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Dendorfer, Jürgen [Bearb.]
Das Lehnswesen im Hochmittelalter: Forschungskonstrukte - Quellenbefunde - Deutungsrelevanz — Mittelalter-Forschungen, Band 34: Ostfildern, 2010

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Patzold, Steffen,: Ein klösterliches Lehnswesen? Der Zusammenhang von Besitz und personalen Bindungen im Spiegel von Klosterchroniken des 12. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.34751#0104

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Steffen Patzoed

Ein klösterliches Lehnswesen?

Der Zusammenhang von Besitz und personalen Bindungen
im Spiegel von Klosterchroniken des 12. Jahrhunderts

1. Einleitung
Hochmittelalterliche Klosterchroniken sind keine lehnrechtlichen Traktate. Den
Mönchen, die im 12. lahrhundert Geschichte schrieben, war es nicht darum zu
tun, grundsätzliche Fragen des Verhältnisses zwischen Herren und Dienenden zu
klären oder umfassend den Rechtsstatus derjenigen Güter zu beschreiben, die sie
beneficium oder feudum nannten. Sie wollten Informationen über die Vergan-
genheit festhalten, die ihnen für die Gegenwart und die Zukunft ihres Klosters
bedeutsam und nützlich schienen1. Dafür war allerdings mehr zu notieren als nur
eine Liste historischer Ereignisse, in die das Kloster im Laufe der Zeiten ver-
wickelt worden war. Denn von Nutzen konnte späteren Generationen auch
anderes sein: Wichtig war es beispielsweise, die Wohltäter der eigenen Abtei zu
kennen und einen Überblick zu erhalten über alle Güter, mit denen diese Gönner
das Kloster gefördert hatten. Hilfreich mochte aber auch eine Übersicht über
diejenigen Besitztümer sein, die der eigenen Gemeinschaft entfremdet worden
waren. Viele Mönche, die die Geschichte ihres Klosters schrieben, legten daher
Wert auf zweierlei: Sie dokumentierten den Besitz ihrer Gemeinschaft und dessen
Veränderungen im Laufe der Geschichte, und sie gaben Auskunft über die
sozialen Beziehungen, die ihr Kloster mit seiner Umwelt unterhielt. Aus diesem
Grund versprechen Klosterchroniken einen Einblick auch in das Thema dieses

1 Vgl. grundlegend zur Historiographie des 12. Jahrhunderts Hans-Werner Goetz, Geschichts-
schreibung und Geschichtsbewußtsein im hohen Mittelalter (Orbis mediaevalis 1), Berlin 1999;
speziell zur Gattung der »Gesta abbatum« auch Michel Sot, Gesta episcoporum. Gesta abbatum
(Typologie des sources du moyen âge occidental 37), Turnhout 1981, zu klösterlichen Grün-
dungsgeschichten JÖRG KÄSTNER, Historiae fundationum monasteriorum. Frühformen monas-
tischer Institutionsgeschichtsschreibung im Mittelalter (Münchener Beiträge zur Mediävistik und
Renaissance-Forschung 18), München 1974.
 
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