaturzeitun") bin ich sehr begierig. Heil Ihnen, dass Sie Mahadöh (Goethe) so
nah sind °Mit S c h e 11 i n g bin ich sehr Freund geworden. Wir haben einige köst-
liche Stunden sym hilosophiert . . . Etwas :ehr interessantes sagt er mir über Göthe. — Er
hält die Odyssee für Göthens Matrix — den Commentar für ihn. Seine
Poetik wird gewiss merkwürdig — der 2 t e T h e i 1 seiner Ideen sehr neu, und weit
über den Ersten, dessen Schwächen er lebhaft fühlt . . . Bey Körners bin ich gewesen
— habe alles wahr gefunden, was unter uns darüber gang und gebe war. Paradoxerweite