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Hübner, Klara
Im Dienste ihrer Stadt: Boten- und Nachrichtenorganisationen in den schweizerisch-oberdeutschen Städten des späten Mittelalters — Mittelalter-Forschungen, Band 30: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34908#0091

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3. Das städtische Botenwesen als Organisationsform

pondenz bewältigen musste, war sie schon aus finanziellen Gründen auf diese Pra-
xis angewiesen. Allerdings Hessen sich über die Mitbenutzung fremder Übermitt-
ler indirekt auch Machthierarchien ausdrücken.61 Trotz unterschiedlicher
politischer Ambitionen war solche zumindest unter den eidgenössischen Städten
nicht nachweisbar. Da die Herkunft der auswärtigen Boten jedoch einiges über die
verschiedenen politischen, wirtschaftlichen oder persönlichen Verflechtungen un-
ter den Städten aussagt, wird ihr unten ein eigenes Kapitel gewidmet.62

3.2.3. Die Übereinstimmung der Zeichen
Die Wahl des Boten, seine Ausstattung, Kleidung, Insignien, das adäquate Reittier
oder ein angemessenes Benehmen des Übermittlers am Ziel, setzten Zeichen. Aller-
dings war es nicht immer nötig, den vollen Aufwand zu treiben; weder in der tägli-
chen Nachrichtenübermittlung noch im Falle beliebiger Nachrichten, die von Gele-
genheitsboten übermittelt wurden. Bisweilen war es sogar unerwünscht, wenn
nicht gar gefährlich, zu viele Zeichen einzusetzen.63 Manchmal wurde ihre Inkon-
gruenz sogar bewusst eingesetzt, um Statusunterschiede hervorzuheben.64
Welche Zeichen als angemessen galten, entschied im Normalfall die regionale
diplomatische Praxis, die sich in erster Linie nach dem Inhalt und der Form der zu
überbringenden Nachricht bzw. Nachrichten richtete: Umfassten sie nur Schriftli-
ches oder wurden sie auch von mündlichen Zusatzinformationen begleitet? Ging es
dabei nur um das formelle Übermitteln einer Nachricht, oder bestand das Wesentli-
che des Auftrages in einer informellen, mündlichen Unterweisung? Was musste der
Übermittler über den Inhalt seines Auftrages wissen? Wie weit wurde der Über-
mittler zum Empfänger vorgelassen oder musste er die betreffende Nachricht nur
seinem Kanzleipersonal abgegeben? Sollte er am Ende gar unauffällig Neuigkeiten
aus dem Umfeld des Empfängers in Erfahrung bringen?65 Als Zeichen der Über-
mittlungspraxis muss daher auch die Geschwindigkeit angesehen werden, mit wel-
cher eine Nachricht weitergeleitet wurde.66
Nach 1450 hatte die Bedeutung der Schriftlichkeit in allen untersuchten Städ-
ten zugenommen - auch im Bezug auf die Briefüberlieferung. Ob dies mit einer Be-

Herrschermedien, 2003, S. 103, Hayez, Les courriers, 1993, S. 49-62, Renouard, Les relations,
1941, ders., Papes d'Avignon, 1937, S. 1-29.
61 Siehe dazu Kap. Auswärtige Übermittler, Botenwesen zwischen Raumpräsenz und Informati-
onspolitik.
62 Siehe Kap. Zwischen direkter Übermittlung und Nachrichtennetzen.
63 Zeilinger, Lebensformen, 2007, S. 127-129, Kap. Choses Secreites - Übermittler als Kundschaf-
ter, Geheimboten und Spione.
64 So etwa in Bern, wo den ausschliesslich für den Nachrichtenaustauch mit dem Untertanenge-
bieten bestimmten Zuboten nur die hölzernen Insignien der Stadt mitgegeben wurden, mehr
dazu in Kap. Stadtläufer, Botenbüchsen.
65 Diese, in den Freiburger Rechnungsquellen als enserchier bezeichnete Kundschaftertätigkeit
wurde hier häufig von Weibeln wahrgenommen, welche die Gäste des Rates als Tross begleite-
ten, vgl.: Hübner, Minderer Gesandter, 2007, S. 191-202, dazu auch Kap. Weibel, Aufgaben in
Nachrichtenübermittlung und Diplomatie, Choses Secreites - Übermittler als Kundschafter,
Geheimboten und Spione.
66 Siehe auch Kap. In der yl - Geschwindigkeit der Nachrichtenübermittlung.
 
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