Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Patzold, Steffen
Episcopus: Wissen über Bischöfe im Frankenreich des späten 8. bis frühen 10. Jahrhunderts — Mittelalter-Forschungen, Band 25: Ostfildern, 2008

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34736#0256

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
V. Das Wissen über Bischöfe
im späteren 9. und frühen 10. Jahrhundert
im Spiegel normativer Quellen

Das in den Auseinandersetzungen der 830er Jahre als Argument verwendete Mo-
dell des Bischofs läßt sich auch in der zweiten Hälfte des 9. und im 10. Jahrhundert
in Texten unterschiedlichster Gattungen nachweisen. Diese Kontinuität möchte ich
in den folgenden drei Kapiteln aufzeigen - und beschreiben, auf welchen Wegen,
bei welchen sozialen Gruppen und in welchen Räumen des Frankenreichs das Mo-
dell vornehmlich Verbreitung fand und sich zu einem neuen Wissen über Bischöfe
verfestigte. Dazu greife ich in drei verschiedenen Arten auf das überlieferte Mate-
rial zu: Ein erster Abschnitt behandelt das Fortleben der Schlüsseltexte. Er stellt ei-
nerseits diejenigen Werke vor, in die größere Passagen aus Ludwigs »Ordinatio«
von 823/25 und der Texte des Pariser Konzils von 829 wörtlich eingegangen sind;
und er richtet andererseits den Blick auf die handschriftliche Überlieferung, denn
Wissen spiegelt sich nicht nur in neu verfaßten Werken wider, sondern auch dort,
wo Menschen ältere Texte abschrieben und neu zusammenstellten. Ein zweiter Ab-
schnitt behandelt dann weitere Werke verschiedener Gattungen aus der zweiten
Hälfte des 9. Jahrhunderts, in denen die Schlüsseltexte der 820er/30er Jahre zwar
nicht wörtlich aufgegriffen wurden, aber doch die Kategorien des neuen Wissens
über Bischöfe Verwendung fanden. Ein dritter Abschnitt schließlich führt an einem
einzelnen, aber bedeutenden Beispiel vor, wie im Gang bestimmter Ereignisse die
Erinnerung an die grundstürzenden Vorgänge von 833/34 (und damit zugleich an
das in ihnen gespiegelte Bischofsmodell) wirksam war - und wie auf diesem Wege
das in den 820er Jahren formulierte Modell bis ins 10. Jahrhundert hinein tradiert
bzw. immer wieder aktualisiert werden konnte.
Angesichts der Fülle des überlieferten Materials ist eine Auswahl von Quellen
unumgänglich. Daher konzentriert sich dieses Kapitel vorerst auf Konzilsakten,
Kapitularien und Diözesanstatuten - also jene Texte, die die Verhandlungen sowohl
auf Reichsebene als auch in den Regionen und in einzelnen Diözesen widerspie-
geln. Allerdings werden exemplarische Seitenblicke auf andere Quellen, vor allem
Traktate, Briefe und Urkunden, schon hier den Befund ergänzen. Wie sich das Wis-
sen über Bischöfe auf die Geschichtsschreibung und die Hagiographie auswirkte,
werde ich dann im sechsten und siebenten Kapitel herausarbeiten.
 
Annotationen