2.2. Die Heiratspläne für Heinrich (VII.)
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nicht zufällig.^ Offenbar waren gerade diejenigen Großen nach Italien gereist, die der
Bitte des Kaisers, den Kreuzzug zu unterstützen, nachkommen wollten.^ Indem sie
dem Kaiser bei den Verhandlungen in San Germano den Rücken stärkten, war ihre
Anwesenheit eine unter den damaligen Bedingungen hoch willkommene politische Hil-
feleistung. So konnte am 25. Juli 1225 ein neuer Vertrag zwischen dem Kaiser und der
Kurie abgeschlossen werden, welcher die Verschiebung des Kreuzzuges bis August 1227
festschrieb.^i
Der Auftritt der Deutschen in San Germano war somit nicht nur Folge der Ver-
handlungen um die Verheiratung Heinrichs (VII.),^ sondern zugleich Resultat der
auf (MGH SS XXX/1, S. 611), darunter befanden sich auch die landgräflichen Boten
von 1225, Schenk Rudolf und Truchseß Hermann, sowie der Chronist, Kaplan Berthold, selbst.
Der Herzog von Österreich erhielt am 20.10.1227 ein päpstliches Dankschreiben wegen seiner
Unterstützung für die vielen Kreuzfahrer aus seinen Landen (BF 6713).
89 Immerhin rekrutierte sich aus dem Kreis der in San Germano persönlich bzw. durch Boten
anwesenden Fürsten schon fast die Hälfte der fürstlichen und gräflichen Kreuzzugsteilnehmer
von 1227. In Brindisi waren 1227 noch drei weitere Bischöfe (von Augsburg, Hildesheim und
Naumburg) sowie der Herzog von Limburg mit von der Partie, dazu einige Grafen.
9° Als Hermann von Salza im März 1224 vom Kaiser zu seiner zweiten Werbereise in Sachen
Kreuzzugsunternehmen nach Deutschland abgeschickt wurde, schrieb Friedrich II. an Papst
Honorius III., er habe beabsichtigt, persönlich zu Verhandlungen mit den deutschen Fürsten
nach Deutschland zu reisen, sei aber durch die Entwicklungen in Sizilien daran gehindert
worden, vgl. BF 1516 = EDUARD WiNKELMANN (Hg.), Acta imperii inedita, Bd. 1: Seculi XIII:
Urkunden und Briefe zur Geschichte des Kaiserreichs und des Königreichs Sicilien in den
Jahren 1198 bis 1273, Innsbruck 1880, Nr. 261, hier S. 138. Umgekehrt kann nun aber Hermann
auf seiner Deutschlandreise die zu einem Kreuzzug bereiten Fürsten (unter denen schon im
genannten Brief der Thüringer und der Österreicher hervorgehoben werden) eingeladen haben,
nach Italien zum Kaiser zu kommen. Sie kamen, präsentierten dem Kaiser aber auch sogleich
die Gegenrechnung! Zum Werben Friedrichs um die Kreuzzugsteilnahme des Babenbergers in
den Jahren vor 1225 siehe auch HECHELHAMMER, Kreuzzug, S. 194; WiNKELMANN, Friedrich II.,
Bd. 1, S. 201.
91 BF 1569 = HuiLLARD-BREHOLLES, Historia diplomatica, Bd. 2, S. 501ff. Richard von San
Germano betont in seiner Chronik, dass die Lektion des Vertrages und seine Beeidung durch
den Kaiser „greseHühas tpuhasdam AUmaum/ gn'Hc;J#as" erfolgte, vgl. CARLO A. GARUEi (Hg.),
Richard uon San Germano: Ryccardi di Sancto Germano Notarii Chronica (Muratori: Rerum
Italicarum scriptores, 7/2), 2. erw. Aufl., Bologna 1938, S. 121. Angesichts der Bedeutung von
Zeugenschaften bei Rechtsakten (dazu die Ausführungen auf S. 75f.), kann dies als Indiz für
eine aktive Involvierung der deutschen Fürsten in den Vertragsabschluss gewertet werden.
Dass die genannten Fürsten 1225 schon ein bindendes Teilnahmeversprechen ablegten, ist
zwar nicht zu beweisen, aber angesichts der genannten Koinzidenz doch wahrscheinlich.
Landgraf Ludwig hatte ja schon 1224 Bereitschaft zur Kreuznahme gezeigt (siehe vorige
Anm.), Bischof Oliver gehörte ohnehin zu den Kreuzzugsaktivisten, Leopold hatte gerade erst
mit Konrad von Urach verhandelt. Interessant ist das Erscheinen des späteren Kreuzfahrers
Bischof Eckhard von Merseburg in San Germano, denn er kann, anders als der Bamberger
und der Regensburger Bischof, der Herzog von Kärnten und der Markgraf von Istrien, nicht
als Begleiter Herzog Leopolds angesprochen werden. Gerade bei ihm liegt es nahe, den Grund
seines Aufenthalts am Kaiserhof in der Kreuzzugsfrage zu suchen. Er scheint gemeinsam mit
den thüringischen Gesandten sowie einigen Deutschordensbrüdern gereist zu sein, siehe dazu
unten S. 116f.
92 Auch im Falle des in San Germano genannten Kölner Gesandten Bernhard von Horstmar liegt
der Bezug zu den Heiratsverhandlungen auf der Hand, denn Bernhard war gerade deswegen
im März zum Kaiser gegangen (REK III/1, Nr. 482 und 488, dazu HECHELHAMMER, Kreuzzug,
S. 162). Engelbert setzte hierauf seine letzten Hoffnungen (siehe oben S. 103, Anm. 58), doch
erlitt er nunmehr eine Abfuhr, die ihm vom Kaiser - offenbar in direkt kompensatorischer
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nicht zufällig.^ Offenbar waren gerade diejenigen Großen nach Italien gereist, die der
Bitte des Kaisers, den Kreuzzug zu unterstützen, nachkommen wollten.^ Indem sie
dem Kaiser bei den Verhandlungen in San Germano den Rücken stärkten, war ihre
Anwesenheit eine unter den damaligen Bedingungen hoch willkommene politische Hil-
feleistung. So konnte am 25. Juli 1225 ein neuer Vertrag zwischen dem Kaiser und der
Kurie abgeschlossen werden, welcher die Verschiebung des Kreuzzuges bis August 1227
festschrieb.^i
Der Auftritt der Deutschen in San Germano war somit nicht nur Folge der Ver-
handlungen um die Verheiratung Heinrichs (VII.),^ sondern zugleich Resultat der
auf (MGH SS XXX/1, S. 611), darunter befanden sich auch die landgräflichen Boten
von 1225, Schenk Rudolf und Truchseß Hermann, sowie der Chronist, Kaplan Berthold, selbst.
Der Herzog von Österreich erhielt am 20.10.1227 ein päpstliches Dankschreiben wegen seiner
Unterstützung für die vielen Kreuzfahrer aus seinen Landen (BF 6713).
89 Immerhin rekrutierte sich aus dem Kreis der in San Germano persönlich bzw. durch Boten
anwesenden Fürsten schon fast die Hälfte der fürstlichen und gräflichen Kreuzzugsteilnehmer
von 1227. In Brindisi waren 1227 noch drei weitere Bischöfe (von Augsburg, Hildesheim und
Naumburg) sowie der Herzog von Limburg mit von der Partie, dazu einige Grafen.
9° Als Hermann von Salza im März 1224 vom Kaiser zu seiner zweiten Werbereise in Sachen
Kreuzzugsunternehmen nach Deutschland abgeschickt wurde, schrieb Friedrich II. an Papst
Honorius III., er habe beabsichtigt, persönlich zu Verhandlungen mit den deutschen Fürsten
nach Deutschland zu reisen, sei aber durch die Entwicklungen in Sizilien daran gehindert
worden, vgl. BF 1516 = EDUARD WiNKELMANN (Hg.), Acta imperii inedita, Bd. 1: Seculi XIII:
Urkunden und Briefe zur Geschichte des Kaiserreichs und des Königreichs Sicilien in den
Jahren 1198 bis 1273, Innsbruck 1880, Nr. 261, hier S. 138. Umgekehrt kann nun aber Hermann
auf seiner Deutschlandreise die zu einem Kreuzzug bereiten Fürsten (unter denen schon im
genannten Brief der Thüringer und der Österreicher hervorgehoben werden) eingeladen haben,
nach Italien zum Kaiser zu kommen. Sie kamen, präsentierten dem Kaiser aber auch sogleich
die Gegenrechnung! Zum Werben Friedrichs um die Kreuzzugsteilnahme des Babenbergers in
den Jahren vor 1225 siehe auch HECHELHAMMER, Kreuzzug, S. 194; WiNKELMANN, Friedrich II.,
Bd. 1, S. 201.
91 BF 1569 = HuiLLARD-BREHOLLES, Historia diplomatica, Bd. 2, S. 501ff. Richard von San
Germano betont in seiner Chronik, dass die Lektion des Vertrages und seine Beeidung durch
den Kaiser „greseHühas tpuhasdam AUmaum/ gn'Hc;J#as" erfolgte, vgl. CARLO A. GARUEi (Hg.),
Richard uon San Germano: Ryccardi di Sancto Germano Notarii Chronica (Muratori: Rerum
Italicarum scriptores, 7/2), 2. erw. Aufl., Bologna 1938, S. 121. Angesichts der Bedeutung von
Zeugenschaften bei Rechtsakten (dazu die Ausführungen auf S. 75f.), kann dies als Indiz für
eine aktive Involvierung der deutschen Fürsten in den Vertragsabschluss gewertet werden.
Dass die genannten Fürsten 1225 schon ein bindendes Teilnahmeversprechen ablegten, ist
zwar nicht zu beweisen, aber angesichts der genannten Koinzidenz doch wahrscheinlich.
Landgraf Ludwig hatte ja schon 1224 Bereitschaft zur Kreuznahme gezeigt (siehe vorige
Anm.), Bischof Oliver gehörte ohnehin zu den Kreuzzugsaktivisten, Leopold hatte gerade erst
mit Konrad von Urach verhandelt. Interessant ist das Erscheinen des späteren Kreuzfahrers
Bischof Eckhard von Merseburg in San Germano, denn er kann, anders als der Bamberger
und der Regensburger Bischof, der Herzog von Kärnten und der Markgraf von Istrien, nicht
als Begleiter Herzog Leopolds angesprochen werden. Gerade bei ihm liegt es nahe, den Grund
seines Aufenthalts am Kaiserhof in der Kreuzzugsfrage zu suchen. Er scheint gemeinsam mit
den thüringischen Gesandten sowie einigen Deutschordensbrüdern gereist zu sein, siehe dazu
unten S. 116f.
92 Auch im Falle des in San Germano genannten Kölner Gesandten Bernhard von Horstmar liegt
der Bezug zu den Heiratsverhandlungen auf der Hand, denn Bernhard war gerade deswegen
im März zum Kaiser gegangen (REK III/1, Nr. 482 und 488, dazu HECHELHAMMER, Kreuzzug,
S. 162). Engelbert setzte hierauf seine letzten Hoffnungen (siehe oben S. 103, Anm. 58), doch
erlitt er nunmehr eine Abfuhr, die ihm vom Kaiser - offenbar in direkt kompensatorischer