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Hechberger, Werner
Adel im fränkisch-deutschen Mittelalter: zur Anatomie eines Forschungsproblems — Mittelalter-Forschungen, Band 17: Ostfildern, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.34731#0333

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Die Struktur der adligen Familien: Von der Sippe zum Geschlecht

329

6.3. Wappen und Familie
Wappen sind nach einer weitgehend akzeptierten Definition farbige, bleibende
Bildkennzeichen eines Geschlechts oder einer Körperschaft, dargestellt unter Be-
nutzung der mittelalterlichen Abwehrwaffen nach bestimmten Regeln.
Über die Entstehung des hochmittelalterlichen Wappenwesens gibt es zahlrei-
che Theorien, die zum Teil natürlich ebenfalls wieder die Problematik germani-
scher oder romanischer Kontinuitäten aufwarfeWV Damit verbunden ist die Fra-
ge, wie man die sog. „vorheraldische" von der „heraldischen" Zeit abgrenzen soll.
Generell sieht man heute „Erblichkeit" und „Regelhaftigkeit" als adäquate Defini-
tionskriterien.
Im Sinne dieser Definition wird die Entstehung von Wappen im zweiten Vier-
tel des 12. Jahrhunderts angesetzt. Zwischen 1180 und 1210 breitete sich das Wap-
penwesen samt den dazugehörenden Regeln rapide aus. Entstanden ist es im ho-
hen Adel, dessen Beispiel die Ministerialen folgten. Schon im 13. Jahrhundert war
es kein auf den Adel beschränktes Phänomen mehr.
Ungeklärt ist, ob es sich bei den Wappen zunächst um individuelle oder auf ei-
ne Familie bezogene Symbole handelte. Dies hängt damit zusammen, daß es meh-
rere Hypothesen zur Frage gibt, warum Wappen überhaupt entstanden und auf
welche Wurzeln ihre einzelnen Elemente konkret zurückgeführt werden können.
Aufgegeben wurden schon früh die Ableitung von Familien- und Städteabzei-
chen des klassischen Altertums (Römertheorie), die These der Übernahme von
Wappen durch die Kreuzfahrer von den Orientalen (Orientalentheorie) oder die
Verbindung mit germanischen Familienzeichen und dem Runen wesen (Germa-
nentheorie). In jüngerer Zeit hob Georg Scheibeireiter die Bedeutung germanischer
und keltischer Symbolzeichen und Namen hervor^", und unlängst hat Vaclav
Filip, aufbauend auf Karl Fürst Schwarzenberg, wieder auf byzantinische Vorbil-
der verwiesen, die während der Kreuzzüge auf genommen worden seiend.
Als zunächst herrschende Fehre wird man Gustav A. Seylers Auffassung be-
zeichnen dürfen, der in Wappen frei gewählte persönliche Zeichen sah, die ab
etwa 1300 auf Territorien übertragen worden seiend Philippi bezeichnete 1922
das Wappen dann einfach als ein Erzeugnis der Mode. Als persönliches Zeichen
sei es vererbt und dann auch von juristischen Personen geführt worden^.
Die in den einschlägigen Handbüchern vorherrschende Theorie hebt den Zu-
sammenhang mit den militärischen Änderungen des 11. und 12. Jahrhunderts

149 Vgl. die Überblicke von KITTEL, Wappentheorien, und SCHEIBELREITER, Tiemamen, S. 9-21.
150 Vgl. SCHEIBELREITER, Tiernamen.
151 Vgl. FILIP, Heraldik, S. 14f.
152 Vgl. SEYLER, Geschichte, bes. S. 230-233.
153 Vgl. PHILIPPI, Wappen, S. 12-19.
 
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