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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,1: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34718#0353

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338

Herrschererhebungen des Spätmittelalters

scheinen vor Aachen auch die dortige Krönung zu sichern/^ yor Speyer ging es dann
um den Besitz des Eisass als der dritten entscheidenden Region des Reichs/^ die Fried-
rich zusammen mit Schwaben sogar als cor Alemanzo bezeichnete. Durch Ludwigs Ab-
zug fiel dieser Raum fast vollständig an den Habsburger/^' der so nach seinem eher
schlechten Start am Wahl- und Krönungsort wieder Boden gut machen konnte. Was
folgte waren prächtige Inszenierungen dieser neu gewonnen Herrschaft, sowohl durch
die Hochzeit in Ravensburg als auch durch den mit der Krönung der Königin und der
Zurschaustellung der Reichskleinodien verbundenen ersten Hoftag in Basel A'
Dass die Hagenauer Bürger ihre Anerkennung des neuen Königs von dessen mili-
tärischem Erfolg abhängig machen konnten, verweist dabei auf das Spezifikum der da-
maligen Herrschaft, das bei problematischen Herrschererhebungen besonders deutlich
wurde: Es galt das neue Königtum in mehreren entscheidenden Räumen durchzuset-
zen und die Anerkennung als Herrscher zu erwirken, statt durch die Krönung an ei-
nem zentralen Traditionsort gleichsam automatisch überall allgemeingültige Geltung
erlangen zu können. Gleichzeitig konnte die Weihe von Friedrichs Frau in Basel, ver-
bunden mit der Heilstumsweisung, zwar die Legitimität des Habsburgers untermau-
ern, doch dürfte ihr wohl kaum eine über dessen derzeitigen Herrschaftsbereich hin-
ausgehende Wirkung zuzuschreiben sein: Sie mochte sein Ansehen steigern und seine
Königsherrschaft in dieser unsicheren Zeit festigen, aber die Reichsstädte um Frankfurt
oder der Krönungsort Aachen liefen deswegen nicht auf seine Seite über.
Nach Wahl und Krönung als den beiden herrschaftsbegründenden Akten begann
so der Kampf um die admznzsüaczo im Reich, die es mit »Geschenken, Macht und ande-
ren Mitteln« zu erlangen galt, wie einer der Chronisten die folgenden Jahre treffend
zusammen fasste.^ Wie so häufig in Kriegen hoffte man auch in diesem Fall auf ein
baldiges Ende der Auseinandersetzungen/^ doch anders als erwartet sollte der Thron-

884 Jean d'Outremeuse, Ly myreur des histors, 1. III, S. 203 ging sogar so weit, eine Übereinkunft der
beiden Elekten anzunehmen, dass der, der vor Aachen im Kampf siege, dort gekrönt werden
solle: Mains z'dz/z/fydz's par ies prz'zzc/zes I acorf ezzfre eaz/x, /?r/'z'dz proz'ezzf d At/s azzzMoz's d fezle pz/z'ssazzce
/?z/'z'dz poroz'ezzf arzoz'r ef assezzzMez'r, e /?r/z poro/Y ie regne parydrc/ze de bdadze oHezzz'r, c/zz's sero/Y corozzez's.
885 Auch Albrecht von Habsburgs Wege führten ihn nach seinem Sieg über König Adolf zuerst
nach Frankfurt, Straßburg und Aachen, bevor er dann seinen ersten Hoftag in Nürnberg ab-
hielt.
886 Vgl. hierzu THOMAS, Ludwig der Bayer, S. 74f. und 79f.
887 Wie sehr die für die Erforschung der Wahl- und Krönungsrituale zur Verfügung stehenden
Quellen durch spezifische Faktoren bestimmt waren, zeigt sich hier besonders deutlich: Hätte
nicht die Notwendigkeit bestanden, den fernen königlichen Schwiegervater oder die Mutter ei-
ner der spanischen Dienerinnen der Königin über die Fortschritte Friedrichs und seiner Frau
auf ihrem Weg zur Königskrone zu unterrichten, so würde an vielen Stellen die Überlieferung
deutlich dünner ausfallen oder sogar, wie im Falle der vermeintlichen Doppelhochzeit in Basel,
zur Rekonstruktion eines gänzlich anderen Ereignisverlaufs führen.
888 Heinrich Taube von Selbach, Chronik, S. 31: Ffz'z A/o ... z'zz Asco/A'/! doch, z/f predz'czYz/r, de adzzzz'zzz's-
fracz'ozzo regzzz z'zz Aiazzzazzz'a sc z'zzfrozzzz'serz/zzf ef /yz/zlzhef eorz/zzz prz'zzcz'pes, dozzzz'zzos, czüz'fafes, opz'da, Adas
res ef dozza ada ad regzzz/zzz perfz'zzezzcz'a per zzzz/zzera, pofezzcz'azzz ef ados zzzodos, /?z/z'dz/s pofz/d, sz'dz aüraxd,
ex /?z/o zzzaxz'zzza scz'szzza z'zzfer dozzzz'zzos ef adas fz/rdacz'o ferro graAs exfz'fz'f sz/dsecz/fa, /?z/o dz/raAf z/s/?z/o ad
capcz'ozzezzz z'psz'z/s Frz'dorz'cz. Vgl. auch Chronicon Leodiense usque ad a. 1402, S. 274: Ff sz'c z'zz Aio-
zzzazzzzz'a dz/o reges corozzafz sz/zzf; /?z/aro gz/erra zzzagzza z'zzfer eos pro corozza orfa esf, /?z/o dez'zzceps dz/raAf
per fozzgz/zzz fezzzpz/s.
889 Am 29. November 1314 wurde in einem Vertrag zwischen Herzog Leopold und Graf Wilhelm
von Montfort in Betracht gezogen, dass der Krieg in Kürze enden könnte (Regesta Habsbur -
gica III Nr. 30). Vier Monate später war der Erzbischof von Köln gegenüber Jakob von Aragon
 
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