Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Meyer, Carla
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0116

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2.2. Stadtchronistik als »Identitätserzählung<

115

End res' chronikalische Aufzeichnungen, strikt auf seine eigene Lebenszeit
beschränkt und mit dem Fokus auf seinem Lebensumfeld, lassen sich damit am
ehesten als genuin stadthistorische Schrift bezeichnen. Eine breitere Rezeption
blieb ihnen allerdings verwehrt: Im Gegensatz zu der zeitgleich mit ihnen, aber
anonym entstandenen »Chronik aus Kaiser Sigmunds Zeit« wurden sie nicht
Teil der »Jahrbücher«, die ab der Mitte des 15. Jahrhunderts die Masse der his-
toriographischen Überlieferung in Nürnberg zu stellen begannen/*^

2.2.6. Ein Markt für annalistische Literatur?
Der Collectaneenband H ist nicht der einzige von Scheurls Bänden, der Tei-
le von Ulman Stromers Piic/ie/ tradierte. Stattdessen finden sich etwa auch im
Codex No. 306 mit der Aufschrift C/?roM. Ninvnh. Ppfsf. Christ. Sc/icioPp'"' Ex-
zerpte daraus, zu denen Scheurl eigenhändig auf Blatt 1 recto die Randglosse
notierte: das pMc/Pcm codadomhT %MS des adfcnj dfejrrn LPomn Süo /
ers danfscdri/t and paddam.^ Doch obwohl sein Kommentar beinahe den glei-
chen Wortlaut besitzt wie sein Eintrag zu den Stromer-Exzerpten im Codex H,
schrieb sein Schreiber hier ganz andere Passagen ab: Alle genealogischen Noti-
zen aus Stromers Püc/id sind ausgeklammert, statt dessen finden sich hier nur
seine historiographischen Nachrichten tradiert.
Scheurls Vorlage war freilich nicht - entgegen der Aussage seiner Randglos-
se - eine der beiden noch direkt auf Stromer zurückgehenden Redaktionen oder
gar sein erhaltener Autograph, sondern eine auf 1506 datierte Handschrift/*^
die heute im Nürnberger Staatsarchiv verwahrte Handschrift Rep. 52a, Nr. 54/'^

pMrg sang die Hgmes dem Eowig, Mud Es wasj ein scEew graE md ud EcEüM die prMMeM. Vgl. ebd.,
S.29.
300 Weitere vergleichbare Aufzeichnungen mit familienhistorischem wie auch stadtchronisti-
schem Inhalt, die sich Scheurl für seinen Codex D, fol. 280r-282v, besorgte, sind darüber hin-
aus von einem Sohn und einem Enkel von Endres (I.), beide mit Namen Sebald, erhalten, vgl.
dazu den Verweis in CDS 10, X, Beilagen, S. 34, Anm. oo. Als weiteres unediertes Beispiel sei
schließlich das »Gedenkbuch« des Vordersten Losungers Anton (II.), beginnend 1487 (vgl.
dazu STRAssNER, 1977, S. 28; CDS 10, X, Beilagen, S. 34, Anm. pp; voN KERN, 1869/70, S. 124),
mit den Fortsetzungen seines Sohnes Linhard Tücher bis zu dessen Todesjahr 1567 genannt.
Vgl. Verweis auf Herrn Leonard Indiers wer/dweE f als erster iosunger und easfeEan nfnnjo 1568,
Autograph beschrieben bei voN KERN, 1869/70, S. 125; ebd. findet sich auch der Verweis auf
eine weitere Handschrift Linhard Tuchers mit Aufzeichnungen über die Werbung um die
Braut seines Sohnes Paul, Ursula Scheurl, im Jahr 1549.
301 Scheurl-Bibliothek, Nürnberg Fischbach, No. 306 (362). Der 425 Blätter starke Sammelband, in
den Scheurl auch sein Wappen als Holzschnitt einklebte, enthält zumeist Kopien von Briefen
Christoph Scheurls, deren späteste nach Theodor von Kern auf das Jahr 1513 datiert sind.
Handschriftenbeschreibung vgl. CDS 1,1, Sigle a3, S. 18f. und CDS 1, II, Sigle B3, S. 336f. (der
dort als Aufschrift des Codex genannte Titel CErow. Nur. CErisf. ScEewrii/ ließ sich am Original
allerdings nicht verifizieren).
302 Vgl. CDS 1,1, S. 18, Orthographie nach dem Original verbessert.
303 Staatsarchiv Nürnberg, Rep. 52a, Nr. 54 [ehern. Königliches Nürnberger Archiv/Königliches Ar-
chivconservatorium Nürnberg, No. 59], Handschriftenbeschreibung vgl. CDS 1,1, Sigle a2, S. 18.
304 Die folgenden Ausführungen beruhen auf Angaben des nicht publizierten Repertoriums 52a, das
im Staatsarchiv Nürnberg einzusehen ist, sowie vor allem auf Autopsie der Handschrift Nr. 54.
 
Annotationen