Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Schwedler, Gerald
Herrschertreffen des Spätmittelalters: Formen, Rituale, Wirkungen — Mittelalter-Forschungen, Band 21: Ostfildern, 2008

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34738#0025

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Einleitung

21

Eine dritte Einschränkung bezieht sich auf den behandelten Zeitraum. Aus-
gehend von der Reihe der Herrscher im römisch-deutschen Kaiserreich kon-
zentriert sich die Untersuchung auf die Zeit zwischen Rudolf von Habsburg
bis Sigismund von Luxemburg, also die Zeitspanne von etwa 1270 bis etwa
1440. Während sich der Zeitpunkt für den Einstieg durch das Erstarken des
Königtums begründen lässt, ergibt sich das Ende der Untersuchung sowohl
aus inhaltlichen wie arbeitsökonomischen Gründen: Nicht nur im Reich, son-
dern auch in den übrigen Monarchien Europas waren, wie sich zeigen wird, ab
der Mitte des 15. Jahrhunderts die Treffen der Monarchen zunehmend seltener
geworden. Beispielsweise vergingen nach einer Zeit häufiger, fast jährlicher
Begegnungen zwischen den Königen von England und Frankreich nach 1475
insgesamt 44 Jahre, ehe sich die Monarchen erneut gegenübertraten. Innerhalb
dieser gesamteuropäischen Tendenz abklingender Treffen dürfte der Einschnitt
in der politischen Praxis zwischen dem noch sehr reisebereiten Luxemburger
Sigismund und dem bedächtigen Habsburger Friedrich III. einen Schlusspunkt
um 1440 am ehesten rechtfertigen.

Aufbau und Untersuchungsebenen der Arbeit
Die Untersuchung des Zeremoniells von Herrschertreffen erfolgt auf zwei
Ebenen: In einem ersten Teil werden acht signifikante historische Einzelfälle
im Kontext auf den funktionalen Einsatz von Ritualen und Zeremoniell unter-
sucht. Im zweiten Teil steht hingegen eine Analyse der zeremoniellen Formen
und Elemente selbst im Vordergrund, die im Hinblick auf Herkunft, Wandel
und Verknüpfung in ihrem Gesamtablauf untersucht werden.
So werden im ersten Teil acht einzelnen Herrschertreffen detaillierte Stu-
dien gewidmet. Diese werden wiederum durch jeweils eine Längsschnittana-
lyse ergänzt, die für alle Treffen über den gesamten Untersuchungszeitraum
einem spezifischen Aspekt der Anwendung von Zeremoniell nachgeht. Durch
die Verschränkung von Einzelstudie und diachronem Längsschnitt eröffnen
sich Blicke auf die Dynamik der Handlungsweisen bei Herrschertreffen.
Diese acht Fälle sind so ausgewählt, dass stellvertretend für eine Gruppe
weiterer Treffen jeweils eine allgemeinere Fragestellung aufgezeigt werden
kann. Dabei ist nicht beabsichtigt, funktionale Kategorisierungen von Treffen
vorzunehmen, die die Begegnungen auf entscheidende Inhalte oder Intentio-
nen festlegen würden. Derartige Schematisierungen laufen Gefahr, nur die Re-
levanz der jeweils impliziten Fragestellung zu erweisen, ohne dem komplexen
Phänomen der Herrschertreffen gerecht zu werden. Beispielsweise würde eine
denkbare Einteilung nach politischen Inhalten in Begegnungen mit familien-
politisch-dynastischen Vereinbarungen (Eheverträge, Erbeinungen etc.), Ver-
einbarungen territorialer Natur (Gebietsvereinbarungen, Belehnungen etc.),
rechtlichen Gehalts (Allianzen, Bündnisse etc.), wirtschaftlichen (Handelsver-
träge) oder militärstrategischen Vereinbarungen nicht alle erfolgten Treffen be-
inhalten. So kam es zu Begegnungen, bei denen ein greifbarer politischer Inhalt
nebensächlich schien, wie etwa bei Begegnungen, die sich auf der Durchreise
 
Annotationen