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Meyer, Carla
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0228

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2.3. Politische Dichtung und städtisches »Image'

227

-relationen, die offenbar als Gradmesser des Erfolgs kursierten, indem er die
pro-nürnbergische Darstellung als falsch diffamiert: /dz mzr /(tmzLc/z sagen
/ zr sagt mzo denz z?zar/(gra/cn uzt uodrs soz dot hohhon, / so da&t zr das rediezn mzder
sezns MZ?zgoüz&on, / mod ozzc/z soHzor gern od ere azz/laden.^
2.3.5. Nürnbergs Höllenritt
Dieselbe unerbittliche Grausamkeit, mit der die Schlacht im Wald 1502 geführt
worden war, spricht auch aus den Zeugnissen, die fünfzig fahre später über
den zweiten Markgrafenkrieg berichten sollten.^ Anfangs war man in der
Stadt noch guter Dinge. Zwar fragte der anonyme, wohl nicht aus Nürnberg
stammende Dichter des Liedes Von dom zozzgon irrzog, zozo os zn Angspnrg, Ldnz
nnd Nnrn&org organgon zst (18 Strophen ä 6 Verse; fm ton; Frötzctz so zoddon zozr
dodon an)^ in der 14. Strophe angesichts des vor die Stadtmauern Nürnbergs
ziehenden Markgrafen bang: actz god, zoas zozd or adda tdnn ? In den folgenden
Versen prophezeite er allerdings noch einen für Nürnberg positiven Ausgang:
szo dadon so Jost uor znz godant / or zozrts dozaton nzzt dor dant / giozcd ndor dnrz odor
tang.^
Doch der anonyme Lieddichter sollte sich täuschen. Denn während sich die
Stadt in den Auseinandersetzungen zuvor trotz finanzieller oder territorialer
Zugeständnisse vergleichsweise gut hatte behaupten können, so gilt dieser
Krieg als Wendemarke in der Nürnberger Geschichte, die den wirtschaftlichen
und politischen Abstieg einteitete. '^ Nicht nur das Nürnberger Landgebiet
wurde stark zerstört, sondern erstmals die Stadt selbst schwer beschossen.^"
Die Vorstadt Wöhrd ließ der Rat selbst aus taktischen Gründen ganz nnd gar ab-
brennen, wie ein knapper Zehnzeiler mit den Anfangs Worten Ac/z zoar os zizc/ü
ozzi gro^o /dag^' erinnern sollte.
Trotz der gravierenden Zerstörungen und empfindlichen wirtschaftlichen
Auswirkungen, die nicht nur die Landbevölkerung, sondern auch die hinter
den Mauern scheinbar sicher verschanzten Städter trafen, blieb die öffentliche
Resonanz der städtischen Dichter und Sänger auf dieses einschneidende Er-

335 Lil. 2, Nr. 228, V. 186-189. Dass die Dichter zumindest in Teilen um die anderen Texte zum
Thema wussten, zeigen die beiden anti-städtischen Lieder Lil. 2, Nr. 229 und Nr. 300, die in
der 10. respektive 11. Strophe bis in die Wortwahl hinein übereinstimmen.
336 Zum Verlauf des zweiten Markgrafenkriegs vgl. zuletzt ANDREAS Omo WEBER, Kaiser, Reich
und Regionalpolitik im zweiten Markgrafenkrieg, in: Das Reich in der Region während des
Mittelalters und der Frühen Neuzeit, hg. von RoLF KiEssnNG und SABINE ULLMANN, Konstanz
2005 (Forum Suevicum 6), S. 279-303.
337 Ed. Lil. 4, Nr. 596, S. 538-540.
338 Lil. 4, Nr. 596, Str. 13, V. 1 und 4-6.
339 Zu dieser These der Forschung vgl. etwa das Kapitel »Verwüstungen des Nürnberger Gebiets
seit der Besetzung Rechenbergs. Kriegsschäden. Finanzieller und wirtschaftlicher Nieder-
gang« bei MuMMENHOFF, 1916, S. 92-105.
340 Zur Ereignisgeschichte vgl. ebd., S. 42-61.
341 Ed. BocK, 1959, S. 67f. Zur Abbrennung Wöhrds vgl. knapp BRUNNER u. a., 2002, S. 614, und
MuMMENHOFF, 1916, S. 14f.
 
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