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Eickels, Klaus
Vom inszenierten Konsens zum systematisierten Konflikt: die englisch-französischen Beziehungen und ihre Wahrnehmung an der Wende vom Hoch- zum Spätmittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 10: Stuttgart, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.34724#0236

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232

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3. b. Die Beteiligung Eduards (I.) am Kreuzzug Ludwigs IX. gegen Tunis 1270
Einem anonymen französischen Chronisten des ausgehenden 14. oder frühen
15. Jahrhunderts zufolge stieß Eduard I. als Thronfolger und Herzog von
Aquitanien im November 1270 kurz nach dem Tod Ludwigs IX. zum Heer
der französischen Kreuzfahrer vor Tunis, um dort persönlich »dem König
Philipp zu dienen, da der König von England die Gascogne von diesem zu
Lehen trug« (et z7 esfoz'f ta oezzzz serrz'r /e roy PMlz'ppo pozzr ce zjzze P rot/ zf Ezzytderre
ferzozf & tzzz/ Gzzscozgrzo)'^. Allerdings deuten weder die französischen noch die
englischen Chronisten des späten 13. Jahrhunderts die Lehensbindung als
Motiv Eduards auch nur an Alle zeitnahen Quellen sind sich einig, daß
Eduard als eigenständiger Kreuzfahrer, nicht als Gefolgsmann des französi-
schen Königs aufbrach und daß er den Frieden, den die Franzosen kurz vor
seinem Eintreffen mit den Muslimen geschlossen hatten, entschieden ablehn-
te'".
Erst der Anonymus des späten 14. oder frühen 15. Jahrhunderts über-
führte diese konfliktgeladene Darstellung in eine konsensuale Form: Eduard
sei, wenn auch später als alle anderen und mit kaum nennenswertem Gefolge
in Tunis eingetroffen, um seine Vasallenpflicht zu erfüllen. Als er von dem
Friedensschluß Philipps erfuhr, habe er darauf bestanden, ins Heilige Land
weiterzuziehen. Philipp habe daraufhin in seinem Lager ausrufen lassen, daß
sich alle Ritter, die dies wollten, Eduards Kreuzzug anschließen sollten und
ihn so mit einem ansehnlichen Gefolge ausgestattet.
Die Darstellung zeigt, daß der Vertrag von Paris jede militärische Unter-
stützung, die ein englischer König einem französischen König zukommen
ließ, als Erfüllung einer Dienstpflicht deutbar machte. Ebenso bezeichnend ist
es jedoch, daß die Chronisten des 13. und frühen 14. Jahrhunderts von dieser
Möglichkeit keinen Gebrauch machten.

136 Johannes Longus, Chronica Sancti Bertini (MGH SS 25; ed. Holder-Egger), S. 851, Z. 28 f.
137 RHF21,S. 126.
138 Chronique de Primat, RUF 23, S. 83 f.; Wilhelm von Nangis, Gesta Philippi III, RHF 20, S.
480M83; Grandes Chroniques de France (ed. Viard), Bd. 8, S. 24 P; Flores Historiarum (ed.
Fuard; RS 95), Bd. 3, S. 19-21.
139 Zum Kreuzzug Eduards I. und den Ereignissen vor Tunis allgemein vgl. PRESTWICH 1988, S.
66-85; Simon D. Lloyd, The Lord Edward's Crusade, 1270-1272, in: War and Government in
the Middle Ages (FS Prestwich), Woodbridge 1984, S. 120-133; A History of the Crusades,
Bd. 2, Madison T969, S. 517 f. (Strayer); LANGLOIS 1887, S. 51; Richard STERNFELD, Ludwigs
des Heiligen Kreuzzug nach Tunis 1270 und die Politik Karls I. von Sizilien (Historische
Studien 4), Berlin 1896, S. 279-289; Reinhold RÖHRICHT, Etudes sur le demiers temps du roy-
aume de Jerusalem. A. La croisade du prince Edouard d'Angleterre (1270-1274), in: Archives
de TOrient Latin 1 (1881), S. 617-632, S. 620.
 
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