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Büttner, Andreas
Der Weg zur Krone: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,1: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34718#0298

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Heinrich VII. (1308/09)

283

halt vor Aachen als Königslager interpretierte,^ obgleich man die Glaubwürdigkeit
seiner Angaben nicht allzu hoch veranschlagen dürfen wird
Mehr noch als bei früheren Königen lässt sich also im Falle Heinrichs VII. über die
Phase zwischen Wahl und Krönung nur spekulieren. Geht man davon aus, dass Otto-
kars Ausschmückungen ein wahrer Kern zugrunde liegt, so hätte sich der neugewählte
König zunächst zurück in seine Grafschaft begeben, um dann nach Weihnachten nach
Aachen zu ziehen.^ Nach Jean d'Outremeuse wäre Heinrich hingegen sehr bald nach
seiner Wahl gen Aachen gezogen, um die Kurfürsten dort zu erwarten, während die
Gesta Baldewini und mit ihr Johannes Trithemius von einer gemeinsamen Reise ausge-
hen, ohne selbst jedoch mit ihrer Darstellung völlig überzeugen zu können. Da jegliche
Urkunden des erwählten Königs für diesen Zeitraum fehlen und der Fall Adolfs von
Nassau zu einer gewissen Vorsicht hinsichtlich des in den Quellen geschilderten direk-
ten Krönungsgeleits von Frankfurt nach Aachen mahnt,^ muss der genaue Ablauf der
Vorgänge offen gelassen werden. Möglicherweise kehrte Heinrich nach seiner Wahl zu-
nächst in seine Grafschaft zurück und begab sich dann, möglicherweise die Mosel und
den Rhein hinab, zu seiner Krönung nach Aachen. Vielleicht begab er sich jedoch auch
direkt von Frankfurt aus allein dorthin, oder verblieb zunächst eine Weile in Frankfurt,
um dann zusammen mit den Kurfürsten nach Aachen zu ziehen A"

5.7.3 Die Krönung an Epiphanias:
Die erste Verwendung des spätmittelalterlichen Krönungsordo?
Heinrichs Krönung fand an Epiphanias statt, dem 6. Januar 1309.^' Ob er und die Kur-
fürsten die Stadt erst an diesem Tag oder bereits etwas früher betraten, geht aus den

581 Siehe hierzu zusammenfassend unten, Kapitel 6.4. Auch zu 1314 geht Jean d'Outremeuse expli-
zit davon aus, dass die beiden Elekten Ludwig und Friedrich durch einen Kampf (NfaF?c) vor
Aachen bestimmen wollten, wer dort gekrönt werde (siehe unten, Anm. 884).
582 Das sich an den Artikel des Lexikon des Mittelalters anschließende Urteil über die »starke Fik-
tionalität« bei RI VI,4,1 Nr. 8 dürfte eher auf die frühere Darstellungszeit des Werkes zu bezie-
hen sein (vgl. GoossE/FERRY-HuE, Jean d'Outremeuse, S. 828f.). Für das 14. Jahrhundert fehlen
eigene Untersuchungen zu dieser Frage, doch zeigt bereits die stark übertriebene Liste der bei
Heinrichs Krönung anwesenden Fürsten (unten, Anm. 619) oder die falsche Angabe über des-
sen fünfundzwanzigtägigen Aufenthalt in Aachen (unten, Anm. 618), dass man bestenfalls ver-
suchen kann, aus Jean d'Outremeuses Berichten als wahr in Frage kommende Einzelaspekte
herauszufiltern. Vgl. zur mangelnden Glaubwürdigkeit auch unten, Anm. 772.
583 Hierfür spricht auch, dass Heinrich offenbar nicht gewillt war, vor seiner Krönung besonders
als UccfMS aktiv zu werden. Hierauf deuten die geringe Dichte der bereits in Frankfurt erlasse-
nen Urkunden sowie sein Datierungsbrauch hin (siehe unten, Kapitel 7.1).
584 Siehe oben, Kapitel 5.4.2.
585 Der Kölner Erzbischof wäre in diesem Fall vorausgereist (siehe oben, Anm. 575), wie es auch
bereits bei früheren Krönungen der Fall war.
586 So die überwältigende Mehrheit der historiographischen Quellen: Continuatio Sancrucensis III.
ad a. 1309, S. 734; Annales Halesbrunnenses maiores ad a. 1308, S. 48, mit Verweis auf das fol-
gende Jahr; Continuationes chronici Martini Oppaviensis. Continuatio imperatorum Saxonica,
S. 252; Annales Lubicenses ad a. 1308, S. 421; Johann von Viktring, Liber certarum historiarum,
1. IV, Rec. A, S. 9; Rec. B. D. A2, S. 33; Gesta Baldewini, 1. II, c. 2, S. 205 (sowie Cod. Trever. 1462,
ebd., S. 204, Anm. c); Gesta abbatum Trudonensium. Continuatio tertia. Pars II, S. 412; Bernhard
Guidonis, Flores chronicorum, S. 718; Annales Gandenses ad a. 1308, S. 594; Annales Moguntini
ad a. 1309, S. 3; Matthias von Neuenburg, Chronik, c. 37 S. 77; Ottokars Österreichische Reim-
 
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