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Meyer, Carla
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0401

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3. Goldene Zeit oder Krisenzeit?

Die Vorgehens weise gegen Wolf gang Huber blieb kein Einzelfall. Am 1. Juli
1514 erhielt der Drucker Hieronymus Höltzel eine noch härtere Strafe, einen
Monat Turmhaft, für einen Druck über einen Aufruhr in Ungarn, den er - wie
die Ratsverlässe betonen - ohne Wissen des Rates, wie es seine Pflicht gewesen
wäre, gedruckt und zum Verkauf angeboten habeA Zum 10. November 1543
hielten die Ratsverlässe den Befehl fest, Nachforschungen über ein von dem
Augsburger Hans Schöner gegen den dortigen Rat publiziertes Büchlein anzu-
stellen, das offenbar auch in Nürnberg vertrieben wurde A Alle umlaufenden
Exemplare sollten beschlagnahmt und der weitere Verkauf unterbunden wer-
den. Zugleich wollte der Rat schriftlich über alle ermittelten Details informiert
werden.

3.3.2. Das mahnende Beispiel
Dieselbe Vorsicht, die der Nürnberger Rat bei der Verbreitung von Nachrich-
ten über auswärtige Aufstands- und Zunftbewegungen walten ließ, lässt sich
schließlich auch im Umgang mit der eigenen Geschichte feststellen. So ist auf-
fällig, wie spärlich anfangs die Informationen über ein Ereignis aus der Mitte
des 14. Jahrhunderts, den Nürnberger Aufstand der Jahre 1348/1349, flössen.
Seine Bedeutung und Einordnung werden in der Nürnberger Forschung seit
den 1970er Jahren kontrovers beurteilt. Zwar lässt sich sein Verlauf zumindest
bruchstückhaft aus einer Serie von Urkunden, Briefen, Einträgen in ratseigene
Bücher^ und vereinzelten Erwähnungen in auswärtigen Chroniken rekonstru-
ieren.^ Da die Nürnberger Historiographie der Folgezeit den Aufstand jedoch
augenscheinlich totschweigen sollte, sind seine Ursprünge und genauen Um-

45 Vgl. HAMPE, 1928, S. 259: /oroMimMS Hölfzol &mmö, &s er lllvr sein gelang p/liciR a;nen dmH
uon dem aM/ian/zM Hnngern on wissen alns rafs, wie Ine sein p/liciR welsl, gedrncV, /a?lg^M?4 MW?
uerUn/i l;al, Isl gesfra/i aln wonal an/aln fnrn, ml! dem lelli ZM uoll^lngen. Ein Eintrag vom 8. Au-
gust 1514 mildert allerdings die Strafe ab, vgl. ebd., S. 259: Jeronlmns Hölze! ist sein stra/in gelt
uerwandeit.
46 Vgl. den Eintrag in die Ratsverlässe zum 10. November 1543: Hansen Sciwners, etwan weriwiai-
sters zn Angspnrg, ansgangen pncMeins i?aiöen wider den Rat daseiöst öei den pMciümcHm nnd sonst
er/ärn, woder es Immrn nnd wer es /e?l gedapt; was dem ancd uerdanden seint, an/Eeden lassen nnd
wrplHm, was ancd weiter er/arn werden dann, an/scdreiden lassen nnd widerpringen, ed.
HAMPE, 1928, S. 267. Am 12. November befahl der Rat auf der scdnler iw Spital ansag eine Haus-
durchsuchung bei einem D. Damian Bedenis wegen des genannten Büchleins und drohte ihm
mit Turmhaft. Allerdings habe man, wie der Ratsverlass am 13. November festhält, in Behems
dedansnng nieds er/nnden, vgl. ebd.
47 Auf den 21. September 1349 datiert die einzige erhaltene Urkunde des Rates der Aufständi-
schen, die ein Darlehen des Rates bei dem Bürger Kortrad dem Lodner bezeugt, ed. CDS 3, VI,
Beilage III, Nr. 5, S. 331. Nach der Niederschlagung des Aufstands im Herbst 1349 bis 1350 be-
strafte der alte, wieder eingesetzte Nürnberger Rat etwa 150 Bürger wegen ihrer Beteiligung,
vgl. Die Acht-, Verbots- und Fehdebücher Nürnbergs von 1285-1400. Mit einer Einführung
in die Rechts- und Sozialgeschichte und das Kanzlei- und Urkunden wesen Nürnbergs im 13.
und 14. Jahrhundert hg. von WERNER ScHULTHEiss, Nürnberg 1960 (Quellen zur Geschichte
und Kultur der Stadt Nürnberg 2), S. 45 und S. 71-78.
48 Vgl. dazu zusammenfassend SCHNEIDER, 1991, S. 185-189.
 
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