IV.6 Kontakte zu anderen Reichsfürsten
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gerechnet.""" Die Ratstätigkeit ist im Zusammenhang von Magnus' mehrfachem Aufent-
halt am Hofe des brandenburgischen Kurfürsten, seines Onkels, in der Mark und in
Franken zu sehen.Neben den Kontakten, die dabei geknüpft wurden, gewann Mag-
nus auch praktische Einblicke in die hohenzollerische Regierung und Verwaltung, wor-
aus er Anregungen und Vorbilder für seine spätere Reformpolitik zur Festigung seiner
Landeshoheit gewonnen haben mag'' - auf Umwegen also auch eine Erweiterung eige-
ner Handlungsspielräume durch Kontakte zu anderen Fürsten.
Magnus' Beispiel verweist bereits auf eine wichtige Möglichkeit des Beziehungs-
aufbaus, welche die Fürstensöhne betraf und eng mit dem Bereich familial-dynastischer
Verbindungen zusammenhängt. Gemeint ist die Unterrichtung und Ausbildung der
Fürstensöhne an auswärtigen, meist verwandten Höfen, vordergründig »eine Frage der
praktischen Erziehungsorganisation und Karrierestrategie«, hintergründig aber ein Be-
weis gegenseitiger Freundschaft zur Stärkung zwischendynastischer Solidarität und
des Familienzusammenhalts. ' Zusätzlich ging es darum, an dem fremden Hof höfi-
sche Sitten, ritterliche Bräuche und diplomatisches Wissen zu erwerben.""" Natürlich
wurden dabei bleibende Bekanntschaften und Kontakte geknüpft, welche die schon be-
stehenden verwandtschaftlichen Verbindungen vertieften und welche später, beim Ein-
tritt in die Regierungsgeschäfte, vonnutzen sein konnten. Magnus wurde offensichtlich
am Hofe seines Onkels einer ebensolchen Ausbildung unterzogen. Auch sein ältester
Sohn Heinrich wurde zu diesem Zweck 1492 an den fränkischen Hof des Markgrafen
Friedrich d. Ä. geschickt.""* Von der Plassenburg bei Kulmbach sandte er am 8. Dezem-
ber 1494 einen Hilferuf an seinen Vater, denn er brauchte dringend Geld.' ' 1497 weilte er
immer noch dort, wie wir aus weiteren Briefen erfahren.'"" Heinrichs Sohn Magnus wie-
derum reiste in den Jahren 1533 bis 1536 an die Höfe Thüringens, Bayerns und Sach-
sens.""^ Zu Bogislaw X. wissen wir von einer möglichen Erziehung am Hofe des polni-
schen Königs Kasimir IV., vielleicht durch den bekannten Historiographen Johannes
Dlugosz.""" Dort hatten nachweislich schon Kasimir IV. von Hinterpommern und wohl
auch dessen Neffe Bogislaw IX. Teile ihrer Kindheit bzw. Jugend verbracht.""'' Bogislaws
X. Enkel Philipp I. erfuhr 1526 am Hofe des Pfälzer Kurfürsten Ludwig V., seines Onkels
mütterlicherseits, eine ausgezeichnete Ausbildung in Grammatik, Poetik, Philosophie,
Rhetorik und Geschichte."*" Besondere Fälle stellen natürlich Albrecht IV. von Mecklen-
burg und Erich von Pommern samt seiner Schwester Katharina dar, die als Anwärter
auf die dänische Königswürde allein schon aus sprachtechnischen Gründen nach 1371
bzw. 1388/89 am dänischen Königshof aufwuchsen und dort erzogen wurden."*'
229 CDB 1.24, Nr. 238; 1.10, Nr. 218; 11.5, Nr. 1813. - Siehe auch Auer 2004, S. 14.
230 CDB 1.4, Nr. 54 (1478); PRiEBATSCH I, Nr. 172.
231 AuGE 2004, S. 14; UNVERHAu 198/ S. 664; STEINMANN 1922, S. 123.
232 Vgl. dazu am Beispiel der Hohenzollern NoLTE 2005, S. 190ff., zu den Motiven speziell S. 193ff.
Hieraus (S. 190) auch das Zitat.
233 ALVERMANN 2005, S. 231,240; WEHRMANN 1903, S. 267ff.
234 SEYBOTH1985, S. 348; WEiGAND-KARG 1991, S. 103-107.
235 FouQUET 2002, S. 176 nach STEINHAUSEN I, Nr. 458.
236 FouQUET 2002, S. 177 nach STEINHAUSEN I, Nr. 481, 483, 490. Ebenso LAS, Bestand 2.12-1/23,
Nr. 3200, worin sich fünf Schreiben Heinrichs finden.
237 LAS, Bestand 2.12-1/7 Nr. 19.
238 BöcKER 1995a, S. 385.
239 Siehe Abschnitt I.3.3.I.
240 Dazu ALVERMANN 2005.
241 HuscHNER 1995, S. 340 zu Albrecht; zu Erich siehe BARÜSKE 1997, S. 34ff.; BiEWER 1997, S. 33;
CARLSSON 1957 S. 42ff.
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gerechnet.""" Die Ratstätigkeit ist im Zusammenhang von Magnus' mehrfachem Aufent-
halt am Hofe des brandenburgischen Kurfürsten, seines Onkels, in der Mark und in
Franken zu sehen.Neben den Kontakten, die dabei geknüpft wurden, gewann Mag-
nus auch praktische Einblicke in die hohenzollerische Regierung und Verwaltung, wor-
aus er Anregungen und Vorbilder für seine spätere Reformpolitik zur Festigung seiner
Landeshoheit gewonnen haben mag'' - auf Umwegen also auch eine Erweiterung eige-
ner Handlungsspielräume durch Kontakte zu anderen Fürsten.
Magnus' Beispiel verweist bereits auf eine wichtige Möglichkeit des Beziehungs-
aufbaus, welche die Fürstensöhne betraf und eng mit dem Bereich familial-dynastischer
Verbindungen zusammenhängt. Gemeint ist die Unterrichtung und Ausbildung der
Fürstensöhne an auswärtigen, meist verwandten Höfen, vordergründig »eine Frage der
praktischen Erziehungsorganisation und Karrierestrategie«, hintergründig aber ein Be-
weis gegenseitiger Freundschaft zur Stärkung zwischendynastischer Solidarität und
des Familienzusammenhalts. ' Zusätzlich ging es darum, an dem fremden Hof höfi-
sche Sitten, ritterliche Bräuche und diplomatisches Wissen zu erwerben.""" Natürlich
wurden dabei bleibende Bekanntschaften und Kontakte geknüpft, welche die schon be-
stehenden verwandtschaftlichen Verbindungen vertieften und welche später, beim Ein-
tritt in die Regierungsgeschäfte, vonnutzen sein konnten. Magnus wurde offensichtlich
am Hofe seines Onkels einer ebensolchen Ausbildung unterzogen. Auch sein ältester
Sohn Heinrich wurde zu diesem Zweck 1492 an den fränkischen Hof des Markgrafen
Friedrich d. Ä. geschickt.""* Von der Plassenburg bei Kulmbach sandte er am 8. Dezem-
ber 1494 einen Hilferuf an seinen Vater, denn er brauchte dringend Geld.' ' 1497 weilte er
immer noch dort, wie wir aus weiteren Briefen erfahren.'"" Heinrichs Sohn Magnus wie-
derum reiste in den Jahren 1533 bis 1536 an die Höfe Thüringens, Bayerns und Sach-
sens.""^ Zu Bogislaw X. wissen wir von einer möglichen Erziehung am Hofe des polni-
schen Königs Kasimir IV., vielleicht durch den bekannten Historiographen Johannes
Dlugosz.""" Dort hatten nachweislich schon Kasimir IV. von Hinterpommern und wohl
auch dessen Neffe Bogislaw IX. Teile ihrer Kindheit bzw. Jugend verbracht.""'' Bogislaws
X. Enkel Philipp I. erfuhr 1526 am Hofe des Pfälzer Kurfürsten Ludwig V., seines Onkels
mütterlicherseits, eine ausgezeichnete Ausbildung in Grammatik, Poetik, Philosophie,
Rhetorik und Geschichte."*" Besondere Fälle stellen natürlich Albrecht IV. von Mecklen-
burg und Erich von Pommern samt seiner Schwester Katharina dar, die als Anwärter
auf die dänische Königswürde allein schon aus sprachtechnischen Gründen nach 1371
bzw. 1388/89 am dänischen Königshof aufwuchsen und dort erzogen wurden."*'
229 CDB 1.24, Nr. 238; 1.10, Nr. 218; 11.5, Nr. 1813. - Siehe auch Auer 2004, S. 14.
230 CDB 1.4, Nr. 54 (1478); PRiEBATSCH I, Nr. 172.
231 AuGE 2004, S. 14; UNVERHAu 198/ S. 664; STEINMANN 1922, S. 123.
232 Vgl. dazu am Beispiel der Hohenzollern NoLTE 2005, S. 190ff., zu den Motiven speziell S. 193ff.
Hieraus (S. 190) auch das Zitat.
233 ALVERMANN 2005, S. 231,240; WEHRMANN 1903, S. 267ff.
234 SEYBOTH1985, S. 348; WEiGAND-KARG 1991, S. 103-107.
235 FouQUET 2002, S. 176 nach STEINHAUSEN I, Nr. 458.
236 FouQUET 2002, S. 177 nach STEINHAUSEN I, Nr. 481, 483, 490. Ebenso LAS, Bestand 2.12-1/23,
Nr. 3200, worin sich fünf Schreiben Heinrichs finden.
237 LAS, Bestand 2.12-1/7 Nr. 19.
238 BöcKER 1995a, S. 385.
239 Siehe Abschnitt I.3.3.I.
240 Dazu ALVERMANN 2005.
241 HuscHNER 1995, S. 340 zu Albrecht; zu Erich siehe BARÜSKE 1997, S. 34ff.; BiEWER 1997, S. 33;
CARLSSON 1957 S. 42ff.