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Schwedler, Gerald
Herrschertreffen des Spätmittelalters: Formen, Rituale, Wirkungen — Mittelalter-Forschungen, Band 21: Ostfildern, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.34738#0022

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18

Einleitung

Bernhard Rohr im deutschsprachigen Raum zu den bedeutendsten Vertretern,
wie Milos Vec ausführlich darlegte/' Für Frankreich ist Theodore Godefroy
mit der umfangreichen Sammlung der höfischen Ereignisse in seinem Ceremo-
nial de France (1619/1649)^ hervorzuheben und für den englischen Flof unter
anderen der Zeremonienmeister John Finett.^ Auch bei diesen hofnahen Auto-
ren wurden Überlegungen zum Aufeinandertreffen von Monarchen angestellt,
wobei die ausgebreiteten Materialsammlungen vielfach auf mittelalterliche Kö-
nigsbegegnungen Bezug nahmen.Die bereits von Lünig zur Darstellung und
Deutung zeremonieller Angelegenheiten verwendete Bühnenmetapher für sein
zweibändiges Werk TTtgahiUTi Ccmmonmie Hz'sfon'co-Poüücüw o&r Hz'sforz'sc/i- zzziü
Poüh'sdrer SdzatzpHfz aPgr Cemztzonz'gn (1719/1729) verweist auf die Tragfähigkeit
der Beschreibung von Staatszeremonien durch die Sprache des Theaters. Hier-
bei kann auf die zahlreichen kultur- und theaterwissenschaftlichen Studien
zurückgegriffen werden, um Handlungsabläufe wie auch die unterschiedliche
Perspektivität bei Herrschertreffen zu beschreiben und zu deuten/'

Herrschertreffen im Spätmittelalter:
Thema und Beschreibung der Fragestellung
Im Zentrum dieser Arbeit stehen königliche Begegnungen in einer Zeit auffal-
lend häufiger Herrschertreffen, dem späteren Mittelalter. Dabei werden hier
unter Herrschertreffen Begegnungen von Monarchen verstanden, bei denen
ein persönliches Zusammensein von Herrschaftsträgern aus unterschiedlichen
Gründen im Vordergrund stand. Deshalb ist zu fragen, inwieweit Herrscher-
treffen eine Form politischer Praxis im Mittelalter darstellten und inwieweit
diese im Bewusstsein der Handlungstragenden als zielführende Tösungsmög-
lichkeit herangezogen wurden, letztlich also inwieweit eine Begegnung das
politische Aktionsspektrum erweitern konnte und somit als Herrschaftsinstru-
ment verstanden werden kann.
Zudem ist auf den Fragekomplex einzugehen, in welcher Weise repräsen-
tative und symbolische Handlungsweisen zum Einsatz kamen und in welcher
Form die unmittelbare Präsenz und Ostentation königlicher Herrschaft als po-

43 VEC, Zeremonialwissenschaft im Fürstenstaat, insb. S. 14f.
44 Die zweite Aufiage erfolgte durch seinen Sohn Denis Godefroy 1649; Das Projekt einer Ak-
tualisierung durch Antoine-Frangois Joly Mitte des 18. Jahrhunderts endete mit dessen Tod
im Jahre 1752 ohne bedeutende Ergebnisse, vgl. dazu den Eintrag bei LeLong, Bibliotheque
historique de la France contenant le catalogue des Ouvrages imprimes et manuscripts qui
traitent de FHistoire de ce Royaume ou qui y ont rapport (2. Aufl. 1759), Nr. 25924: Projet du
un noveau Ceremonial par M. Antoine-Frangois Joly.
45 LooMiE (Hg.), Ceremonies of Charles 1. The Note Books of John Finet (1628-1641).
46 So z. B. die umfangreichen Kommentare in der ersten separaten Edition des Berichts von der
Parisreise Karls IV.: Entreveues de Charles IV. Empereur, de son bis Wenceslaus Roy des Ro-
mains, et de Charles V. Roy de France, a Paris l'an 1378, ed. Theodore Godefroy.
47 Vgl. dazu die jüngsten Sammelbände: WuLF/ZiRFAS (Hg.), Die Kultur des Rituals; DiES. (Hg.),
Rituelle Welten; WuLF/GÖHLicn/ZiRFAs (Hg.), Grundlagen des Performativen.
 
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