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Meyer, Carla
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0131

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2. Nürnbergs verschiedene (Er-)Fassungen

existieren, konnte Irene Stahl nicht ermitteln.^ Doch Kopitz legte seinen Le-
sern nicht nur über seine Quellen Rechenschaft ab; zugleich reflektierte er auch
darüber, welche Probleme sich für seinen Text daraus ergaben, dass er ihn aus
ganz unterschiedlichen Vorlagen zusammenstellen musste. Für diesen konzep-
tionellen Mangel entschuldigte er sich explizit: NacMem P/t nihyiirgcnomcn, ein
zn sc/zrez&en, so idz ershzc/i zziL dze/enzgen, so dzses bndz zzz /zzzn&n Grenze,
dz sze /ozznen oerdrze^ /zzzhen oh dem, dzz^ dzejahrzad nd ordenizeh einander geized,
dan nzan sod ersfiieiz die oizrsaciz zoiessen, dz ade die hernach geschrieben geschichien
nid in ainenz bnch oder cronicha geschrieben gezoesi, snnder azz^ drei/en zoazdza^en
cronihen znsanzen gezogen.^
Neben zunehmender Systematisierung und dem Bedürfnis der Verschriftli-
chung und Archivierung von die Stadt betreffenden Ereignissen und Entschei-
dungen, wie im Ratsarchiv und am Beispiel amtlicher Dokumentation darge-
stellt, gibt es im privaten Bereich weitere und offenbar zahlreichere Ansätze,
aus denen stadtgeschichtliche Werke erwuchsen. Sie entstanden einerseits aus
dem Bedürfnis heraus, Familiengeschichte festzuhalten, andererseits im Trend,
- weit über den Nürnberger Horizont hinaus - Zeitgeschichte zu porträtieren.
Weil die Quellen aus verschiedenen Funktionshorizonten und Gattungen stam-
men, mussten sich homogene historiographische Aufzeichnungen erst heraus-
bilden und geformt werden. Als Beispiel für die verschiedenen Modifikationen
und Variationen, die die Texte von Textzeuge zu Textzeuge erfuhren, sei noch
einmal Stromers PMcbe/ genannt: Es überdauerte einerseits in Form seines Au-
tographen als eigenständiges Werk, das im 17. Jahrhundert schließlich in die
Hände eines anderen bedeutenden Historiographen Nürnbergs, von Johannes
Müllner, gelangen soHteA" In den Exzerpten Hans (II.) Hallers dagegen wurde
daraus ein genuin genealogisches Werk, hier noch immer eng mit Stromers Na-
men verbunden, da er den Dreh- und Angelpunkt seiner eigenen Ausführun-
gen bildete. Des Autorennamens beraubt, stilistisch verwandelt und inhaltlich
angereichert wurden die historiographischen Passagen des Pzzcbd zugleich aber
auch Teil der anonymen Jahrbüchertradition, so etwa im annalistischen Konvo-
lut Heinrich Deichslers. Bei Christoph (II.) Scheurl schließlich beginnt sich ein
weiterer Unterschied abzuzeichnen: Sein Interesse ist insofern als archivarisch
zu bezeichnen, als er ältere Norica nicht nur als Steinbruch nutzte, um sie sei-
nen eigenen Zusammenstellungen einzuverleiben, sondern sie systematisch zu
dokumentieren trachtete. Seine Kommentare am Rand sind Zeugnis für sein
Bemühen, die Herkunft der von ihm kopierten Texte festzuhalten.

2.2.7. Von den »Jahrbüchern« zu Sigmund Meisterlins NLronbcrycns/s cromca
Während die »Jahrbücher« nach Joachim Schneiders Typologie der Nürnberger
Chronistik mit Ausnahme der »Tüchersehen Fortsetzung bis 1499« unter die

378 Vgl.ebd.,S.208.
379 Zit. nach ebd., S. 209.
380 Zur Uberlieferungsgeschichte des Autographen vgl. ScHMiD, 2006, S. 69-71.
 
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