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Meyer, Carla
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0252

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2.4. Nürnberg in Städtelob und Stadtbeschreibung

251

von Conrad Celtis, Albert Werminghoff, fest.' ' Wenn der Prozess der gesell-
schaftlichen Bewusstseinsbildung nun also am Beispiel der Texte zur Reichs-
stadt Nürnberg nachvollzogen werden sott, muss das Augenmerk entspre-
chend auf die Abhängigkeiten der Texte untereinander sowie auf die Genese,
Verbreitung und Ausdifferenzierung spezifischer Motive gerichtet werden.^
2.4.1. Rem am Sonntag ritten mier gein Nnern&erg
Die frühesten Quellen, in denen das zeitgenössische Nürnberg dargestellt und
reflektiert wird, stammen nicht aus der Feder von Einheimischen, sondern sind
aus der Außensicht auf die Stadt verfasst.^ Als älteste synchrone Beschreibung
Nürnbergs gilt der Reisebericht eines anonymen Russen - offenbar ein weltli-
cher Dienstmann des Bischofs von Suzdal -, der das Reich 1438 im Gefolge des
Moskauer Metropoliten Isidor auf dem Weg zum Unionskonzil nach Ferrara-
Florenz durchquerte.^ Die erste Station auf dem europäischen Kontinent nach

13 Vgl. Einleitung der Edition Conrad Celtis, NoräwNrga, ed. WERMiNGHOFF, 1921, S. 73.
14 Für den folgenden weniger chronologisch, als vielmehr an der Genese und formalen Einord-
nung der Texte orientierten Überblick konnte auf verschiedene Vorarbeiten zurückgegriffen
werden: gattungsübergreifend vgl. NEUHAus, 2002, und KLAus ARNOLD, Franken und die Stadt
Nürnberg in Bildern, Karten und Texten um 1500, in: Franken. Vorstellung und Wirklichkeit
in der Geschichte, hg. von WERNER K. BLESsiNG und DiETER J. WEiss, Neustadt a. d. Aisch 2003
(Franconia. Beihefte zum Jahrbuch für fränkische Fandesforschung 1), S. 87-104. Speziell zu
den Fobschriften vgl. JosEPH NEFF (Hg.), Helivs Eobanvs Hessvs, Noriberga illvstrata und
andere Städtegedichte, Berlin 1896 (Fateinische Fitteraturdenkmäler des XV. und XVI. Jahr-
hunderts 12), S. VII-XFIV; JOACHIMSOHN, 1910; FEBEAU, 1972; WEISSHAAR-KlEM, 1982; KUGLER,
1986; GiusEPPE FoMBARDi, Historia, descriptio, laudatio. Gli umanisti italiani e Norimberga, in:
Nürnberg und Italien. Begegnungen, Einflüsse und Ideen, hg. von VOLKER KAPP und FRANK-
RuTGER HAUSMANN, Tübingen 1991 (Erlanger Romanistische Dokumente und Arbeiten 6),
S. 129-154. Zu den Reiseberichten vgl. Omo ANDERS, Nürnberg um die Mitte des 15. Jahrhun-
derts im Spiegel ausländischer Betrachtung, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der
Stadt Nürnberg 50,1960, S. 100-112; GiORGio CmTTOLiNi, Fe cittä tedesche in alcune scritture
diplomatiche italiane del Cinquecento, in: Imago urbis. F'immagine della cittä nella storia
d'Italia. Atti del convegno internazionale (Bologna 5-7 settembre 2001), hg. von FRANCESCA
Boccm und RosA SMURRA, Rom 2003, S. 323-350; KLAus VoiGT, Italienische Berichte aus dem
spätmittelalterlichen Deutschland. Von Francesco Petrarca zu Andrea de' Franceschi (1333-
1492), Stuttgart 1973 (Kieler Historische Studien 17); WERNER PARAviciNi (Hg.), Europäische
Reiseberichte des späten Mittelalters. Eine analytische Bibliographie. Teil 1: Deutsche Reise-
berichte, bearb. von CHRISTIAN HALM, Frankfurt am Main 1994 (Kieler Werkstücke, Reihe D:
Beiträge zur europäischen Geschichte des späten Mittelalters 5).
15 Die früheste bekannte Erwähnung Nürnbergs findet sich in der Schilderung einer imaginä-
ren Reise, dem SoMge V?e;7 P&'n'n von Philippe de Mezieres (um 1327-1405), ed. GjEORGE]
WJiLLiAM] CooPLAND (Hg.), Philippe de Mezieres, Chancellor of Cyprus, Fe Songe du Vieil
Pelerin, 2 Bde., Cambridge 1969. Die Darstellung der ANcwaigMC beschränkt sich allerdings
auf eine Aufzählung der Regionen und Städte. Die geschilderte Reiseroute zeigt zudem, dass
die Reise fiktiv ist und der Autor die Tage der genannten Städte nicht immer kennt: So etwa
ist Nürnberg seiner Ansicht nach am beziehungsweise unterhalb des Rheines zwischen Mainz
und Frankfurt gelegen, vgl. Fe Premier Fivre, Kap. 20, ed. Bd. 1, S. 250, und Fe Tiers Fivre,
Kap. 282, ed. Bd. 2, S. 428.
16 Ed. GÜNTHER STÖKL (Hg.), Reisebericht eines unbekannten Russen (1437-1440), in: Europa im
XV. Jahrhundert von Byzantinern gesehen, Graz 1954 (Byzantinische Geschichtsschreiber 2),
S. 151-189, hier S. 152-160. Der Text ist im Original in der russischen Form des Kirchenslawi-
 
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