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Meyer, Carla
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0314

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2.4. Nürnberg in Städtelob und Stadtbeschreibung

313

dort friedlichen Handel treiben Als nächste Etappe berichtet Münster von
der Zerstörung Nürnbergs zu Zeiten der Salier, dann von der Erweiterung der
Stadt und dem Neubau der Stadtbefestigungen unter Karl IV., schließlich von
einer neuerlichen Erweiterung und Verstärkung unter Karl V. im Jahr 1538.
Nicht unter der Kapitelüberschrift Nürenüerg, doch im darauffolgenden Ka-
pitel über die Nürnberger Burggranesciid^f schildert Münster schließlich nicht
nur den Aufstieg der Zollern und die sukzessive Erweiterung ihrer Territorien,
sondern auch die Konflikte zwischen der fürstlichen Familie und der Reichs-
stadt. Erinnert wird sowohl an den scüüüiicüefnj brieg der Jahre um 1450, der
auf beiden Seiten für viele Tote und Gefangene gesorgt habe, als auch an die
Schlacht 1502, a/s die Nürnberger an^ ein /dreb zeei/be znogenf - gemeint ist die
Schlacht im Wald um die Kirchweihrechte in Affalterbach -, deren Ausgang als
ebenso desaströs beurteilt wird. Das aber ist alles, was Münster über Nürnberg
zu sagen hatte: Die Stadt - für Regiomontan, Celtis, Cochlaeus, Irenicus Zn niedzo
Germanie gelegen - war auf den »mental maps« Sebastian Münsters in die Peri-
pherie gerutscht. Im Gegensatz zur fränkischen Nachbarmetropole Würzburg
erhielt sie in seiner Cosmograpbia nicht einmal eine bildliche Darstellung.^

2.4.8. Dem Stein eine Seele eingehaucht
Lfrbs Noribergtz üZnsüafa, so lautet der bezeichnende Titel, den der Nürnberger
Lehrer am Egidiengymnasium, Helius Eobanus Hessus, 1532 für seine 1387 He-
xameter umfassende lateinische Dichtung wählte.^ War Nürnberg bei Conrad

290 Ebd., S. deexdj.
291 Ebenfalls nur eine Nebenrolle spielt Nürnberg im Werk des Aventin, das als Bezugsgröße
freilich nicht die Germania, sondern Bayern wählte, angesichts der strukturellen Ähnlichkeiten
mit den in diesem Kapitel besprochenen Werken hier trotzdem angeführt werden soll. Aven-
tin kommt auf Nürnberg in seiner Passage über den Nordgä, jenseits der Donau gegen mhfer-
naeih gelegen und an Böhmen anstoßend, zu sprechen. Es sei eine Region, die - womit er die
Meinung des Cochlaeus teilt - nicht von gesf sonder geNrn iandicMt bewohnt werde und in viele
Städte und Siedlungen geteilt sei. Um diese Behauptung zu untermauern, zählt Aventin die
Hauptorte und Flüsse auf: Nürnberg erscheint in dieser Auflistung als eine von zwei Reichs-
städten dieses Landstrichs, auch die Pegnitz, die unterhalb der Stadt in die Regnitz Richtung
Bamberg und in den Main hieße, wird genannt. Danach kommt Aventin auf die politischen
Verhältnisse zu sprechen: Das maisfaii der Ländereien unterstehe den Pfalzgrafen bei Rhein,
doch auch den Burggrafen von Nürnberg und die Reichsstadt selbst zählt er als Territorial-
herren auf. Zugleich wird deutlich, weshalb er diese Region überhaupt in seiner »Bayerischen
Chronik« zu thematisieren entschied: Bis zum letzten iiaieriscden Uk'g 22 Jahre zuvor sei auch
der Herzog von Bayern im Nordgä begütert gewesen. Dass er darüber hinaus sogar Böhmen
für Bayern vereinnahmt, begründet er etymologisch: Bedam sei eine verkürzte Form von Baier-
daim, das ist der Baicrr; daimaf. Johannes Turmair's genannt Aventinus Bayerische Chronik, Bd.
1,1. H. (Buch I.), hg. von Matthias Lexer, München 1882 (Johannes Turmair's genannt Aventi-
nus Sämmtliche Werke 4,1. H.), S. 36f.
292 Helius Eobanus Hessus, Urds Nordvrga iÜMSfrafa, ed. VREDEFELD, 1990, S. 183-266, vgl. dazu
NEFF, 1896, und INGRID KECK, Die Noriberga Illustrata des Helius Eobanus Hessus, Frankfurt
am Main 1999 (Europäische Hochschulschritten XV, Klassische Sprachen und Literaturen 78).
Zur biographischen Information über die Lebensjahre des Eobanus in Nürnberg zwischen
1526 und 1533 vgl. CARL KRAUSE, Helius Eobanus Hessus. Sein Leben und seine Werke. Ein
 
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