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Möhring, Hannes; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weltkaiser der Endzeit: Entstehung, Wandel und Wirkung einer tausendjährigen Weissagung — Mittelalter-Forschungen, Band 3: Stuttgart, 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.29153#0255
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Weissagungen über eine sündhafte Wurzel namens Friedrich und einen letzten Kai-
ser KarW°, die Alexander von Roes wiedergibUÄ und zitiert als Schluß des sechsten
Buches seiner Königschronik auch noch die sich ursprünglich auf Karl VI. von
Frankreich beziehende Weissagung^, und zwar in der Bearbeitung, in der es heißt,
daß Karl von dem pttsfor angdzcps die Kaiserkrone empfangen und der erste Kaiser
nach den Verfolgungen des dritten Friedrich sein werdet
Obwohl Friedrich III. sich nicht mit dem geweissagten Friedrich identifiziert
sehen wollte, wurde er von Panegyrikern und Kritikern oder Gegnern doch immer
wieder mit diesem verglichen. So setzte - wohl um 1460^ - der Dichter Michel
Beheim (1 1474-1478)^ in einem seiner vielen Lieder Friedrich III. mit dem ersehn-
ten Friedrich gleich. Er rief den Kaiser dazu auf, ihn nicht Lügen zu strafen und die
Prophezeiung wahrzumachen, indem er Ketzer, Juden und Heiden besiege und die
Kirche reformiere^. Ähnlich glaubte Rudolf MontigeP^ in einem Gedicht voller
Zukunftshoffnungen, das er 1474 nach dem Bündnis^ zwischen Herzog Sigmund
von Österreich und der Eidgenossenschaft verfaßte, in Friedrich III. den Endkaiser
zu sehen, der seinen Schild am »dürren Baum«^ aufhänge, nachdem er mit der Hil-
fe der Eidgenossen Venedig und die Türken besiegt und das Heilige Grab erobert
habe^T
Kritische Stimmen zogen ebenfalls den Vergleich: 1475 entstand in einer süd-
deutschen Stadt ein Gedicht^, dessen Verfasser besonders ausgiebig auf die Fried-
rich-Weissagungen Bezug nahm. Dabei berief er sich auf eine Cretensische, die
Erythraeische und die Tiburtinische Sibylle^, die er vielleicht nur aus einer von
ihm zitierten Schrift des Johannes Lichtenberger kannte^, und behauptete, daß
Friedrich III. die Ordnung in Kirche und Reich wiederherstellen werde. Der Kaiser
wurde dazu aufgerufen, mit dem Schwert in der Hand die Türken zu verjagen und
nicht wieder wie im Falle der Belagerung von Neuss (1475 durch Karl den Kühnen)
die Schlacht zu vermeiden^.
Um den Kampf gegen die Türken geht es auch in einem »Maueranschlag wider
Kaiser Friedrich 111.«^, der 1470 in Wien und dann vielleicht nochmals 1478 in Graz

310 Vgl. ebd.
311 Vgl. S. 241.
312 Thomas Ebendorfer, Cronica regum Romanorum, ed. PRiBRAM, S. 149.
313 Vgl. S. 299.
314 Vgl. U. MÜLLER, Untersuchungen, S. 259.
315 Vgl. Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, Bd. 1, Berlin-New York 1978,
col. 672-680 s.v. Beheim, Michel (Artikel von U. MÜLLER).
316 Vgl. Michel Beheim, Gedichte, ed. GiLLE und SpRiEWALD, Bd. 1, Nr. 116, S. 424-428.
317 Vgl. Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, Bd. 6, Berlin-New York 1987,
col. 682f. s.v. Montigel, Rudolf (Artikel von F. SCHANZE).
318 Vgl. SiEBER-LEHMANN, Nationalismus, S. 97,109 f., 130 und 253.
319 Zum Motiv des »dürren Baumes« vgl. S. 254-260.
320 Vgl. v. LiLiENCHRON, Volkslieder, Bd. 2, Nr. 129, S. 23-27, bes. S. 26.
321 Vgl. ebd., Nr. 134, S.45-58, bes. S. 56-58; dazu: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasser-
lexikon, Bd. 5, Berlin-New York 1985, col 62 f. s.v. >Vom kölnischen Krieg< (Artikel von U. MÜLLER).
322 Vers 510,520 und 569.
323 Vgl. Vers 606 und 1-14; dazu: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, Bd. 5,
Berlin-New York 1985, col. 772 s.v. Lichtenberger, Johannes (Artikel von D. KURZE).
324 Vers 580-582.
325 ed. ZAHN, Maueranschlag. Vgl. auch die Textauszüge bei Joachimsohn, Pamphlet, S. 352-355;
Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, Bd. 9, Berlin-New York 1995,
col. 1167f. s.v. >Türkenmahnung an Kaiser Friedrich IH.< (Artikel von F. SCHANZE).

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