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Meyer, Carla
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0170

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2.2. Stadtchronistik als »Identitätserzählung<

169

zug wegen der seit 1419 schwelenden Erbschaftsstreitigkeiten zwischen den
Zollern und Herzog Ludwig dem Bärtigen von Bayern-Ingolstadt.*^

2.2.12. Vom Adel der Nürnberger
Als drittes strategisches Erzählziel lässt sich quer durch Meisterlins Werk die
Frage nach der ständischen Einordnung der Bürger verfolgen. Augenfällig
strebt er ihre »Nobilitierung« an; der Grundstein für diese Darstellungsabsicht
ist bereits in der Geschichte um Nürnbergs on'yo unter Tiberius Nero gelegt:
WMM&r&erüc/i, das &CMnscd ward sdmcd in gntan sidcn gezogen, erklärt Meis-
terlin, daher sei auch eine große Zahl derer, die man zn diesen Zeiten adeiied da ist,
aus dem Norgee und der uoü iani zu ihnen gestoßen, um sie beim Schutz des
^eedens zu unterstützen.^^ Letzteres, lateinisch terra aduocatornm, ist als spre-
chender Name zu verstehen, der neben der geographischen Herkunft auch die
ständische Abkunft der nach Nürnberg Ziehenden illustrieren so))/'"^ Auch in
späteren Jahrhunderten sei die Attraktivität der Stadt nach Meisterlin so groß
gewesen, dass Grafen und Freiherren große Höfe entlang der Pegnitz und am
Panordorg im Sebalder Stadtteil besaßen und tro^öniied gosedioedt aMj? andern stat-
ten nmd znnemnng der stat nach Nürnberg gezogen sei, ais die Endo^ uon Pan-
gingen, do PiüfwwMS Pangingen oonz reied entp/remddet, nnd die Vbidnzair, do der
Newennzardt wider oerp/endt wardP"^
Schon in den beiden vorangehenden Kapiteln wurde mehrfach deutlich,
wie Meisterlin die führenden Geschlechter in der Stadt mit dem Ritteradel
zu parallelisieren suchte. Im vergangenen Nürnberg - so suggeriert Meister-
lin immer wieder - habe es also noch keinen Unterschied zwischen dem auf
dem Land und in der Stadt ansässigen Adel gegeben. Nicht geführt zu werden
braucht hier die Diskussion, wie plausibel Meisterlins Vorstellung aus der Sicht
moderner Forschung ist, wie groß also der Anteil der Patriziergeschlechter ist,
die sich aus denselben hochmittelalterlichen Ministerialenfamilien herleiten
lassen, aus denen auch der umliegende Landadel entstand.*^ Die Kontrast-

605 Vgl. GERHARD PFEIFFER, 15. Im Zeitalter der Hussitenkriege, in: Nürnberg. Geschichte einer
europäischen Stadt, hg. von DEMS., München 1971, S. 83-88, hier S. 84.
606 CDS3,VI,S.44.
607 Vgl. ebd., S. 44, Anm. 3, JoACHiMSOHN, 1895, S. 203, und MATTHIAS WERNER, Art. Vogtland, in:
Lexikon des Mittelalters, Bd. 8, München 1997, Sp. 1815.
608 CDS3,VI,S.137.
609 Zu dieser umfänglichen Diskussion vgl. JuLiE MEYER, Die Entstehung des Patriziats in Nürn-
berg, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 27,1928, S. 1-96; GER-
HARD PFEIFFER, Nürnberger Patriziat und fränkische Reichsritterschaft, in: Norica. Beiträge
zur Nürnberger Geschichte. Bibliotheksdirektor a. D. Friedrich Bock zu seinem 75. Geburts-
tag, hg. von KARLHEINZ GoLDMANN, Nürnberg 1961 (Veröffentlichungen der Stadtbibliothek
Nürnberg 4), S. 35-55; HANNS HuBERT HoFMANN, Nobiles Norimbergenses. Beobachtungen
zur Struktur der reichsstädtischen Oberschicht, in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte
28,1965, S. 114—150; GERHARD HmscHMANN, Das Nürnberger Patriziat, in: Deutsches Patrizi-
at 1430-1740. Büdinger Vorträge 1965, hg. von HELLMUTH RössLER, Limburg a. d. Lahn 1968
(Schriften zur Problematik der deutschen Führungsschichten in der Neuzeit 3), S. 257-276;
voN STROMER, 1970, Bd. 2, S. 295-341; RUDOLF ENDRES, Adel und Patriziat in Oberdeutsch-
land, in: Ständische Gesellschaft und soziale Mobilität, hg. von WiNFRiED SCHULZE, München
 
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