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Meyer, Carla
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0193

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2. Nürnbergs verschiedene (Er-)Fassungen

nannt oder aber - wie etwa bei Texten zum Quaternionenschema - innerhalb
von Katalogen der Reichsstände oder der Städte^ auf gelistet wird. Positiv lässt
sich als Hauptkriterium für die Aufnahme in das im Folgenden präsentierte
Korpus daher die Frage bestimmen, ob im jeweiligen Text die Stadt oder die
sie repräsentierende Gruppe als agierende Protagonisten beziehungsweise als
Gegenspieler der jeweiligen Protagonisten vorgestellt werden, sei es innerhalb
eines Gesamttextes oder aber für einzelne Passagen oder Strophen daraus. Wie
also wird der Leumund beziehungsweise das »Image« der Stadt, ihrer Bewoh-
ner und ihres Stadtrates in der politischen Dichtung bestimmt oder beschädigt?
Welche positiven Eigenschaften wurden ihnen zugeschrieben? Welche negati-
ven Absichten wurden ihnen unterstellt?

2.3.1. Von rechtmäßiger Fehde und rechtswidrigem Straßenraub
Die umfangreichste Gruppe an Dichtungen, die in und über Nürnberg im 15.
und 16. Jahrhundert entstanden, beschäftigt sich mit den gewaltsamen Übergrif-
fen aus den Reihen des Ritteradels, denen die Stadt oder einzelne ihrer Bürger
beinahe permanent ausgesetzt waren. Als »Fehden« durch Absagebriefe ange-
kündigt, fiel die zeitgenössische Einschätzung dieser Gewaltakte schwer. Das
althergebrachte Recht des freien Mannes, bei Schädigung oder Ehrverletzung
seiner Familie zum Mittel der Rache beziehungsweise Selbsthilfe zu greifen,
stand gegen die zahlreichen Versuche zur Etablierung von Landfrieden, die die

Intention des Spruchs ist die Klage über den Geiz der Fürsten auf dem Nürnberger Hoftag.
Ed. Walther von der Vogelweide, Feich, Fieder, Sangsprüche, 14. völlig neu bearb. Ausgabe
Karl Fachmanns, hg. von CHRISTOPH CoRMEAu, Berlin, New York 1996, S. 185, Str. 6, V. 1-4.
S. auch die Klage des Tannhäuser über sein gesellschaftliches Absinken in Armut und Not, in
der die Ortsangabe Nürnberg erscheint, vgl. 'Tarth/1 /2a, in: FRIEDER SCHANZE und BuRGHART
WACHiNGER (Hg.), Repertorium der Sangsprüche und Meisterlieder des 12. bis 18. Jahrhun-
derts, Bd. 5, Tübingen 1991, S. 427f. In diese Reihe muss schließlich auch ein bei KuGLER, 1986,
S. 254, irrtümlicherweise zum Genre des Städtelobs gezähltes Fied Oswalds von Wolkenstein
gerechnet werden, da Nürnberg darin ebenfalls lediglich als Ortsangabe vorkommt, ed. Die
Fieder Oswalds von Wolkenstein, hg. von KARL KuRT KLEIN, 2. neu bearb. und erw. Aufl.
von HANS MosER, NORBERT RicHARD WoLF und NoTBURGA WoLF, Tübingen 1975 (Altdeutsche
Textbibliothek 55), Nr. 99. Für die Zeit nach 1400 finden sich zahlreiche Beispiele, in denen
Nürnberg als Ort der Handlung knapp genannt wird, so etwa ein Text Muskatblüts über den
Nürnberger Hoftag 1422 zur Hussitengefahr, vgl. 'Musk/1 /28, in: FRIEDER ScuANZE und BuRG-
HART WACHiNGER (Hg.), Repertorium der Sangsprüche und Meisterlieder des 12. bis 18. Jahr-
hunderts, Bd. 4, Tübingen 1988, S. 394f. Zu Michel Beheims Erwähnung der Nürnberger vgl.
unten S. 212, Anm. 221.
69 Eingereiht in den Katalog der Reichsstände nach dem Quaternionenschema findet sich Nürn-
berg etwa in einem auf 1514 datierten gedruckten Fied des Peter Frey, /cd Mi Nu gof den sedüp/-
k'r mied (Str. 9), vgl. 'Frey/2, in: FRIEDER SCHANZE und BuRGHART WACHiNGER (Hg.), Reperto-
rium der Sangsprüche und Meisterlieder des 12. bis 18. Jahrhunderts, Bd. 3, Tübingen 1986,
S. 520f., und in einem anonymen, im >Goldenen Ton des Kanzlers< verfassten Fied Jw gülden
/oinezier 7 Feder uow mied, das in einer Abschrift von Hans Sachs überliefert ist (Str. 3), vgl.
'Kanzl/2/518a, in: SCHANZE, WACHiNGER, 1988, Bd. 4, S. 159f. Als in Nürnberg bekannteste Dar-
stellung des Quaternionenschemas unter Berücksichtigung der Burggrafschaft Nürnberg darf
jedoch sicher eine Reimrede des Nürnberger Dichters Hans Folz, Das Römische Reich, gelten,
ed. Hans Folz, Reimpaarsprüche, ed. FiscHER, 1961, Nr. 39, S. 331-357, hier V. 658f.
 
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