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Auge, Oliver; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Handlungsspielräume fürstlicher Politik im Mittelalter: der südliche Ostseeraum von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis in die frühe Reformationszeit — Mittelalter-Forschungen, Band 28: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34741#0235

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III. Fürst, Familie und Dynastie

König Christian von Dänemark und Kurfürst Friedrich II. von Brandenburg waren
neben anderen wohl deswegen am 7. Februar 1452 Mediatoren im Konflikt zwischen
Markgraf Friedrich (III.) von Brandenburg und den mecklenburgischen Herzogen Hein-
rich d. Ä. und d. J., weil Christian mit einer Frau verheiratet war, bei der es sich zugleich
um die Nichte Friedrichs II., Friedrichs (III.) und auch von Heinrichs d. J. Gemahlin Do-
rothea handelte.^'
Markgraf Johann von Brandenburg, der spätere Kurfürst Johann Cicero, griff als
Vermittler im Januar 1477 in die Streitigkeiten zwischen Herzog Heinrich IV. von Meck-
lenburg und seinen Söhnen einer- und Bogislaw X. von Pommern andererseits ein.' Jo-
hanns Tante Dorothea war die Gemahlin Heinrichs, seine Cousine ersten Grades Mar-
garethe war die Ehefrau Bogislaws.'' Bogislaw selbst hoffte im Jahre 1479, als er mit dem
Kurfürsten von Brandenburg um die Lehnshoheit über sein Herzogtum stritt, auf die
vermittelnde Hilfe des Kurfürsten von Sachsen, mit dem er über seine Gemahlin Mar-
garethe bzw. über deren Mutter Katharina von Sachsen verwandt war.' *'
Zwischen Bogislaw X. auf der einen Seite und den Brüdern Heinrich V. und Al-
brecht VII. von Mecklenburg auf der anderen schlichtete Herzog Heinrich d.Ä. von
Braunschweig-Lüneburg (in Wolfenbüttel) im Dezember 1511 in Streitfragen, die um das
Kloster Ribnitz, Schiffbrüchige und Grenzfragen kreisten.' *' Der Vermittler war mit Bo-
gislaws Schwester Katharina verheiratet, wohingegen sein gleichzeitig in Lüneburg re-
gierender Vetter, Heinrich d.J., Herzog Heinrich d.Ä. von Mecklenburg-Stargard zum
angeheirateten Onkel hatte.' * Der Ururgroßonkel der beiden Mecklenburger, Al-
brecht III., war in zweiter Ehe mit Agnes von Braunschweig verheiratet, die zuvor Bogis-
law VI. von Pommern-Wolgast zum Ehegemahl gehabt hatte, den Onkel vierten Grades
von Bogislaw X. Agnes war die Urgroßtante Heinrichs von Braunschweig gewesen.
Diese Reihung ließe sich gut und gern fortsetzen.' ' Als Vermittler kamen natürlich
durchaus auch andere Fürsten oder Mächte vor: So wurde durch die Vermittlung Her-

132 LAS, Bestand 11.11, Nr. 9255. - ScHWENNiCKE 1984,1, Tf. 153.
133 LAS, Bestand 1.1-12 Brandenburg, Nr. 117b; 11.11, Nr. 16605.
134 ScHWENNiCKE 1984,1, Tf. 153.
135 CDB 11.5, Nr. 2006 (4. Juni 1479). - BÖCKER1991, S. 75.
136 LAS, Bestand 1.1-12 Pommern, Nr. 88.
137 SCHWENNICKE 1984,1, Tf. 61ff.
138 Als anschauliche Beispiele seien etwa noch kurz genannt: Am 24. Januar 1373 vermittelten Her-
zog Albrecht II. und sein Sohn Heinrich III. einen Frieden zwischen König Waldemar von Däne-
mark und den Grafen Heinrich II. und Claus von Holstein: SHUB 11.2, Nr. 227. Heinrich III. war
Waldemars Schwiegersohn, Albrecht II. der Schwiegervater Graf Heinrichs II. - Am 9. Mai 1416
riefen die mecklenburgischen Herzoge sowie Otto II. und Kasimir V. von Pommern-Stettin so-
wie die mit ihnen verfeindeten Herren von Werle zur Beseitigung ihrer Streitigkeiten die Ver-
mittlung Friedrichs I. von Brandenburg und Herzog Erichs V. von Sachsen-Lauenburg an:
CDB 11.4, Nr. 1485. Die Häuser Pommern und Mecklenburg waren vielfach mit dem von Sach-
sen-Lauenburg verschwägert (ScHWENNiCKE 1984,1, Tf. 80). Erichs V. Schwester war mit Johann
V. von Werle vermählt (ebda., Tf. 143). Bei Ottos und Kasimirs Mutter handelte es sich um Anna
von Zollern; ihr Vater und Markgraf Friedrichs Großvater waren Brüder (ebda., Tf. 152). Mark-
graf Friedrich war freilich zudem seit 1415 Lehnsherr der Werler Herren (siehe dazu die Bemer-
kungen in Abschnitt 1.3.1.1). - 1461 handelten der brandenburgische Kurfürst Friedrich II. und
sein Schwager Heinrich IV. von Mecklenburg als Schiedsrichter im Erbstreit zwischen den pom-
merschen Herzogen Erich II. einer- und Wartislaw X. und Otto III. andererseits: CDB 1.23, Nr. 27.
Friedrichs Nichte Elisabeth war in erster Ehe mit Ottos Vater Joachim (gest. 1451), in zweiter mit
Wartislaw X. (seit 1453) verheiratet (ScHWENNiCKE 1984, I, Tf. 153). Heinrichs IV. Bruder Jo-
hann V. war mit Anna von Pommern, Ottos III. Tante, vermählt gewesen (ebda., Tf. 138). - 1478
vermittelte ein polnischer Gesandter einen Waffenstillstand zwischen Brandenburg und Pom-
mern: CDBC II, Nr. 27. Uber seine Mutter Sophia war Herzog Bogislaw X. mit dem polnischen
 
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