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Burkhardt, Julia; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Reichsversammlungen im Spätmittelalter: politische Willensbildung in Polen, Ungarn und Deutschland — Mittelalter-Forschungen, Band 37: Ostfildern, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.34753#0105

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C. Ungarische Reichsversammlungen

zu, dass Ungarn, sollte der König ohne legitimen männlichen Erben sterben,
den Habsburgern zufallen würdet Auch die klaren Vertragsbestimmungen
vermochten die Auseinandersetzung zwischen den beiden Herrschern nicht
dauerhaft zu befrieden. Sie wurde in den folgenden Jahrzehnten politisch und
militärisch in verschiedenen Regionen, etwa in Böhmen oder in den österrei-
chischen Erbgebieten, fortgeführt. '
Grundsätzlich verwendete König Mätyäs, dies ist sicherlich als Charakte-
ristikum seiner Herrschaft anzusehen, viele Mühen und Ressourcen darauf,
Ungarn in grenzübergreifende Kooperationen einzubinden und eine hervor-
ragende diplomatische Vernetzung herzustellen.^ Militärisch trat der König
vor allem durch sein Engagement im Kontext der Kriege gegen den von Papst
Paul II. als Utraquist exkommunizierten böhmischen König Jiri (Georg) von
Podebrad und gegen die in die ungarischen Südgebiete vorrückenden Osma-
nen hervor. Dabei erfuhr er von der Kurie wie auch von verschiedenen itali-
enischen Stadtstaaten finanzielle Unterstützung.^ Die energisch geführte Au-
ßenpolitik bedeutete für das Königreich freilich einen hohen Finanzaufwand,
zu dessen Deckung sich der König regelmäßig bei Vertretern des Adels um
die Zustimmung zur Erhebung einer außerordentlichen Steuer bemühte. Uber
solche Anliegen und weitere Angelegenheiten des Königsreichs wurde im Rah-
men der Reichs Versammlungen, die der König beinahe jährlich einberief, bera-
ten, verhandelt und entschieden.

50 NEHRiNG, Matthias Corvinus, Kaiser Friedrich III. und das Reich, S. 15f. Eine detaillierte Dar-
stellung der Auseinandersetzung um die Stephanskrone bietet die Arbeit von Brigitte Hal-
ler: HALLER, Friedrich III. und die Stephanskrone. Auf der Grundlage der Vereinbarung von
Wiener Neustadt erhoben Friedrich III. und sein Sohn Maximilian I. nach Mätyäs' Tod 1490
Ansprüche auf die ungarische Krone. Gewählt und gekrönt wurde jedoch der böhmische Kö-
nig Vladislav II., dessen Herrschaft Maximilian I. schließlich im Pressburger Vertrag von 1491
anerkannte. Zur Nachfolgekonkurrenz vgl. SrEKNER, Contenders for the Throne.
51 Karl Nehring sprach in diesem Zusammenhang sogar von einem »hunyadisch-habsburgi-
schen Gegensatz«. Nach wie vor gibt seine Studie den wohl besten Überblick über die zahlrei-
chen Konflikte, die zwischen Mätyäs Hunyadi und Friedrich III. ausgefochten wurden: NEH-
RING, Matthias Corvinus, Kaiser Friedrich III. und das Reich.
52 Zu den diplomatischen Beziehungen Ungarns vgl. die Darlegungen in C.IV.l.
53 Zur Entwicklung des böhmischen-ungarischen Konflikts nach der Mätyäs' Wahl zum böhmi-
schen König (1469) vgl. die aktuelle Darstellung von ANTONiN KALOus, Mätyäs Korvin, bes.
Kapitel 4 »S novou korunou« sowie Kapitel C.111.1.
 
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