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Eickels, Klaus; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Vom inszenierten Konsens zum systematisierten Konflikt: die englisch-französischen Beziehungen und ihre Wahrnehmung an der Wende vom Hoch- zum Spätmittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 10: Stuttgart, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.34724#0201

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Vertrag von Paris 1259

197

In den folgenden Jahren nahm es keiner der im Abstand weniger Jahre
aufeinanderfolgenden Brüder Isabellas zum Anlaß für eine bewaffnete Aus-
einandersetzung, daß sich Eduard II. dem IfowffgfMffi zu entziehen suchte, das
er ihnen entsprechend den 1303 bestätigten Bestimmungen des Vertrages von
Paris jeweils nach ihrem Herrschaftsantritt hätte leisten müssen. Dagegen
brach der Krieg von St-Sardos 1323 aus, kurz nachdem Isabella durch den
Aufstieg Hugh Despensers erneut aus der Gunst Eduards II. verdrängt wor-
den war. Es ist bezeichnend, daß schon im April ihre Vermittlung als Weg zu
einem Frieden ins Auge gefaßt wurde* und daß die Auseinandersetzungen
schließlich 1325 durch eine Reise Isabellas an den Hof ihres Bruders beendet
wurden^.
Daß sie diese Gelegenheit nutzte, um im Namen ihres noch unmündigen
Sohns Politik gegen Eduard II. und Hugh Despenser zu machen und die Ab-
setzung des Königs zugunsten ihres gemeinsamen Sohnes vorzubereiten,
zeigt nur um so deutlicher den Handlungsspielraum, der sich einer Königin
auch im 14. Jahrhundert noch boG. Ihre erfolgreiche Vermittlung belegt in je-

47 The War of Saint-Sardos (1323-1325). Gascon Correspondence, and Diplomatie Documents
(Camden Third Series; ed. Chaplais), Nr. 29, S. 42: Entwurf der Instruktionen, die Königin
Isabella einem an den Hof Karls IV. zurückkehrenden französischen Ritter geben soll: »Wir
bitten euch so herzlich wir können, unseren Bruder zu bitten, er möge Bedacht haben auf
unsere Person und unsere Kinder, die wir ihm so nahe stehen, und auf die zwischen ihnen
geschlossenen Bündnisse und besonders auf das Bündnis, das durch unsere Person ge-
schlossen wurde, von dem alle Welt weiß, daß es geschlossen wurde, um Frieden und Liebe
zu nähren und aufrechtzuerhalten zwischen den beiden Königreichen und um Kriege und
Streitigkeiten auszuschließen« (VoMs pn'oms si cf!erewenf cornc noMS poms uous pn'efz espe-
CMÜneMf nosfre ^ff Jre?*e uofEe auer regard a nosfre persone e & nos ep/änfz ü sames si pro-
cfzgz'ns g a Ies alliaHces gnfrg gax gf gspecialaieMt aNiaaacg <?g sg Jz'f par aosfrg pgrsong <?g foaf lg
maa& sggf <?g gfg Ja Jäifg par pggs g amar narir g maiafgair gafrg Igs <fgx roiaaaigs gf par gagrgs gf
coafgaks esUzeurg). Abschließend bittet sie um baldige Übermittlung der Antwort, die sie
Eduard und seinem Rat umgehend und auf besten Erfolg bedacht unterbreiten werde, da sie
wisse, daß sie guten Willens seien, in alle vernünftigen Lösungen einzuwilligen, durch die
die Liebe zwischen ihnen und ihren Königreichen fest bewahrt werde (gf aoas a!gffroas cgfg
ugie fMsfiugaigaf &uaaf a!oa sgigaar g soa coasgii gf argffroars pgiag a &oa gsploif zücgfg, ^ar aoas sa-
ooais f^ga ^'ii soaf dg &oag ooioafg d'acordgr a fofgs &oags ugfgs dg rgsoa par ^aoi pggs g araoar sgfgaf
Jgrraga:gaf garzfggs gafrg gax g igar roiaaa!gs); vgl. VALE 1996, S. 22.
48 FRYDE 1979, S. 146-148; PRESTWICH 1980, S. 85,96 f. und 166.
49 Die zunehmende Differenzierung zwischen dem Amt des Herrschers und seiner Person
führte im 11. und 12. Jahrhundert dazu, daß die Königin aus den öffentlichen politischen
Entscheidungsprozessen mehr und mehr verdrängt wurde. Die Ausbildung institutionali-
sierter Staatlichkeit im 13. Jahrhundert beschleunigte diesen Prozeß. Besonders deutlich er-
kennbar ist dies im Reich, wo das Königtum einen wesentliche Teil seiner Legitimation aus
der Wahl durch die Fürsten bezog, an der die dynastisch begründete Stellung der Königin
keinen Anteil hatte. In den Erbmonarchien Westeuropas dagegen konnte den Königinnen
weiterhin eine wichtige eigenständige Rolle als Regentinnen bei Handlungsunfähigkeit des
Königs aufgrund von Minderjährigkeit, Krankheit, Abwesenheit oder Gefangenschaft Zu-
wachsen. Zum Reich vgl. FÖBEL 2000; Kurt-Ulrich JÄSCHKE, From Famous Empresses to Un-
spectacular Queens. The Romano-German Empire to Margaret of Brabant, Countess of Lu-
xemburg and Queen of the Romans (d. 1311), in: Queens and Queenship in Medieval Euro-
pe. Proceedings of a Conference Held at King's College London, April 1995, hg. v. Anne
Duggan, Woodbridge 1997, S. 75-108; Kurt-Ulrich JÄSCHKE, Notwendige Gefährtinnen. Kö-
niginnen der Salierzeit als Herrscherinnen und Ehefrauen im römisch-deutschen Reich des
11. und beginnenden 12. Jahrhunderts (Historie und Politik 1), Saarbrücken-Scheidt 1991;
 
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