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Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]; Peltzer, Jörg [Bearb.]; Schwedler, Gerald [Bearb.]; Töbelmann, Paul [Bearb.]
Politische Versammlungen und ihre Rituale: Repräsentationsformen und Entscheidungsprozesse des Reichs und der Kirche im späten Mittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 27: Ostfildern, 2009

DOI Artikel:
Peltzer, Jörg,: Das Reich ordnen: Wer sitzt wo auf den Hoftagen des 13. und 14. Jahrhunderts?
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34740#0096

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Das Reich ordnen

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ser Ansatz soll im Folgenden für das 13. und 14. Jahrhundert fruchtbar gemacht
werden. Welche Erkenntnisse bringt die Anordnung der Sitze auf Hoftagen
in Bezug auf die Rolle von König und Fürsten im Reich? Welche Dynamiken
lassen sich identifizieren? Vor dem Hintergrund der zunehmenden Ausdiffe-
renzierung des Hochadels in dieser Phase erscheinen diese Fragen besonders
erwägenswert.8
Die Einberufung eines Hoftags oblag dem König.9 Den Kreis der Einzula-
denden fixierte der zwischen 1220 und 1235 entstandene Sachsenspiegel auf die
Fürsten, der ein halbes Jahrhundert später (1275/76) verfasste Schwabenspiegel
erweiterte ihn auf Fürsten und Herren.10 Inwieweit die Einladungen das ge-
samte Reichsgebiet erfassten, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Es scheint
aber, dass zumindest auf der Ebene der Herren eher regional als reichsweit
eingeladen wurde.11 Die einberufenen Fürsten und Herren hatten dem Gebot

schritt für Harry Kühnei, hg. von Georg Blaschnitz u. a., Graz 1992, S. 11-47; Karl-Heinz
Spiess, Rangdenken und Rangstreit im Mittelalter, in: Zeremoniell und Raum, hg. von Paravi-
cini (wie Anm. 5), S. 39-61; Barbara Stollberg-Rilinger, Zeremoniell als politisches Verfah-
ren. Rangordnung und Rangstreit als Strukturmerkmal des frühneuzeitlichen Reichstags, in:
Neue Studien zur frühneuzeitlichen Reichsgeschichte, hg. von Johannes Kunisch (ZHF Bei-
heft 19), Berlin 1997, S. 91-132; siehe auch Reinhard Elze, Rechts und Links. Bemerkungen zu
einem banalen Problem, in: Das andere Wahrnehmen. Beiträge zur europäischen Geschichte.
August Nitschke zum 65. Geburtstag gewidmet, hg. von Martin Kintzinger/Wolfgang Stür-
ner/Johannes Zahlten, Köln 1991, S. 75-82; Thomas Willich, Der Rangstreit zwischen den
Erzbischöfen von Magdeburg und Salzburg sowie den Erzherzogen von Österreich, in: Mittei-
lungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 134,1994, S. 7-166; Schneidmüller, Auf-
führung (wie Anm. 5); Annas/Müller, Kaiser (wie Anm. 5); Heribert Müller, Theätre de la
preseance: les ducs de Bourgogne face aux grandes assemblees de Saint-Empire (Conferences
annuelles de l'Institut Historique Allemand 13), Ostfildern 2007.
8 Zur sozialen Abschichtung der Reichsfürsten siehe zuletzt Joachim Ehlers, Die Reichsfürsten,
in: Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation 962 bis 1806. Von Otto dem Grossen bis zum
Ausgang des Mittelalters, hg. von Matthias Puhle/Claus-Peter Hasse, Dresden 2006, S. 199-
209; resümierend Karl-Heinz Spiess, Ständische Abgrenzung und soziale Differenzierung
zwischen Hochadel und Ritteradel im Spätmittelalter, in: Rheinische Vierteljahrsblätter 56,
1992, S. 181-205, hier S. 184 f.; zur Herausbildung der Kurfürsten siehe Franz-Rainer Erkens,
Kurfürsten und Königswahl. Zu neuen Theorien über den Königswahlparagraphen im Sach-
senspiegel und die Entstehung des Kurfürstenkollegiums (MGH Studien und Texte 30), Han-
nover 2002 mit eingehender Diskussion der Forschung; Alexander Begert, Das Kurkolleg als
Schiedsgremium, in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 66, 2003, S. 399-434.
9 Ehrenberg, Reichstag (wie Anm. 4), S. 5.
10 Sachsenspiegel. Land- und Lehnrecht, hg. von Karl August Eckhardt (MGH Fontes iuris
N. S. 1), Hannover 1933, Landrecht III 64, S. 146: »Biedet der kuning des riches dienst oder
sinen hof mit urdelen, unde läzet her ine kundegen den vorsten mit sinem brieve unde inge-
sigele ses wochen ir her werden solle, den sollen se süchen binnen düdischer art, swä her is;
läzent se iz, sie wedden dä umme.« Schwabenspiegel Kurzform, hg. von Karl August Eck-
hardt (MGH Fontes iuris N. S. 4, 1/2) 2 Bde., Hannover 1960/61, hier Bd. 1: Landrecht 138,
S. 236-238, hier S. 236: »So der kunig hof will gepieten den sol er gepieten über sechs wochen
vnd sol in den fürsten vnd anderen hernn chunden mit uersigelten priefen. Si sullen auch den
hofe suchen zw dautschen landen und nicht furpas«; vgl. Der Schwabenspiegel übertragen
in heutiges Deutsch mit Illustrationen aus alten Handschriften, übers, von Harald Rainer
Derschka, München 2002, Landrecht II138, S. 100 f.
11 Martin, Reichstag (wie Anm. 4), S. 159-171.
 
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