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Hübner, Klara
Im Dienste ihrer Stadt: Boten- und Nachrichtenorganisationen in den schweizerisch-oberdeutschen Städten des späten Mittelalters — Mittelalter-Forschungen, Band 30: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34908#0027

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14

Einleitung

Betrachtung unterzogen, wenn sie für die Tätigkeit der Boten Aussagekraft hatten
- auch wenn die Beschäftigung mit Missiven, Abschieden sowie anderen, spezi-
fisch eidgenössischen Formen spätmittelalterlichen Schriftgutes ein lohnendes For-
schungsfeld wäre.51 Während mit der politisch-grographischen Bezeichnung »Eid-
genossenschaft« auch ein verhältnismässig klarer Raum umschrieben werden
kann, ist für die nicht spezifisch eidgenössischen Städte Basel, Strassburg und Kon-
stanz keine gemeinsame Bezeichnung möglich. Daher wurde die nicht ganz prä-
zise Umschreibung »oberdeutscher Raum« beibehalten.

Zu den Begriffen
Auch wenn versucht wurde, die meisten Begriffe aus ihrem Gebrauchskontext her-
aus zu erklären, sind einige einleitende Worte angebracht. Dazu gehört etwa der
theorieschwangere Ausdruck der »Kommunikation«, wo angesichts der verwirren-
den, rund 160 Definitionen wohlweislich auf eine weitere verzichtet wurde.52 Statt-
dessen wurde versucht, dieses verkrustete Konzept durch den Gebrauch eines pra-
xisnäheren Terminus, nämlich durch »Nachrichtenübermittlung«, zu ersetzen.
Darunter soll im Folgenden der Vorgang verstanden werden, bei welchem Informa-
tionen durch ein Medium vom Sender zum Empfänger transportiert werden, wo sie
anschliessend eine Wirkung entfalten.53 Auf diese Weise lässt sich nicht nur der Um-
stand berücksichtigen, dass Übermittler gezielt ausgesucht wurden, sondern auch
ihrer symbolischen Ausstattung, Sprache und Gestik Rechnung tragen. Damit wird
die Übermittlertätigkeit stets an jenem Publikum (oder Öffentlichkeit) gemessen,
für welches die transportierte Information bestimmt war. Mit Nachricht werden so-
wohl mündlich als auch schriftlich übermittelte Informationen bezeichnet, wäh-
rend die Information auch alle Zeichen abdeckt, die auditiv oder visuell weitergege-
ben wurden.54
In diesen Zusammenhang gehört auch die Terminologie der Nachrichtenüber-
mittlung: Unter dem Begriff »Post« wird die professionell organisierte, durch das
Postregal legitimierte, dauerhafte Nachrichten- und Personenübermittlung ver-
standen, die an feste Transport- und Übermittlungszeiten gebunden war. Die spät-
mittelalterlichen Vorläufer dieser frühneuzeitlichen Form, welche von beschränk-
ter Dauer und Reichweite waren, allerdings ebenfalls auf berittenen Boten und
Pferdewechselstationen aufgebaut waren, werden im Folgenden Kurrierdienste,
Stafetten oder Botenposten genannt.
Ähnliches gilt auch im Bezug auf die Stadtführung und die Verwaltungsäm-
ter. Die verwendete Bezeichnung »Rat« bezieht sich, sofern nicht anders beschrie-
51 Ihrer Bearbeitung widmet sich gegenwärtig ein grösseres Projekt an der Universität Zürich
(Lehrstuhl Prof. Dr. S. Teuscher).
52 Zu den unterschiedlichen Problemfeldern der spätmittelalterlichen Kommunikation in ihrem
zeitlichen Kontext siehe: Günthart/Jucker, Kommunikation, 2005, dort: Einleitung, S. 7-11,
eine allgemeine Zusammenstellung der Forschungsliteratur zum Thema siehe auch bei auch:
Jörg, Teure, 2008, S. 273f.
53 Pohl, Einführung, 1989, S. 9,11.
54 Zur unterschiedlichen Wirkung dieser Kommunikationsmittel siehe v.a.: Seggern, Herrscher-
medien, 2003, S. 41-112, oder Haverkamp, Information, 1998.
 
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