Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Seibert, Hubertus; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Grafen, Herzöge, Könige: der Aufstieg der frühen Staufer und das Reich (1079 - 1152) — Mittelalter-Forschungen, Band 18: Ostfildern, 2005

DOI Artikel:
Scholz, Sebastian,: Die Wiener Reichskrone. Eine Krone aus der Zeit Konrads III.?
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34732#0354

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
342

Sebastian Scholz

Man darf allerdings nicht davon ausgehen, die deutschen Könige und Kai-
ser hätten nur eine einzige Krone besessen4. So ließ Heinrich II. anläßlich sei-
ner Kaiserkrönung 1014 in Rom seine frühere Krone über dem Altar des Apo-
stelfürsten Petrus aufhängen5, und Kaiser Konrad II. schenkte im Jahr 1027
seine Krone ebenfalls anläßlich seiner Kaiserkrönung dem Kloster Cluny6.
Mathilde, die Frau Kaiser Heinrichs V., brachte nach dem Tod ihres Mannes
nachweislich zwei seiner Kronen nach England und stiftete sie dort einem
Kloster. Heinrich V. selbst aber hatte kurz vor seinem Tod im Jahr 1125 befoh-
len, die corona und die übrigen Insignien auf der Burg Trifels zu verwahren,
bis die Fürsten sich zur Wahl seines Nachfolgers zusammenfänden7 Die hier
im Zusammenhang mit den cetera regalia genannte Krone ist offensichtlich von
den persönlichen Kronen Heinrichs V. zu unterscheiden8. Sie wurde von vie-
len Forschern mit der heute in der Wiener Hofburg aufbewahrten Reichskrone
identifiziert (Abb. 1).
Diese Krone gilt als eines der bedeutendsten Herrschaftszeichen des Mittelal-
ters. Ihr Oktogon wird von acht Platten gebildet. Die Stirn- und die Nackenplatte
sind durch einen Bügel verbunden, der die durch aufgefädelte Perlen gebilde-
te Inschrift CHVONRADVS DEIGRATIA ROMANORV(M) IMPERATOR A VG(VSTVS)
trägt (Abb. 2). Auf der Stirnplatte sitzt zudem ein auf gestecktes Kreuz. Der
Schmuck der vier größeren Hauptplatten besteht aus in Gold gefaßten Edel-
steinen und Perlen. Die vier kleineren Zwischenplatten tragen weniger Steine
und Perlen, dafür aber Senkschmelzplatten mit bildlichen Darstellungen, die
mit Namensbeischriften und Bibelzitaten aus dem alten Testament versehen
sind9. Die Figuren, Ornamente und Inschriften wurden mit farbigen Glasuren
gestaltet, während im übrigen die glatte Goldfläche stehen blieb. Dieses Ver-

4 JOSEF DEER, Die abendländische Kaiserkrone des Hochmittelalters, in: Schweizer Beiträge zur
allgemeinen Geschichte 7, 1949, S. 53—86, hier S. 64—68; PETERSOHN, Insignien (wie Anm. 2),
S. 90f.; GÜNTHER G. Wolf, Die Wiener Reichskrone (Schriften des Kunsthistorischen Muse-
ums 1), Wien 1995, S. 13.
5 Die Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg und ihre Korveier Überarbeitung lib. 7,
cap. 1, ed. Robert Holtzmann, MGH SS rer. Germ. N.S. 9, Berlin 1955, S. 398: priorem coronarn
super altare principis apostolorum suspendi precepit; DEER, Kaiserkrone (wie Anm. 4), S. 65; PERCY
Ernst Schramm, Herrschaftszeichen: gestiftet, verschenkt, verkauft, verpfändet, Belege aus
dem Mittelalter, in: Nachrichten der Akademie der Wissenschaften in Göttingen 1957, Nr. 5,
Philologisch-Historische Klasse, Göttingen 1957, S. 161-219, hier S. 174f.; STEFAN WEINFURTER,
Heinrich II. (1002-1024). Herrscher am Ende der Zeiten, Darmstadt 2000, S. 239.
6 DEER, Kaiserkrone (wie Anm. 4), S. 65; SCHRAMM, Herrschaftszeichen: gestiftet (wie Anm. 5), S. 178.
7 Ekkehard, Chronik, Rec. IV zu 1125, ed. von FRANZ-JOSEF SCHMALE/IRENE SCHMALE-OTT (Aus-
gewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters XV), Darmstadt 1972, S. 374.
8 PERCY Ernst Schramm, Die »Nebenkronen« Kaiser Heinrichs V., in: DERS., Herrschaftszeichen
und Staatssymbolik (MGH Schriften 13,3), Stuttgart 1956, S. 759f.; PETERSOHN, Insignien (wie
Anm. 2), S. 94.
9 Vgl. die ausführliche Beschreibung der Krone bei HANSMARTIN DECKER-HAUFF (in Zusammen-
arbeit mit PERCY Ernst Schramm), Die »Reichskrone«, angefertigt für Kaiser Otto I., in:
SCHRAMM, Herrschaftszeichen (wie Anm. 8), Bd. 2, S. 560-637, hier S. 561-571; MECHTILD
Schulze-Dörrlamm, Die Kaiserkrone Konrads II. (1024-1039). Eine archäologische Untersu-
chung zu Alter und Herkunft der Reichskrone (Römisch-Germanisches Zentralmuseum. Mo-
nographien 23), Sigmaringen 1991, S. 139-142.
 
Annotationen