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Gramsch, Robert
Das Reich als Netzwerk der Fürsten: politische Strukturen unter dem Doppelkönigtum Friedrichs II. und Heinrichs (VII.) 1225 - 1235 — Mittelalter-Forschungen, Band 40: Ostfildern, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.34756#0168

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2.7. Wandlungen im „Netzwerk Reich" 1225/26

167

Rückkehr in die Heimat Häschern des Grafen von Geldern in die Hände. Er wurde an
Erzbischof Heinrich ausgeliefert und am 13. November 1226 in Köln gerädert.^
Selten ist ein so bedeutendes Grafenhaus in kurzer Zeit derart gründlich ausgerottet
und entmachtet worden wie das der Altena-Isenberger. In das Erbe teilten sich ehemalige
Gegner und Verbündete Erzbischof Engelberts: Die mächtigen Limburger vermochten
ihr Schäflein, das bergische Erbe, ins Trockene zu bringen. Östlich des Rheins übernahm
Graf Adolf von der Mark, ein Cousin Friedrichs, dessen Allode und kölnische Lehen.^
Geldern und Lippe profitierten indirekt in der geschilderten Weise. Betrachten wir
nochmals das genealogische Schema, welches die Einbindung des Grafenhauses in
den rheinländisch-westfälischen Adel zeigt, wird die Tragödie des Hauses Altena-Berg
besonders sinnfällig: Der dramatische Bruch zwischen den zwei agnatischen Linien, die
sich politisch nach kognatischer Seite hin umorientiert hatten, brachte dem Haus den
Untergang und schlug seinen Schwiegerverwandten zum Segen aus.^

2.7. Wandlungen im „Netzwerk Reich" 1225/26.
Das Reichsfreiheitsprivileg für Lübeck und die Ernennung
eines neuen Reichsverwesers

Wir sind in der Schilderung eines sehr turbulenten Jahres am Ende angekommen. Kom-
plex verflochtene Handlungsstränge galt es zu verfolgen, zahllose Nebenaspekte mussten
bedacht und erörtert werden. Um darüber die großen Linien des Geschehens nicht aus
den Augen zu verlieren, ist es nun an der Zeit, das Abstraktions- und Erklärungspotential
der Netzwerkanalyse für eine Zwischenbilanz zu nutzen. Betrachten wir deshalb erneut
das Strukturmodell des „Netzwerkes Reich", welches in Kapitel 2.1 vorgestellt worden
ist (Farbtafel 2). Es unterteilt sich zu Anfang des Jahres 1225 in drei (intern konfliktfreie)
Cluster - eine dominierende Fürstengruppe mit Bayern, Böhmen, Braunschweig, Mainz
und Köln als wichtigsten Vertretern (blau), eine Gruppe um Österreich, Meranien und
Limburg (hellblau) und der grün gekennzeichnete Verwandtschaftsverband um die
Herren von Lippe und den Erzbischof von Bremen.
Dieser netzwerkanalytische Befund ist in den Kapiteln 2.2 bis 2.6 wie folgt histo-
risch gedeutet worden: 1.) In der staufischen Ehefrage gelang es den Akteuren aus der
österreichisch-meranischen Gruppe (hellblau), im Bündnis mit dem „zwischen den Fron-
ten" stehenden Landgrafen von Thüringen die am Königshof einflussreichen Akteure
gesehen werden, dass die Zeitgenossen durchaus imstande waren, die „Sündenbock"-Rolle
der Isenberger zu durchschauen. Vgl. hierzu HoEDERATH, Isenberg, S. 124-129; MATSCHA,
Heinrich v. Müllenark, S. 195f.
324 Anstelle weiterer Literatur siehe nur MATSCHA, ebda.; REK 111/1, Nr. 599.
325 REK 111/1, Nr. 611; dazu MATSCHA, ebda., S. 194, 230f. Adolf von der Mark unterstützte den
neuen Erzbischof bei der Bekämpfung des Isenbergers. Er war ein Enkel des Eberhard von
Altena in männlicher Linie (fehlt in Farbtafel 21). Seine Ehefrau, Irmgard von Geldern, war
eine Cousine Erzbischof Engelberts und Schwester Graf Gerhards von Geldern.
32^ Siehe Farbtafel 21: In der Verschwörung standen die Vertreter der Altena-Linie, die isenbergi-
schen Brüder, gegen Engelbert, den letzten Sproß der Berg-Linie. Geldern, der Verbündete
Engelberts, war mit jenem kognatisch verbunden, die westfälischen Großen entsprechend mit
den Isenbergern.
 
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