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Meyer, Carla
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0351
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3. Goldene Zeit oder Krisenzeit?

Stellung in Franken/ Teils offene, teils heimliche Koalitionen verbanden sie
mit dem niederen Ritteradel Frankens, der sowohl in markgräflichen Diensten,
aber auch aus Eigeninteressen blutige Fehden gegen die Stadt begann/
Was Hans Sachs verallgemeinernd in seine Allegorie kleidete, das beklagten
zahlreiche weitere Autoren situativ angesichts konkreter Vorfälle und Über-
griffe: Insbesondere in den politischen Liedern und Sprüchen waren die P/ncAp-
ro und die Hw/owcTcr ein dominierendes Thema/ Auch in den annalistischen
Kompilationen der »Nürnberger Jahrbücher« wurden sie aufmerksam regis-
triert. Dass sich diese Angriffe zu einem Klein- und Guerillakrieg auswachsen
konnten, belegen auch die umfangreichen Dokumentationen, die der Nürnber-
ger Rat über diese Konflikte anlegen ließ/ Auch die durch den König reihen-
weise verhängte Reichsacht schreckte die Friedbrecher nicht ab/ Ihr Selbstbe-

3 Vgl. REINHARD SEYBOTH, Die Markgraftümer Ansbach und Kulmbach unter der Regierung
Markgraf Friedrichs des Alteren (1486-1515), Göttingen 1985 (Schriftenreihe der histori-
schen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 24), bes. S. 102-112.
Ein Überblick über die fränkischen Zollern im 14. und 15. Jahrhundert kann an dieser Stelle
nicht gegeben werden; zur Einführung sei lediglich verwiesen auf das biographisch aus-
gerichtete Werk: Die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach. Eine Bilddokumentation zur
Geschichte der Hohenzollern in Franken, hg. von GÜNTHER ScHUHMANN, Ansbach 1980 (Jahr-
buch des historischen Vereins für Mittelfranken 90). Für eine Karte, die die Lage Nürnbergs
inmitten der Territorien der Bistümer Bamberg, Eichstätt und Würzburg sowie der weltli-
chen Fürstentümer der Wittelsbacher und der Zollern in der ersten Hälfte des 16. Jahrhun-
derts zeigt, vgl. HiLLAY ZMORA, State and nobility in early modern Germany. The knightly
feud in Franconia, 1440-1567, Cambridge 1997 (Cambridge Studies in Early Modern His-
tory), hier S. XIV.
4 Vgl. GERHARD RECHTER, Zur adeligen Klientel Markgraf Friedrichs von Brandenburg-Ansbach
um 1500, in: Jahrbuch für fränkische Landesforschung 58,1998, S. 187-218. Rechters Aufsatz
bietet anhand zeitgenössischer Ladungslisten eine prosopographische Übersicht über die im
Kriegsfall aufzubietende Vasallität des Markgrafen (vgl. ebd., S. 188), in deren Reihen auch die
Familiennamen vieler die Stadt Nürnberg attackierender Placier - so etwa der Abenberger, Ro-
senberger oder Seckendorfer (ebd. S. 189) - erscheinen. Als ein konkretes Beispiel unter vielen
sei hier ein Übergriff des Anton von Vestenberg genannt, einen markgräflichen Lehensmann
(vgl. dazu ebd., S. 198, Nr. 38), gegen den die Nürnbergerin Kunigunde Übelackerinn im De-
zember 1500 Anklage wegen schwerer Misshandlung ihres Ehemanns erhob, vgl. RI XIV 3,2,
Nr. 14784. Offen habe sich der Täter damit gebrüstet, die Edelleute seien übereingekommen,
die Nürnberger alle zu erstechen, wo man sie nur erwische.
5 Vgl. Kap. 2.3.1.
6 Vgl. Kap. 2.2.2.
7 Wie groß die Zahl der Übergriffe war, spiegelt sich in den zahlreichen Urkunden und Manda-
ten, die Maximilian I. für Nürnberg gegen Friedbrecher ausstellte, vgl. etwa RI XIV 2, Nr. 8701
(3. Juli 1498), Nr. 6352 (5. Juli 1498), Nr. 8723 (21. Juli 1498), Nr. 8744 (8. August 1498), s. auch
RI XIV 3,2, Nr. 13142 (14. April 1499), Nr. 13845 (1. November 1499), Nr. 15582 (29. August
1501), Nr. 15695 (16. Oktober 1501), RI XIV 4, Nr. 16474 (17. Mai 1502), Nr. 17945 (29. No-
vember 1503). Für seine prosopographische Studie über die Ritterfehde in Franken zwischen
1440 und 1567 konnte ZMORA, 1997, insgesamt 242 Fehdeführende identifizieren, die freilich
nicht allein die Reichsstadt Nürnberg befehdeten, sondern ebenso untereinander verfeindet
waren, vgl. bes. S. 68-86. Speziell auf Nürnberg bezogen, allerdings für den Untersuchungs-
zeitraum der Jahre 1404 bis 1438 konnte Thomas Vogel im Verwaltungsschrifttum insgesamt
145 Fehden nachweisen, in die die Reichsstadt verwickelt wurde. Ihre tatsächliche Zahl müsse
angesichts der Quellenlage freilich noch deutlich höher veranschlagt werden, vgl. THOMAS
VoGEL, Fehderecht und Fehdepraxis im Spätmittelalter am Beispiel der Reichsstadt Nürnberg
 
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