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Meyer, Carla
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0203

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202

2. Nürnbergs verschiedene (Er-)Fassungen

Befehl zu seiner Freilassung gegeben hatte.' ^' Nochmals appelliert der Dichter
daher an den Adel: Tbziybo/wb ZMsamen bd/fwz, / ÜM frommer d&/ bevor er
ihm in der letzten Strophe den Rosenberger als Vorbild anemptiehtt.' ^
Das kürzere Lied Was wö//wz wir singen nnd Ziehen an ? (7 Strophen ä 5 Verse) ' ^
hat keinen entsprechenden allgemeinen Prologe sondern setzt direkt in der
zweiten Strophe mit der Erklärung ein, Albrecht von Rosenberg sei ein freier
rentersman / die uon Nürnberg baden nn uii zn ieid geiban. Es folgt die drohende
Ankündigung, dieses Unrecht bleibe nif nngcrocbenV Nach dem knappen Be-
richt, er habe die Nürnberger tapfer geschlagen und Paumgartner gefangen
gesetzt, beschwört auch der zweite Dichter den Zusammenhalt des Adels: wo/-
an^ ir werden renier gnf, / sira/t den uon Nürnberg iren großen übernudi ''" Noch
deutlicher und schärfer als im Lied Eriscb an^ dn werder ade/ wird Albrechts Bei-
spiel gutgeheißen: A/brecbt uon der Rosenbnrg der bat ein ross, das ban ze/ten nnd
traben, / daran/*tbet er nzaneben p/c//crsacb jagen. '^ Hier schließt sich also der Kreis
zur Ballade über Eppele von Gailingen, den frisch ^reie/nf rentersnzann,'^' des-
sen faszinierenden Reiterkünsten sich selbst ein städtisches Publikum trotz der
ihm angelasteten Taten gegen die Ihren nicht ganz zu entziehen vermochte.
Ob rontorsnzann oder Straßendieb - in den städtischen wie in den adligen
Dichtungen geht es letztlich jedoch nicht um eine allgemeine oder abstrakte
Be- oder Verurteilung der Fehde. Die Aussage der Texte war vielmehr immer
konkret auf einen bestimmten Fall bezogen und auf die Auswirkungen für den
Leumund der Partei, die sie vertraten und in ein positives Licht rücken wollten.

2.3.2. Zwischen Wahrheit und Willkür
Im strengen Sinn keine Ereignisdichtung ist die anonyme Reimrede tob bab wir
eins gOHMmonyür (207 Verse)^ aus den Jahren zwischen 1520 und 1526/1530, da
sie keinen konkreten Vorfall zum Anlass hat, sondern allgemein eine Beschrei-
bung des städtischen Gefängnisses sowie vor allem der Rechtspflege durch den
Rat bietet. Als Verfasser gilt der Kannengießer Hans Lebenter,'^ der nach dem

136 Auch die Rache der zornigen Nürnberger an einem aÜCM, wrMdcn man (ebd., Str. 12, V. 4),
Wolfgang von Kochsteten, habe ihnen nichts genutzt, sie mussten ihn wieder laufen lassen
(ebd., Str. 13).
137 Ebd.,Str. 13,V.5f.
138 Ebd., Str. 14, V. 7-9.
139 Ebd., S. 258f. Zur Nürnberger Überlieferung vgl. KuRRAs, 1983, S. 6.
140 Lil. 4, Nr. 511, Str. 2, V. lf., und Str. 2, V. 3. Albrecht von Rosenberg hatte von Nürnberg, das
er für mitschuldig am Verlust seines ererbten Schlosses Vorberg hielt, verlangt, dass die Stadt
seine Rückgabe vermittele; den Ratsherren habe er daher als Unterpfand gefangen genom-
men, vgl. dazu Liliencrons Kommentar in Lil. 5, S. 255f.
141 Lil. 4, Nr. 511, Str. 4, V.lf.
142 Ebd., Str. 6, V.lf.
143 Lil. 1, Nr. 28, Nr. V. 1.
144 Ed. HERMANN KNAPP, Das Lochgefängnis. Tortur und Richtung in Alt-Nürnberg, Nürnberg
1907, S. 79-84.
145 Verwirrend bleibt, dass das Lied zwar den Namen HcMsLiM Mvnü'r nennt, jedoch als Verfas-
ser eine weitere ungenannte Person suggeriert: Mit HcMsLiM Mvnü'r Uz das Nweis, / Dem
 
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