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Gramsch, Robert
Das Reich als Netzwerk der Fürsten: politische Strukturen unter dem Doppelkönigtum Friedrichs II. und Heinrichs (VII.) 1225 - 1235 — Mittelalter-Forschungen, Band 40: Ostfildern, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.34756#0186

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3. Stellvertreter in stürmischen Zeiten.
Heinrich (VII.), Friedrich II. und die deutschen
Fürsten 1226 bis 1231
3.1. Entspannung und neuer Konflikt. Der Tod des welfischen
Pfalzgrafen Heinrich (1226/27)

Wie die detaillierte Erörterung der Ereignisse des Jahres 1225/26 im Kapitel 2 gezeigt hat,
kann eine Analyse des „Netzwerkes Reich", sprich, die mathematische Identifizierung
von Lagerbildungen (Clustern) unter den deutschen Fürsten, unser Verständnis von den
Hintergründen einer Vielzahl politischer Vorgänge und Prozesse wesentlich verbessern.
Wenn wir uns nun die Aufgabe stellen, auch die weitere Regierungszeit Heinrichs (VII.)
bis zu seinem Sturz 1235 unter netzwerktheoretischen Gesichtspunkten zu analysieren
und darzustellen, kann die bisherige Vorgehensweise grundsätzlich weiter befolgt wer-
den, sie ist zugleich aber auch zu modifizieren: Im weiteren Verlauf der Untersuchung
müssen wir in größeren Schritten voranschreiten, müssen größere Handlungsbögen
gespannt, Detailerörterungen zurückgedrängt werden. Dies ist zum einen ein Erforder-
nis der Forschungsökonomie. Zum anderen erfordert der reichspolitische Fokus dieser
Arbeit eine Konzentration auf das Wesentliche, auf die großen Linien der Politik. Dies ist
umso mehr angebracht, als die nun zu erörternde Periode des Königtums Heinrichs (VII.)
auch objektiv gesehen weniger dramatische Entwicklungen aufwies als das Krisenjahr
1225.
Das Ziel, die Geschichtsdarstellung im Folgenden weniger an historischen Details
als an strukturellen Gegebenheiten und prozesshaften Verläufen auszurichten, wird
durch den Erkenntnismodus der Netzwerkanalyse, auf einer hohen Abstraktionsebene
zu operieren, zweifellos begünstigt. Dies bedeutet freilich auch, dass die historische
Erzählung selbst abstrakter wird, dass sie sich geradezu einer eigenen Sprache bedienen
muss. Dies verleiht den folgenden Ausführungen auch von ihrer sprachlichen Gestaltung
her einen zuweilen eher experimentellen Charakter.
Wenn wir im Folgenden die konkrete historische Analyse mit abstrakt-analytischer
Betrachtung des Netzwerkmodells verbinden, so bilden künftig nicht länger die „Moment-
aufnahmen" einzelner Netzwerkzustände zu bestimmten Zeitpunkten die Grundlage der
Erörterung/ sondern die dauerhafteren, über ein Jahr gemittelten Clusterstrukturen, wel-
che sich mittels des in Kapitel 1.3.3 vorgestellten Verfahrens der Kerngruppenanalyse er-
mitteln lassen. Farbtafel 4 zeigt die Aufteilung des „Netzwerkes Reich" in Kerngruppen,
wie sie sich aus der Überblendung aller für 1225 ermittelten Netzwerkkonstellationen
ergibt.

1

Siehe die Farbtafeln 1 bis 3.
 
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