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Möhring, Hannes
Der Weltkaiser der Endzeit: Entstehung, Wandel und Wirkung einer tausendjährigen Weissagung — Mittelalter-Forschungen, Band 3: Stuttgart, 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.29153#0399

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Mahdi-Prätendenten im Mittelalter

AHggmczhcr LDcrMzcF
Nur wenige abendländische Herrscher wie Kaiser Friedrich II.*, Friedrich III. (II.)
von Sizilien^, Kaiser Sigismund^, Karl VIII. von Frankreich** und Ferdinand der
Katholische von Aragon^ haben sich vielleicht als Endkaiser oder als der durch
Joachim von Fiore verheißene rzouMS dztx gefühlt, und mit Ausnahme des Grafen
Emicho^ und eventuell des Kryptoflagellanten Konrad Schmid' hat kaum einmal
ein Herrscher, Adliger oder Mann aus dem gemeinen Volk offen als Endkaiser auf-
zutreten versucht. Selbst die Kaiserkrönung Karls des Großen, die man je nach Be-
rechnung auf das Jahr 6000 der damals noch nicht vergessenen eusebianisch-
hieronymianischen Ära und damit auf das vermeintlich letzte Jahr der Welt-
geschichte fallen lassen konnte, ist nicht unbedingt in diesem Sinne zu verstehen.
Die Antwort auf die Frage, ob Karl sich selbst für den Endkaiser hielt, muß offen
bleiben, obwohl Karl wie Alkuin geglaubt zu haben scheint, am Weitende zu lebend
Ein ganz anderes Bild bietet die islamische Geschichte: Auf seiten der Muslime
gab es nicht nur eine ganze Reihe meist erfolgloser Mahdi-Prätendenten**, die etwa
die Zahl jüdischer Messias-Prätendenten*** deutlich übertrifft, sondern im Zeichen
des Mahdi kam es auch mehrfach zu dauerhaften Reichsgründungen.
Während einerseits Muhammad ibn al-Hanaflya (t 700) von seinen An-
hängern als der Mahdi verehrt wurde, auf dessen Wiederkehr sie hofften**, und
andererseits Ibn al-As'at (t 704) versucht hatte, als der geweissagte Qahtänl auf-
zutreten*^, erhob als erster Herrscher anscheinend der Umaiyadenkalif Sulaimän
(reg. 715-717) den Anspruch, der Mahdi zu sein*-*. Er wurde von zeitgenössischen
Dichtern mehrfach als Mahdi gefeiert***, und zwar offenbar in messianischem

1 Vgl. S. 212-215.
2 Vgl. S. 244-247.
3 Vgl.S. 247f.
4 Vgl.S. 299-302.
5 Vgl.S. 331.
6 Vgl.S. 165.
7 Vgl.S. 239.
8 Vgl. BRANDES, »Tempora periculosa sunt«, S. 78 f.; MÖHRiNG, Karl der Große, S. 15 f.
9 Zu ihnen sind im Grunde auch die SufyänI-Prätendenten zu rechnen, vgl. S. 392-394.
10 Vgl. SiLVER, Messianic Speculation, S. 55-57, 76-80,100 f., 108 f., 143-150.
11 Vgl.S.380f.
12 Vgl.S. 390.
13 Vgl. EP, Bd. 5, Leiden 1986, S. 1231 s.v. al-Mahdl (Artikel von W. MADELUNG); CRONE und
HiNDS, God's Caliph, S. 36 und 103.
14 Vgl. EP, Bd. 5, Leiden 1986, S. 1231 s.v. al-Mahdi (Artikel von W. MADELUNG); CRONE und
HiNDS, God's Caliph, S. 36 und 103; EiSENER, Zwischen Faktum und Fiktion, S. 147 und 150 f.

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