Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Gramsch, Robert
Das Reich als Netzwerk der Fürsten: politische Strukturen unter dem Doppelkönigtum Friedrichs II. und Heinrichs (VII.) 1225 - 1235 — Mittelalter-Forschungen, Band 40: Ostfildern, 2013

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34756#0160
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2.6. Weitere Folgen des Engelbert-Mordes

159

2.6. Weitere Folgen des Engelbert-Mordes

Nach der Ermordung Erzbischof Engelberts und dem Überraschungsangriff des Herzogs
von Limburg gegen die kölnische Burg Valanz befand sich das Kölner Erzbistum in
einer prekären Situation, die die möglichst rasche und einvernehmliche Erhebung eines
Nachfolgers erforderlich machte.^' Am 15. November trat das Wahlgremium in Köln
zusammen und einigte sich unter Vermittlung des aus Trier herbeigeeilten Erzbischofs
Dietrich von Wied, eines engen Freundes des Ermordeten,^ auf den Bonner Propst
Heinrich von Müllenark, den Cousin des Domvogtes Heinrich III. von Sayn. Auch wenn
Heinrich von Sayn nicht zu den führenden Dynasten des Kölner Lehnshofes zählte, war
er in der Folge eine sehr wichtige Stütze des Erzbischofs.^ Vor allem aber war mit
der Wahl Heinrichs von Müllenark verhindert worden, dass etwa ein Klient Herzog
Walrams IV. von Limburg, welcher sich trotz der laufenden Feindseligkeiten persönlich
in Köln eingefunden hatte, zum Erzbischof gewählt wurde. Heinrich von Müllenark
verpflichtete sich eidlich dem Domkapitel, die Mörder Erzbischof Engelberts energisch
zu verfolgen. Quasi als erste Amtshandlung verweigerte er Herzog Walram und dessen
Sohn Heinrich wegen des Angriffes auf Valanz die Belehnung mit den Kölner Lehen,
auch die Stadt Köln fiel wegen ihrer Allianz mit dem Limburger in Ungnade.^ Für
sein weiteres Vorgehen gegen die Engelbert-Mörder suchte der Erzbischof hingegen
die Anlehnung an das Reich. Gesandte der Kölner Kirche machten sich zusammen mit
Erzbischof Dietrich von Trier auf den Weg nach Nürnberg, wo sie bei den Feierlichkeiten
anlässlich der Verheiratung König Heinrichs (VII.) ihren Auftritt hatten.
Die Doppelhochzeit von Nürnberg (29.11.-1.12.1225) wurde vor allem von süd-
deutschen Fürsten besucht, aus den Rheinlanden kam außer Erzbischof Dietrich nur
noch Markgraf Hermann von Baden, aus Norddeutschland der Herzog von Sachsen, der
Schwiegersohn Herzog Leopolds VI.^ Anwesend war auch der Herzog von Bayern,
der offenbar inzwischen Frieden mit dem Babenberger geschlossen hatte.^ Allerdings
fehlten die mit Leopold VI. verbündeten meranischen Brüder Herzog Otto I. und Mark-
graf Heinrich von Istrien. Über Gründe ihres Fehlens zu spekulieren, ist naturgemäß
riskant, doch könnte der noch schwelende Konflikt mit dem Bayernherzog eine Rolle
gespielt haben, denn es ist in der Tat nur sehr selten zu beobachten, dass akut miteinan-
der verfeindete Akteure auf der Ebene von Reichsversammlungen direkt aufeinander
trafen.^?
291 Vg], im Folgenden MATSCHA, Heinrich v. Müllenark, S. 86-89 mit weiterer Literatur. Zur Wahl
siehe auch REK 111/1, Nr. 570.
292 ygi (jjg Würdigung Engelberts in den Geste Trcucrorrzzn cozzfz'zzrzzzfzz, hg. von GEORG WAiTZ, in:
MGH SS XXIV, Hannover 1879, S. 368-414, hier: S. 399: „Ez:yz7&crhzs Coiozzz'czzsz's zzrdzz'cpz'scoprzs,
cohzznpzzzz ecdesz'e, cicrz zfeerzs (...) Crzz coz^czferzzfMS csf 77zeoz7erz'cMS Trcucrcz:sz's,/izcrrzz:f^rzc cor rzzazzzz
ei zzzn'znz! Mzzzz."
291 Hierzu MATSCHA, Heinrich v. Müllenark, S. 288-294; zur Beurteilung der Machtstellung des
Sayners insbes. S. 294 sowie auch GROTEN, Kölner Lehnshof, S. 13.
294 REK 111/1, Nr. 572f., dazu MATSCHA, ebda., S. 203-207 und 415-420.
291 Zur Nürnberger Doppelhochzeit vgl. BF 3993a-3996, insbes. 3995 (größte Teilnehmerliste),
dazu auch THORAU, Heinrich (VII.), S. 262ff.; ferner Luiz, Heinrich d. Erlauchte, S. 74ff. (zur
Verlobung des meißnischen Markgrafen Heinrich des Erlauchten, eines Neffen Ludwigs IV.,
mit Konstanze von Österreich); WERNER, Reichsfürst, S. 140A und 173A.
291 Dies muss nach dem Juni 1225 (Grazer Vertrag) geschehen sein, siehe oben S. 108 (Anm. 76).
292 Siehe hierzu unten S. 360f.
 
Annotationen