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Meyer, Carla
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0272

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2.4. Nürnberg in Städtelob und Stadtbeschreibung

271

Piccolomini die Germania intensiv bereist und ihr mehrere grundlegende his-
torisch-geographische Untersuchungen gewidmet. Auch Nürnberg kannte Pic-
colomini aus eigenem Augenschein: 1444 war er auf einem Reichstag in Nürn-
berg zu Gast, weitere Aufenthalte in der Stadt sind für zwei seiner Reisen im
Herbst 1446 und 1447 zu vermuten.^ Im Folgenden soll der Fokus auf seinen
Nürnberg-Schilderungen liegen, die sich gleich in drei seiner Werke finden und
mit denen er entscheidende Impulse für die Auseinandersetzung der Nürnber-
ger Humanisten mit ihrer Heimatstadt setzte.^
Piccolominis frühestes Werk, das eine Darstellung Nürnbergs enthält, ist
die Hzsfon% ramm Tn&nd beziehungsweise Hzsfon% Aashiaf/s."" Der Autor
integrierte die Stadtbeschreibung damit in ein genuines Geschichtswerk. »Wie
Eneas historische Phantasie weiter arbeitete« - um eine Formulierung Paul
Joachimsohns aufzugreifen '"^ - lässt sich an den drei sukzessive entstandenen
Textfassungen der Hzsfon% demonstrieren: Die ursprüngliche Redaktion, uni-
kal in einem Autographen Piccolominis überliefert, entstand im Herbst 1453
in Wien. Sie ist vor allem - wie der erste Titel deutlich macht - eine Geschichte
Friedrichs III. Die erste Überarbeitung, in drei teilweise autographen Codi-
ces und mehreren Reinschriften erhalten, fertigte Piccolomini noch am Habs-
burgerhof bis Mai 1455 an. Die dritte Redaktion schließlich, ebenfalls in drei
Autographen und verschiedenen Reinschriften überliefert, verfasste er 1458
- dem Jahr seiner Erhebung zum Papst - bereits in Rom. Die beiden späteren
Bearbeitungsstadien, so stellt Julia Knödler heraus, erweiterten das Werk von
dem auf den Kaiser aus gerichteten Schwerpunkt der ersten Fassung zur Lan-
desgeschichte: Hier stellte Piccolomini der Lebensgeschichte Friedrichs III.
eine Topographie und Geschichte Österreichs - in der zweiten Redaktion
bis zu den Babenbergern, in der Fassung letzter Hand auch der Stauferzeit -

99 Vgl. VoiGT, 1973, S. 87-89, S. 99.
100 Zu Piccolominis Nürnbergbeschreibungen vgl. bereits LoMBARDi, 1991, S. 131-136.
101 Die von Jürgen Sarnowsky publizierte Edition und Übersetzung in der Freiherr-vom-Stein-
Gedächtnisausgabe aus dem Jahr 2005 präsentiert Piccolominis dritte Redaktion nach dem
im Vatikan verwahrten Manuskript Chigi I VIII 248, dem freilich im Vergleich zu weiteren
Überlieferungsträgern derselben Fassung die für Nürnberg entscheidende Passage fehlt, vgl.
Aeneas Silvius de Piccolomini, Historia Austrialis. Österreichische Geschichte. Aus dem vati-
kanischen Manuskript hg. und übers, von JÜRGEN SARNOWSKY, Darmstadt 2005 (Ausgewählte
Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters 44), unter Benutzung der Übersetzung von
THEODOR ILGEN, Die Geschichte Kaiser Friedrichs III. von Aeneas Silvius, 2 Bde., Feipzig 1889-
1890 (Die Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit 88-89). Eine kritische, dem Standard der
Monumenta Germaniae Historica verpflichtete Neuedition aller bekannten Handschriften
nicht nur der Fassung letzter Hand, sondern aller drei Bearbeitungsstufen wird derzeit von
Julia Knödler und Martin Wagendorfer vorbereitet, vgl. dazu WAGENDORFER, 2003. Sie wird
damit die bislang einzige auf inhaltliche Vollständigkeit angelegte Ausgabe von Adam Franz
Kollar aus dem 18. Jahrhundert ersetzen, vgl. Enea Silvio Piccolomini, HisforM AMSfn'aüs, ed.
KoLLAR, 1762. Ich danke Julia Knödler herzlich dafür, dass sie mir die Nürnberg betreffenden
Passagen in der durch sie vorbereiteten Neuedition zur Verfügung stellte; um die Nachvoll-
ziehbarkeit zu gewährleisten, soll hier im Folgenden jedoch noch nach Kollars Ausgabe zitiert
werden.
102 JOACHIMSOHN, 1910, S. 31.
 
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