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Patzold, Steffen; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Episcopus: Wissen über Bischöfe im Frankenreich des späten 8. bis frühen 10. Jahrhunderts — Mittelalter-Forschungen, Band 25: Ostfildern, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.34736#0553

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552

IX. Anhänge

C. Anhang III:
Zu den bayerischen Fortsetzungen der »Annales Fuldenses«

Es ist bekannt, daß im gesamten Schlußteil der »Annales Fuldenses« von 882 bis 901
ein besonderes Interesse an Vorgängen in Bayern vorherrscht. Für die Zeit Karls III.,
also die Jahresberichte zu 882 bis 88Z bedeutet allein schon diese bayerische Fär-
bung, daß es sich schwerlich um einen »offiziösen« Text des Hofes oder um »ost-
fränkische Reichsannalen« handelt. Es gibt zwar Hinweise, daß mindestens ein
Bayer als Kapellan an Karls Hof tätig war"; dominiert aber wurden Karls Entou-
rage, seine Politik und seine Kapelle zweifellos von Alemannen^. Die Stadt Regens-
burg, die Löwe als einen möglichen Entstehungsort betrachtet, spielte in Karls Itine-
rar eine geringere Rolle als in jenem ArnulfsA
Zu diesem Befund fügen sich der Inhalt und die Tendenz der Jahresberichte
von 882 bis 887: Die verhältnismäßig kurzen Einträge zu 883,885,886 und 887 sind -
verglichen mit der Mainzer Parallelfassung - wenig leidenschaftlich gehalten. La-
pidar berichten sie über den Weg des Kaisers durch das Reich, mit besonderem In-
teresse an Ereignissen in und um Bayern. Der Kaiser wird zwar nicht offen
angegriffen, aber einzelne Mißerfolge werden auch nicht verschwiegen^. Der Ein-
trag zu 882 stellt Karls Handeln bei der Belagerung der Normannen in Asselt zwar
zweifellos in ein besseres Licht als der Mainzer Paralleleintrag - aber weder ist er
ganz und gar kritiklos, noch verherrlicht er KarL . Der aus Alemannien stammende
Erzkapellan Liutward wird lediglich in den Jahresberichten zu 886 und 887 ge-
nannt, dabei zwar nicht kritisiert, aber auch nicht in Schutz genommen, verteidigt

22 FLECKENSTEIN, Hofkapelle 1959,1,196.
23 Vgl. zu Karls III. Kanzleipersonal und höfischer Entourage grundlegend KEHR, Kanzlei 1936,
zur »schwäbische[n] Kanzleiklique« auch DERS., Tagen 193/^ 139; FLECKENSTEIN, Holkapelle
1959,1, 196; TELLENBACH, Stämme 1975, 4211.; BoRGOLTE, Karl 1977. 211.; ZETTLER, Zusammen-
hang 2001, 371.; MAcLEAN, Kingship 2003, 86-91; vgl. auch den Hinweis von REUTER, Annals
1992, 9: »The possibility that a text ol the annals to 882 remained available to members ol the
royal chapel is suggested by the Bavarian continuation, though one would have expected a
chapel work produced under Charles III to have an Alemannic rather than a Bavarian slant on
allairs«.
24 Zur Bedeutung Bayerns lür Arnull vgl. EiBL, Stellung 1984; ScHMiD, Kaiser 2002,188-206.
25 Den Eintrag zu 887 (Annales Fuldenses, a. 887 1051.) hat MAcLEAN, Kingship 2003,27 Anm. 16,
als tendenziöse Parteinahme zugunsten Arnults von Kärnten und als Rechtfertigung seines
Aufstands lesen wollen. So eindeutig ist die Tendenz auch dieses Jahresberichts jedoch nicht:
Das do(osc, mit dem hier die Verschwörung der Alemannen gegen Liutward charakterisiert
wird, könnte man vielleicht noch als positiv konnotiertes »schlau« interpretieren. In der Nach-
richt aber, Karl III. habe sich militärisch nicht zur Wehr setzen können, weil die Alemannen,
auf die er so sehr vertraut hatte, zu ängstlich gewesen seien, schwingt deutlich Kritik nicht an
Karl III., sondern an dessen wankelmütigen Anhängern mit. Und die Art und Weise, in der der
Tod und das Begräbnis Karls (13. Januar 888) geschildert werden, belegt dann eine freundliche
und wohlwollende Haltung des Annalisten gegenüber diesem Kaiser. Falls den Verfasser die
Ereignisse überhaupt persönlich stärker berührten, war er in seinem Bericht jedenfalls eher
um Neutralität bemüht.
26 Das hat MAcLEAN, Kingship 2003, 35f., detailliert herausgearbeitet; vgl. außerdem KELLER,
Sturz 1966,342f.
 
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