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Hübner, Klara
Im Dienste ihrer Stadt: Boten- und Nachrichtenorganisationen in den schweizerisch-oberdeutschen Städten des späten Mittelalters — Mittelalter-Forschungen, Band 30: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34908#0198

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5.2. Die technische Seite spätmittelalterlicher Informationsübermittlung

185

spielten in diesem Fall eine untergeordnete Rolle. Die Neuigkeit vom Sieg über Bur-
gund war nur eine von mehreren Nachrichten, die der Solothurner Rat zu Jahresbe-
ginn 1477 im Kontext der Belagerung von Nancy an Bern weiterleitete. Was für den
Bündnisraum um Konstanz dokumentiert ist, zeigte sich auch hier. So wurde schon
die Information über den Schlachtbeginn am St. Nikolaustag an Bern weiterge-
reicht.84 Zudem gab der Rat die Nachrichten nachweislich auch an seinen nächsten
Nachbarn Biel weiter, womit sich Solothurn auch lokal als Nachrichtenzentrum ver-
ortete.85 Es war nicht das letzte Mal, dass sich Solothurner Läufer bei der Übermitt-
lung kriegsrelevanter Nachrichten im Westschweizer Raum profilierten. Beim Sieg
der Eidgenossen bei Pavia 1512, gehörten Solothurner und Freiburger Läufer zu je-
nen Boten, die dafür in Bern mit dem bottenbrot belohnt wurden.86

5.2.4. Stafetten
Nachrichtenübermittlung über zumeist berittene Stafetten stellte neben der direk-
ten Übermittlung und jener über lockere Nachrichtennetze vermutlich die bestor-
ganisierte Form spätmittelalterlicher Nachrichtenwesen dar, weshalb ihr in der ein-
leitend besprochenen posthistorischen Forschung die grösste Aufmerksamkeit
zuteil wurde.87 Für Zeitgenossen blieb sie allerdings stets nur eine von mehreren
Möglichkeiten, da sie als aufwendig und teuer galt. Um eine grösstmögliche Effizi-
enz zu gewährleisten, waren die Übermittler nämlich auf eine Infrastruktur in ent-
sprechenden räumlichen Abständen angewiesen - in erster Linie frische Pferde,
eine Unterkunft und Verpflegung, eventuell einen Ersatzmann - deren ständige
Verfügbarkeit gewährleistet sein musste. Der Unterhalt solcher Postenlinien lohnte
sich daher nur, wenn regelmässig Nachrichten über lange Distanzen transportiert
werden mussten. Deshalb teilten sich im Spätmittelalter manche Herrschaftsträger
die Unterhaltskosten solcher Botenposten, erlaubten allenfalls auch eine Mitbenut-
zung durch die private Nutzer, wobei aus Gründen der Rentabilität wohl auch feste
Kurszeiten eingeführt wurden.88 Insofern stellten Postenlinien durchaus Vorformen
der Postorganisationen dar, wie sie besonders in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhun-
dert aufkamen.89
Die Vorzüge der Übermittlung über Botenposten waren auch in grösseren
Städten nicht unbekannt, was die bereits erwähnten Nürnberger Ordinarii-Boten
zeigen, die ab 1484 einen halböffentlichen Kurierdienst anboten.90 An ihnen zeigt
sich aber auch, dass in der Forschung aufgrund der zentralen Organisationsfrage
kaum zwischen den vielfältigen Formen von Botenposten unterschieden wurde. Da
waren etwa die infrastrukturell und finanziell gut dotierten, berittenen Kurierli-
nien, die von den europäischen Königs- und Fürstenhöfen unterhalten wurden und
84 Item hans walcker viii s gen bern als die knecht zu nanse den angriff tun wollten, in: StaSO, BB 25/22
(1476), S. 105.
85 Siehe ebenfalls: StaSO, BB 25/22 (1476), S. 105.
86 StaBE, B VII452, Stadtrechnung 1512 / II, S. 30.
87 Vgl. Einleitung.
88 Müller, Fischersche Post, 1917, S. 22.
89 Vgl. Behringer, Thurn und Taxis, 1990.
90 Sporhan-Krempel, Nachrichtenzentrum, 1968, S. 14, siehe auch Kap. Stadtläufer.
 
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