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Meyer, Carla
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0150

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2.2. Stadtchronistik als »Identitätserzählung<

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geschichte explizit als Gerüst, indem er einen längeren Exkurs über die Regie-
rungszeit Kaiser Ludwigs des Bayern mit den Worten rechtfertigt: Es so/ sic/z
/wizzor wzzzzdorzz, dass wü sagen ooa der /razser /z/s/or/, wann nzenzanf zzzag cronzc/ren
setzen zn ozAoazzag, dass sze zn oersfeden s/ad, dann dzzzv/z so/zc/z oz^dennngd^'
Vor allem an zwei Messlatten, so lässt sich vorab resümieren, suchte Meis-
terlin in seiner Chronik Nürnbergs Größe abzutragen. Der erste Maßstab für
Rang und Bedeutung war ihm das hohe Alter, das er der Stadt erschreiben
wollte - wzder dze, dze da spzvc/zozz/, Nnrenderg sez nzf ezn a/t sonder ezn new ge/crt,
wie er schon in der Überschrift des vierten Kapitels im ersten Buch statuiert
und als Darstellungsziel mehrfach wiederholt.^ Zu Nürnbergs frühen Anfän-
gen mussten jedoch zweitens auch die erfolgreiche Behauptung von Geltung
und Status als autonome Reichsstadt, ihre Kontinuität und Persistenz über die
Jahrhunderte hinweg treten. Auch diese Causa Scribendi fasste Meisterlin in
eigene Worte, indem er wenige Kapitel vor dem Ende seiner Chronik folgen-
des Plädoyer an den Leser richtet: Nizzz waz; wie die /zoc/zwoisozz ra/s/zorzvzz so /zoc/z
goac/z/ /za/zozz dieyhd/zoi/, die izv uordorzz go/za/z/ /za/zozz, dzo zzzo oor/razz/f /s/ zooz^dozz wo/
o/wazz aago/izc/z/oa; szc/z azzc/z, wzo zzzi/ großer azzgs/ zzzzd ar/zoz/ zs/ dzo s/a/ zzz so/zc/z
wosozz /rzzzzzozz/ zzzzd so/zc/zs so// ozzz o/zozz/zz// sozzz dozz /zzzrgorzz zzz dieser zez/, die zzz /zazz/-
/za//ezz, wazzzz a/s der p/zi/osop/zzzs spric/z/; es is/ der Zze/za//er a/s wo/ zzz /o/zezz a/s der es
/za/ gewzzzzzzezzd^
Die folgenden Kapitel sollen - nach einem kurzen Seitenblick auf die sukzes-
sive Entwicklung dieser Ideen in den drei verschiedenen Fassungen der Chro-
nik - Meisterlins Entwurf der Nürnberger Stadtgeschichte im Zusammenhang
skizzieren und in den verschiedenen Funktionen und Instrumentalisierungen
für seine Gegenwart analysieren.

2.2.9. Meisterlins Fassungen der Nzorozz/zorgozzs/s crozzzca
Die unikal überlieferte erste Fassung von Meister lins Chronik aus dem Jahr
1485 war den Editoren der Chroniken der deutschen Städte noch unbekannt,
auch wenn sie ihre Existenz aus Meisterlins Verweis in der lateinischen Version
von 1487 erschließen konnten, er lege seine /zzs/ona hiermit a//ora uzco ozzzozzda-
/a vorü*6 Das von Meisterlin auf Folio 171 verso explizit an doc/orz Hazdazazzzzo
Sc/zodo/ azz Sazzc/ Gz/gozz Gassozz^ adressierte Werk trägt nach einer Beschreibung
der Handschrift durch Paul Joachimsohn den Charakter eines unvollendeten
Arbeitsexemplars
Meisterlin wollte seine Chronik offensichtlich von Beginn an zweisprachig
anlegen. Bei mehreren Kapiteln folgt dem lateinischen Text daher gleich eine
deutsche Übersetzung, die allerdings inhaltlich zum Teil stark ab weicht. Bei

493 CDS3,VI,S. 126.
494 Ebd., S. 50, vgl. auch Kap. 4.2.
495 Ebd., S. 166.
496 CDS 3, VI, Anhang 1, S. 185.
497 Zit. nach JoACHiMSOHN, 1895, S. 161.
498 Vgl. ebd., S. 161-164.
 
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